Es ist jetzt genau ein Jahr her, daß uns Anthony Michael „Tony“ Clarkin (R.I.P.) völlig unerwartet verlassen hat. Er gab zwar kurz zuvor bekannt, dass er an einer Wirbelsäulenkrankheit litt, plante aber nach Fertigstellung von "Here Comes the Rain“ bereits die Tour für das vergangene Jahr. Mit ihm verliert die Rockwelt nicht nur einen äußerst charismatischen Gitarristen, sondern vielmehr einen begnadeten Songschreiber, dessen Ideen MAGNUM nicht nur in die Geschichtsbücher der Rockmusik brachten, sondern ihnen ebenso einen zweiten und dritten Frühling bescherten. Er war Kopf, Rückgrat und Antriebsmotor der englischen Hardrock-Dinosaurier. Mit "On a Storyteller’s Night“ hat er ein Werk für die Ewigkeit geschaffen, das seinesgleichen sucht und an dem MAGNUM sich selbst immer wieder messen lassen mußten. Er komponierte maßgeblich darüber hinaus sage und schreibe zwölf Alben nach dem Comeback 2001, von denen sich keines hinter den Großtaten ("On a Storyteller’s Night“ mal ausgenommen) vergangener Zeiten verstecken braucht. Zu meinen persönlichen Favoriten gehört unter anderem "Princess Alice & the Broken Arrow“, wovon es leider kein Track auf die vorliegenden Scheibe geschafft hat, um es vorwegzunehmen.
Wolverhampton spielte in der Bandgeschichte immer wieder eine Rolle. So war es dieser Ort, an dem das letzte Konzert stattfand, bevor sich die Engländer 1995 auflösten. Rick Benton haute 2016 dort das erste Mal in die Tasten und ist seitdem fester Bestandteil der Truppe.
Nun erscheint zum ersten Todestag von Tony das letzte Livealbum "Live At KK's Steel Mill“, aufgenommen in Wolverhampton. Es handelte sich hierbei eigentlich um einen Zusatztermin, der die “The Monster Roars“-Tour abschloß. Die Setlist indes hätte nicht besser gewählt sein können. Wer MAGNUM schon live erlebt hat, wird nicht überrascht sein, daß vom (damals) aktuellen Werk lediglich zwei Stücke (der Titeltrack und “The Day After the Night Before“) zum Besten gegeben werden. Wenn man seine Werksschau in eineinhalb Stunden auf die Bühne bringen möchte, geht das auch nicht anders. Die 16 Tracks findet man auf elf verschiedenen Alben, die sich über die Jahrzehnte sehr gut verteilen. Selbstverständlich überwiegt die “Storyteller“, aber auch da kann man bedenkenlos zu jedem Lied greifen und variieren. “Les Morts Dansant“ sorgt für den Gänsehautmoment der Scheibe. Eine besondere Perle finden wir abgesehen davon bereits gegen Ende der ersten CD mit “The Flood“ (von "Sleepwalking“). Diese recht düstere Nummer gab es nur äußerst selten live zu erleben und wird mit ordentlich Pathos vom Barden Bob Catley vorgetragen, der im Übrigen einen exzellenten Job mit seinen 77 Lenzen macht. Insgesamt präsentiert sich das Kollektiv in Höchstform. Tony haut alles raus, was er draufhat, die Tracks kommen mit Schmackes um die Ecke werden obendrein mit einem gelungenen Hauch von „Symphonic“ auf ein neues Level gehoben. Dem Publikum gefällt's und das ist auch immer wieder deutlich vernehmbar. Bei “Kingdom Of Madness“ melden sie sich im Refrain lautstark zu Wort und der Titel des Magnum Opus wird im Anschluss nahezu in Gänze mitgesungen. “Sacred Hour“ beendet den phänomenalen Auftritt würdig mit einem abschließenden Weihnachtslied, der Jahreszeit entsprechend.
Tony Clarkin hat sich mit seiner Musik sein eigenes Denkmal gesetzt und diese Livedokumentation setzt einerseits das Ausrufezeichen dahinter. Die Fans dieser außergewöhnlichen Hard-Rock-Band erhalten mit dieser Platte andererseits ein passendes Abschiedsgeschenk, denn MAGNUM wird es ohne den guten Tony nicht geben.
Live At KK's Steel Mill
Band:
MAGNUM
Genre: Hard Rock
Tracks: 16
Länge: 92:28 (2-CD)
Label: Steamhammer
Vertrieb: SPV