Review:

The Royal Affair Tour - Live From Las Vegas

(YES)

TIPP

Ein Live-Auftritt von YES ist in der Tat immer ein ganz besonderes Ereignis. Die Urväter des Prog-Rock definieren sich per se über ihre Live-Performance, denn nur dort entfalten sich die symphonische Kraft der Songs und die Virtuosität der einzelnen Musiker vollends.

2019 waren sie im Rahmen der “Royal Affair Tour“ in Amerika unterwegs. Hierzu haben sie sich auch noch ein paar illustere Gäste geladen. So gaben sich ferner ASIA (mit dem YES-Keyboarder Geoff Downes, YES-Bassisten Billy Sherwood und einem speziellen Auftritt vom YES-Gitarristen Steve Howe), John Lodge von MOODY BLUES und CARL PALMER'S ELP LEGACY feat. Arthur Brown die Ehre, für Liebhaber progressiver Rockmusik also ein echter Leckerbissen.

Da es seit 1979 unzählige Personalwechsel gab, möchte ich kurz auf die aktuelle Bestzung eingehen. Lediglich der Bass wurde bisher auf jedem Werk von Chris Squier gespielt, der leider 2015 an Leukämie verstarb.
Neben den bereits oben erwähnten Protagonisten, teilen sich also Alan White und Jay Schellen die Parts am Schlagzeug, und den Gesang übernahm bereits 2012 Jon Davison.

Die Show startet mit einer Cover-Version von Richie Havens “No Opportunity Necessary, No Experience Needed“, eine eher selten gespielte Nummer, die aber wegen ihrer blusigen Attitüde als Einstieg gut funktioniert. Im Laufe das Abends werden im Übrigen noch zwei Cover-Versionen zum Besten gegeben, von denen mir “America“ von Paul Simon besonders gut gefällt. Wunderbar, wie sich Steve Howe und Billy Sherwood ständig die Bälle zuspielen, und Jon Davison trägt dazu die Melodie mit einer unglaublichen Leichtigkeit. Als Kirsche setzt Steve ein herrliches Solo im Country-Stil, wie ich es nicht erwartet hätte, oben drauf.
Zum Lennon-Jahr (wäre 80 Jahre geworden und wurde vor 40 Jahren erschossen) passt natürlich “Imagine“, das im Duett von John Lodge mit Jon Davison großartig vorgetragen wird.
Der Rest des Albums besteht aus Songs, die in der Hochphase der Band, den 70ern, entstanden...... mit einer Ausnahme: “Tempus Fugit“ wurde 1980 aufgenommen, dem Einstieg von Geoff Downes ins YES-Universum.
Mein persönliches Highlight ist jedoch “Onward“ vom Tomato-Album. Es ist zweifellos das ruhigste Stück des Sets und zudem das kürzeste, aber wie diese musikalischen Genies hier zu einer Einheit verschmelzen, ist ganz und gar umwerfend. An dieser Stelle wird mir klar, dass mit Jon Davison endlich ein würdiger Nachfolger für Jon Anderson am Start ist, der jede Note spielend trifft.
Den krönenden Abschluss einer wahrlich phänomenalen Darbietung bilden, wenig überraschend, “Roundabout“ und “Starship Trooper“, zwei Klassiker, die natürlich nicht fehlen dürfen, bei dem die britische Kult-Truppe in über 20 Minuten alles raus haut, was sie drauf hat.

Wenn es an dieser Aufzeichnung überhaupt irgendwas zu bemängeln gibt, dann vielleicht, dass es schön gewesen wäre, den ein oder anderen neueren Titel aus der jüngeren Vergangenheit mit einzuflechten. Was uns diese Ausnahmemusiker, und da schließe ich ohne Einschränkung die “Neuen“ mit ein, allerdings hier auftischen, ist beeindruckend, mitreißend, ikonisch, episch oder einfach nur magisch. Die Aufnahme glänzt zudem mit einem glasklaren, dynamischen und dennoch organischen Sound, der jeden der beteiligten Künstler in rechte Licht rückt. Lediglich der Live-Atmosphäre hätte man etwas mehr Geltung verschaffen können.
Die typische Cover-Gestaltung wurde selbstverständlich wieder von Roger Dean, der das YES-Logo und die meisten Alben der Band entworfen hat, übernommen.

The Royal Affair Tour - Live From Las Vegas


Cover - The Royal Affair Tour - Live From Las Vegas Band:

YES


Genre: Progressive
Tracks: 10
Länge: 72:20 (CD)
Label: BMG
Vertrieb: Warner