Review:

Hørizøns

(BEYOND THE BLACK)

Tatort Party.San-Open Air. DESTRUCTION stehen auf der Bühne, nehmen unwissentlich ihr neues Live-Album auf - der Mob tobt. Von der Bühne kommen von Schmier Sprüche wie: “Egal ob Heavy Metal- Fans, Thrash Metal-Fans, Death Metal-Fans oder Black Metal-Fans, wir sind alle eine Metal-Familie…!!!“. Doch ganz hinten auf dem Festivalgelände, hinter einem matt schimmernden Palisadenzaun, macht sich Widerstand breit. Durch zig Scheinwerfer beleuchtet, von mehreren Fernsehteams begleitet und mit in die Höhe gerecktem Champagnerglas ruft eine zarte Frauenstimme: „Nicht mit mir, Ihr ungepflegte Bande. Wir sind BEYOND THE BLACK, und wir bringen den wahren Metal zurück in die Welt!“. Ein unbeteiligter MANOWAR-Fan fällt vor Schreck in den Matsch und verletzt sich an seinem Killernieten-Armband - ein bekennender SLAYER-Fan schaut ungläubig in das gleißende Scheinwerferlicht um dann in hysterisches Gebrabbel zu verfallen. Das Party.San wird niemals wieder das sein, was es mal war… Stille macht sich über dem Festivalgelände breit… Hier wurde eine Schlacht verloren.

So, jetzt aber mal ernsthaft. BEYOND THE BLACK sind ein Marketingprodukt der Sonderklasse. Hier wurde nichts dem Zufall überlassen. Nimmt man Bands wie NIGHTWISH oder WITHIN TEMPTATION, mit denen man BEYOND THE BLACK vergleichen kann, noch irgendwie einen Bandcharakter ab, ist hier bei den deutschen Chartstürmern ein dickes Ende gesetzt. Zufall hat bei dieser Truppe nichts zu suchen. Nicht umsonst konnte man Sängerin Jennifer Haben schon in einer „Metal-kompatiblen“ TV-Show wie „Sing Meinen Song“ bewundern. Alles reiner Zufall. Ok, solche Bands haben eine enorme Reichweite und können leicht ein riesiges Publikum erreichen. Der Band, der Plattenfirma und der riesigen Marketingmaschinerie wird es gefallen, und man wird locker wieder Auftritte mit Bands wie den SCORPIONS, KORN, AEROSMITH usw. durchführen können. Läuft alles nach dem Masterplan der Verantwortlichen. Die Bonizahlungen sind gesichert.

Aber kommen wir zum vierten Album „Hørizøns“, welches von der wohl meist jüngeren Zielgruppe sehnlichst erwartet wurde. Es hat sich nicht viel geändert. Symphonischer Metal, der niemandem wehtut. Die 13 Songs wurden allesamt auf ihre Radiokompatibilität getestet und für geeignet befunden. Und das mit Recht. Wirklich jedes der Lieder hat Hitpotential. Es gibt keinen einzigen Ausfall. Das muss man auch erstmal schaffen. Bei „Misery“ musste ich mich sogar vergewissern, das ich noch BEYOND THE BLACK höre und nicht versehentlich auf einen Radiosender gewechselt habe. Die Musik ist dermaßen glattgebügelt, dass man hier nicht mehr von Metal sprechen kann. Eine gute Beschreibung ist Radiopop mit härteren Gitarren. Alles perfekt arrangiert und in Szene gesetzt.

Der Titelsong wird uns in den nächsten Wochen bestimmt in allen Medien verfolgen, und junge Pärchen werden bei „Human“ den Mond anschmachten. Es fällt mir wirklich nicht leicht, aber das ist alles so schrecklich professionell, dass einem Metal-Hörer das Bier beim nippen schal wird.

Mit „Wounded Healer“ (ein Hit, komisch oder?) wird Elize Ryd von AMARANTHE als Gastsängerin gewonnen und somit eine weitere Zielgruppe anvisiert. Mission erfolgreich abgeschlossen.

Wie man merkt, sind BEYOND THE BLACK so gar nicht meine Baustelle. Das ist nicht die Musik, welche ich liebe, aber der Nerv der Zielgruppe wird hier eindeutig getroffen. Um es ganz klar zu sagen: Das Album ist perfekt. Einfach nur perfekt und eine Höchstnote wert, aber halt nicht für mich und wahrscheinlich auch nicht für einen Großteil der Leser unseres Online-Magazins. Aber wir wollen fair sein. Auf dem Party.San haben BEYOND THE BLACK eh nichts zu suchen und die wirklich großen Bühnen (nennen wir sie mal Rock Am Ring / Rock Im Park) werden die Band mit Kusshand aufnehmen, und die Zielgruppe wird bestens bedient und die Band abfeiern. Mal gucken, wann ein Duett mit LENA kommt, und den Eurovision Song Contest wollte Deutschland ja auch mal wieder gewinnen…

 

Hørizøns


Cover - Hørizøns Band:

BEYOND THE BLACK


Genre: Gothic Metal
Tracks: 13
Länge: 56:0 (CD)
Label: Airforce1
Vertrieb: Universal