So, meine Damen und Herren und Sonstige, genau SO macht man Death Metal im Midtempo, ohne dass er zu Tode (sic!) langweilt. Die Dänen von BAEST haben mit ihrem vierten Studioalbum ihr Songwriting justiert und sich in Sachen Riffing dem klassischen Metal angenähert. Lässt man mal die harsh vocals von Simon Olsen beiseite, hat man es überwiegend mit Liedgut zu tun, dass z. B. den Alterspräsidenten dänischen Schwermetalls, MERCYFUL FALTE, oft gar nicht so fern ist. Ein größeres Kompliment kann man BAEST wahrscheinlich nicht machen, aber 'Colossal' verdient sich diese Auszeichnung redlich. Auch die leider verblichenen SENTENCED kommen als Vergleich in den Sinn, die vor drei Jahrzehnten mit 'Amok' einen ähnlichen Schritt vollzogen. Manche Riffs rocken so locker vor sich hin, wie etwa im Opener "Stormbringer", dass sogar AC/DC-Vibes aufkommen.
Getragen von einer brillanten Produktion von Tue Madsen (THE HAUNTED, THE BLACK DAHLIA MURDER), haut einem das Quintett einen Knaller nach dem anderen um die Ohren. Neben dem schon erwähnten "Stormbringer" überzeugen insbesondere der Titelsong oder "King of the Sun", das die Gehörgänger nicht nur mit dem Einsatz einer Cowbell, sondern auch mit Gastgesang von niemand Geringerem als Jesper Binzer (D-A-D) verwöhnt. Natürlich werden aber auch die Death Metal-Roots nicht geleugnet und "Imp of the Perverse" glänzt mit reichlich Double Bass und sogar Blastbeats. Aber eigentlich ist es egal, welchen Track man gerade anwählt BAEST halten die Spannung bis zum abschließenden Sechsminüter "Depraved World". Die Gitarrenarbeit des Duos Lasse Revsbach/Svend Karlsson gehört dabei zum Besten, was bisher in diesem Metal-Jahr das Licht der Welt erblickt hat.
BAEST haben mit "Colossal" nicht nur eine überraschende Kurskorrektur, sondern vor allem einen großen Qualitätssprung nach oben vollzogen. Dieses Album ist dazu geeignet auch Hörer anzusprechen, die normalerweise den härteren Spielarten des Metals vielleicht nicht so gewogen sind. Allen, die damit sowieso kein Problem haben, sei "Colossal" wärmstens empfohlen. Die CD enthält gegenüber der LP oder den Streaming-Angeboten übrigens drei Bonus-Tracks.