Review:

Beethoven's Pastoral Symphony

(THE GREAT KAT)

Liebe Kinder, gebt fein acht, ich habe Euch eine Geschichte mitgebracht.

Es trug sich zu, dass im Jahre 1986 eine junge Frau in der Metal-Welt debütierte und sogleich polarisierte wie kaum eine zweite. Für die einen war ihr absolutes Highspeed-Shredding in Verbindung mit ihrem exaltierten Geschrei und den recht luftigen Outfits schnell Kult und für die anderen (seien wir an dieser Stelle ehrlich…das war die Mehrzahl) einfach nur Krach.

Der Lady, welche sich selbst THE GREAT KAT nannte, war dies selbstverständlich völlig schnuppe, denn sie war mit einem größeren Ego als Gene Simmons und Joey DeMaio gesegnet. Neben der Weltherrschaft wollte sie vor Allem eines: Ihren Katslaves ordentlich den Hintern versohlen. Gerade in den 80ern verstörte sie mit ihrem aggressiven sexuellen Image große Teile der patriarchalen Szene gewaltig. Einerseits in knappen Dessous über die Bühne hüpfend und sich andererseits aber textlich in Kastrationsfantasien suhlend…damit konnten die meisten wenig anfangen und empfanden so schlicht eines: Angst.

Klar kann man Frau Thomas als komplett irre abstempeln, aber das wird ihr nur zum Teil gerecht. Neben all dem Krach, den sie so fabriziert, hat sie einen Abschluss des renommierten New Yorker Konservatoriums „Juilliard“ als Violinistin und wird vom Guitar One Magazin in der Liste der 10 schnellsten Shredder geführt.

Nachdem sie auf ihren frühen Veröffentlichungen noch meist Eigenkompositionen hatte, verlegte sie sich später auf die mitunter recht freie Interpretation klassischer Werke und erfreute das Feuilleton mit Werken wie „Bloody Vivaldi“ oder „Rossini’s Rape“. Da sie sich selbst als die Reinkarnation Beethovens feiert (ich sagte ja: an Ego mangelt es ihr nicht) musste zu dessen 250igstem Geburtstag was Besonderes her. Und so veröffentlichte THE GREAT KAT eine Vielzahl CD-Singles, von denen mir hier eine vorliegt. Über Facebook gab es nämlich den Aufruf, dass sich Pressevertreter melden sollen. Nachdem ich Kontakt mit dem Management ihrer Ladyschaft aufgenommen hatte (in Persona ihre vollkommen normale Schwester), bekam ich schon eine Woche später ein handsigniertes Foto mit persönlicher Widmung (sobald der Lockdown rum ist, wird sofort ein passender Rahmen gekauft) sowie eine CD mit dem schönen Titel „Beethoven's Pastoral Symphony”. Auf epischen 1.33 Minuten fiedelt sich die Herrin wieder einen Wolf und schert sich einen Scheiß um Dinge wie Songstrukturen, macht das alles überhaupt Sinn, oder wer soll das eigentlich mit Genuss hören? Aber ein Verriss verbietet sich vor Allem schon deshalb, weil die THE GREAT KAT sich sämtlichen normalen Kriterien entzieht. Und so verneige ich mich in Demut vor 35 Jahren absolutem Wahnsinn, dem sich Weigern, sich irgendwie auch nur einen Millimeter anzupassen oder zu verbiegen und davor, dass sie es immer noch schafft, auf alles, was gesamtgesellschaftlich und auch Szene-intern als en vogue gilt, einen riesen Haufen zu scheißen. Man verzeihe mir diese rustikale Wortwahl.

Mehr als meine Worte werden die nun folgenden Videos verdeutlichen, was ich eigentlich meine… warum ich jetzt Appetit auf Makkaroni habe, müsst Ihr schon selbst rausfinden.

 

Beethoven's Pastoral Symphony


Cover - Beethoven's Pastoral Symphony Band:

THE GREAT KAT


Genre: Heavy Metal
Tracks: 1
Länge: 1:33 (Maxi)
Label: Eigenproduktion
Vertrieb: Import