Review:

Rites Of Damnation

(COMMANDO)

Ich mag EPs. Ja, die EP ein wahnsinnig tolles Format, das durch die Erfindung der CD fast vom Markt verschwunden war. Seinerzeit fühlte sich jeder Künstler bemüßigt, die Kapazität der Silberlinge von 74 Minuten auszureizen. Wer erinnert sich nicht an grenzenlos überladene 14-Song-Alben in den Neunzigern? Zu gebrauchen war eh meist nur die Hälfte davon. Umso schöner, dass mit dem Vinyl-Revival dem geneigten Hörer wieder vermehrt komprimierte Liedsammlungen angeboten werden. So auch durch die junge schwedische Band COMMANDO. Ein schickes Logo haben die Jungs. Das Cover kann sich ebenfalls sehen lassen und bedient glücklicherweise keine Klischees. Optisch also alles im grünen Bereich, aber wie sieht es akustisch aus? Das ist nicht ganz einfach zu beschreiben. Obwohl wir es hier nicht mit progressiven Wundertaten zu tun haben, fällt die Musik zwischen alle Stühle. Der Verfasser des Promoschreibens hatte wohl einen ähnlichen Eindruck. Darin werden so unterschiedliche Einflüsse wie MERCYFUL FATE, TRIBULATION, IRON MAIDEN zu Di´Anno-Zeiten, IN SOLITUDE, frühe METALLICA und allgemein Thrash Metal genannt. Nichts davon ist wirklich falsch. Kann aber eine Suppe mit so vielen Zutaten eigentlich noch schmecken? Dazu ein entschiedenes Jein. COMMANDO machen im Gitarrenbereich Vieles richtig und präsentieren uns haufenweise coole und originelle Riffs, die mich an neuere SATYRICON erinnern (damit wir noch eine Band genannt hätten…). Im Gegensatz dazu fallen der hysterische Kreischgesang und das eindimensionale Drumming qualitativ eindeutig ab. Wie immer, wenn solch ein eklatantes Missverhältnis innerhalb einer Band besteht, ergibt sich auch hier insgesamt ein zwiespältiges Bild. Als Anspieltipp ist das Instrumental “Djävulsmaskopi” zu empfehlen, das eine schön morbide Stimmung erzeugt, eben weil die Band sich hier auf ihre Stärke - das Riffing - konzentriert. Für eine Debüt-EP haben COMMANDO trotz aller Kritikpunkte insgesamt einen guten Job gemacht. Sie gehen mit ihrem Stil keinen einfachen Weg, alleine davor muss man schon den Hut ziehen. Und Zeit zur Weiterentwicklung haben sie allemal. Da kann noch was kommen.

 

Rites Of Damnation


Cover - Rites Of Damnation Band:

COMMANDO


Genre: Heavy Metal
Tracks: 6
Länge: 24:25 (EP)
Label: High Roller Records
Vertrieb: Soulfood