Review:

The Wretched; The Ruinous (Vinyl)

(Unearth)

Ja, ist es denn zu glauben? UNEARTH feiern in diesem Jahr nicht nur ihr 25-jähriges Bandbestehen, sondern veröffentlichen mit “The Wretched; The Ruinous” bereits ihren achten Longplayer. Es ist das erste Album ohne Gitarrist und Gründungsmitglied Ken Susi, der sich in eine Auszeit unbestimmter Dauer verabschiedet hat. Die spannende Frage: wirkt sich sein gefühlter Ausstieg auf den Stil der Band aus? Immerhin waren UNEARTH dem Thrash Metal bzw. Melodic Death stets so nahe wie kaum eine andere Metalcore-Truppe. Die Frage beantwortet das übrig gebliebene Quartett mit dem Opener und Titelsong völlig unmissverständlich: es ist alles beim Alten geblieben im Hause UNEARTH. Präzises Powerdrumming trifft auch sehr metallische Riffs und feine Gitarrenmelodien sowie das angepisste Geshoute von Trevor Phipps. Im groovenden Schlussteil des Openers bindet der Gute allerdings auch tiefen Klargesang ein, der ein leicht hypnotisches Flair versprüht. Ein netter Farbtupfer.

In exakt diesem Stil geht es die nächste halbe Stunde weiter und das ist vielleicht der einzige Vorwurf, den man UNEARTH machen kann: es ist eine gewisse Gleichförmigkeit zu erkennen und den Songs fehlen die ganz großen Widerhaken, an dem sich das Ohr des Hörers festhalten kann. Positiv ausgedrückt könnte man aber auch sagen, die zehn Songs (plus das schöne akustische Zwischenspiel “Aniara”) sind wie aus einem Guss. Die Kompromisslosigkeit, mit der die Jungs ihr Ding durchziehen, ist durchaus bewundernswert, da man im Gegensatz zu neueren Metalcore-Bands, fast schon etwas altmodisch klingt. Auch dies kann man als Fluch oder Segen sehen. Mir persönlich macht das Album trotz der offensichtlichen Angriffspunkte einfach Spaß. Die Gitarrenarbeit ist durchgängig brillant (ein Solo besser als das andere!) und der Energiepegel auch mit Hilfe der fetten Produktion permanent unter der Decke. Und so fühlt man sich wohlig in die Nuller Jahre zurückversetzt als Metalcore der heiße Scheiß war und UNEARTH selbst mit Alben wie “The Oncoming Storm” oder “III: In The Eyes Of Fire” an der Speerspitze der Bewegung standen. Lieder wie “Invictus” oder das wüst-thrashige “Dawn Of The Militant” treiben einem daher dann doch ein Grinsen auf die Backen. Damit haben UNEARTH schon mehr erreicht als viele andere Bands.

Ganz besonders gut präsentiert sich das Album in der LP-Variante in transparent-rotem Vinyl. Die Pressqualität ist hervorragend und das Cover kommt in der Größe einfach erst voll zur Geltung. Gerade bei detailreichen Motiven wie hier ist Vinyl ganz klar im Vorteil.

UNEARTH haben mit ihrem neuen Album die Musikwelt nicht revolutioniert, bieten aber ihren Fans, was sie hören wollen und das in sehr guter Qualität. In dieser Form können sie gerne noch 25 Jahre weitermachen.

 

 

The Wretched; The Ruinous (Vinyl)


Cover - The Wretched; The Ruinous (Vinyl) Band:

Unearth


Genre: Metalcore
Tracks: 11
Länge: 36:50 (LP)
Label: Century Media Records
Vertrieb: (Sony BMG