Review:

Revelator

(THE AMENTA)

Das vierte Album der Australier ist ein atemraubender Albtraum, eine düstre Industrial-Höllenfahrt, die ihresgleichen sucht!

Zugegebenerweise dachte ich nach dem ersten Reinhören in THE AMENTAs „Revelator“, dass das nicht meine Baustelle ist und mir nicht zusagt. Nach dem Hören befand ich mich in einem Zustand gewisser Fassungslosigkeit, die Musik ist kühl und besitzt eine Art organisiertes Chaos. Aber die facettenreiche Mischung aus MESHUGGAH, GOJIRA, BEHEMOTH, STRAPPING YOUNG LAD und RED HARVEST hat etwas Beeindruckendes. Also konnte ich nach mehreren Durchgängen meine Meinung revidieren: „Revelator“ ist ein nervenaufreibendes Album, das beim mehrmaligen Hören viele Details preisgibt und große Eigendynamik entwickelt! Die Jungs aus Down Under präsentieren sich mit verrückten Masken, durch die man das ursprüngliche Gesicht erahnt und drehten zum neuen Album drei Videoclips. Die Gründung von THE AMENTA war 2002, vorher wurde schon seit 1997 unter dem Namen CRUCIBLE OF AGONY zusammen musiziert. Sie spielen eine druckvolle Kombination aus Subgenres wie Industrial, Technical Death Metal, Post- und Progressive Metal. Nach dem Album „Flesh Is Heir“ (2013) folgte eine siebenjährige Pause, um nun mit weniger Blast-Beat-Geballer weiter zu machen, aber eine sehr intensive verstörende Atmosphäre zu zaubern. „Revelator“ zeigt eine Erweiterung des Stils von THE AMENTA und eine experimentelle Neigung der Band. Offenbar haben sie in ihrer Schaffenspause viel Kreativität getankt. Cain Cressall (Vocals), Erik Miehs (Guitars) und Timothy Pope (Keyboards, Samples & Effects) werden durch Dan Quinlan (Bass) und Schlagzeuger David Haley (PSYCROPTIC, ex-ABORTED) unterstützt. Gitarrist Erik Miehs hat „Revelator“ aufgenommen und gemixt, gemastert hat Maor Applebaum (u.a. FAITH NO MORE). Wir sprechen also von erfahrenen und versierten Künstlern, und das hört man!

Der Opener „An Epoch Ellipsis Over“ ist eine harter Cybersabbat mit kurzen melodischen Momenten und Cleangesang. „Sere Money“ beinhaltet groovige (beinahe bluesige) Riffs im Midtempo und sich wiederholende monotone Songelemente und Gesangspassagen. „Silent Twin“ klingt flüsternd-beschwörend langsam, aber leider ist der Song schon vorbei, während man noch darauf wartet, dass es richtig losgeht. In „Psoriastasis“ sind neben guten Riffs auch schwere, sterile, beunruhigende Keyboard-Vibes und Samples zu verzeichnen. „Twined Towers“ ist verstörend und erdrückend. In „Parasight Lost“ glänzt Sänger Cressall mit sich wiederholendem Cleangesang; er geht auf dem Album insgesamt sehr vielseitig zu Werke. Anspieltipps meinerseits sind vor allem „Sere Money“ und das achtminütige „Twined Towers“. Die Produktion des neuen Silberlings ist klinisch-klar und sehr ausgefeilt; zwischendurch etwas überfrachtet, wobei das auch Kalkül sein kann. 

THE AMENTA sind auf „Revelator“ kontrastreich, zeichnen düster brodelnde Soundscapes, mit progressiven Avantgarde-Stop/Start-Momenten und komplexen Rhythmen. Keine leichte Kost, aber lohnenswert!

 

Revelator


Cover - Revelator Band:

THE AMENTA


Genre: Industrial
Tracks: 9
Länge: 45:44 (CD)
Label: Debemur Morti Productions
Vertrieb: Soulfood