Konzert:

Martin Dean - Hamburg, Weltbühne

Konzert vom 21.02.2005Mit der Weltbühne in Hamburg hatte man wahrlich eine passende Location für den Auftakt der Tour von Martin Dean gewählt: schummriges Licht, bequeme Sofas, runde Tische auf Podesten an der Rückwand und tief rote Fasertapete machen den Raum zu einer Mischung aus Wohnzimmer, Puff und Jazz-Bar, wie geschaffen für den melancholischen, chillig-groovigen und oft etwas schwülstigen Sound des Berliner Sängers. Leider hatte sich nicht allzu viel Publikum eingefunden, um der Präsentation seines wunderbaren "Best Of"-Albums zu lauschen: nicht viel mehr als zwanzig zahlende Gäste dürften es gewesen sein, dem Äußeren nach zu schließen irgendeiner Künstler-Szene zugehörig. Dieser Eindruck wurde noch dadurch verstärkt, dass man sich gegenseitig herzlich begrüßte - jeder schien jeden zu kennen. Viel ärgerlicher aber war der extrem verspätete Beginn des Konzerts: Laut Programm sollte die Show um 21 Uhr beginnen, doch erst um kurz vor elf bequemte sich die Band auf die kleine Bühne.



Als Martin Dean himself sich dann zu seinen Musikern gesellte, war klar, dass es nur zwei Gründe für diese Verzögerung geben konnte: Entweder hatte er sich in den Stunden vor dem Auftritt tierisch die Birne mit Alkohol und/oder Gras zugedröhnt oder er hat in dieser Zeit versucht, wieder nüchtern zu werden. Wie eine Mischung aus Zombie und Orang-Utan schwankte und stakste er über die Bühne und durchs Publikum und stierte dabei auf den Boden oder auf irgendeinen Punkt in der Ferne, den außer ihm wohl niemand wahrnehmen konnte. Aber vielleicht gehört das ja auch alles zur Show, und ich habe es nur nicht verstanden... Trotzdem musste man Martin Dean eins lassen: Seinem Gesang tat das keinen Abbruch. Seine tiefe, knarzende Stimme wirkte sogar noch um einiges charismatischer als auf der CD. Auch die Band konnte einiges wieder gutmachen: Mit zwei Gitarren, Bass und Schlagzeug instrumentiert gewannen die Songs noch mehr Tiefe, aber auch mehr Ecken und Kanten - zwischendurch gab es immer wieder Steigerungsteile, bei denen richtig Krach gemacht wurde. Genauso verstärkte sich die Wirkung der tanzbaren Songs: Stücke wie "For Your Love" oder das MONSTER MAGNET-Cover "Spacelord" kamen unglaublich fett groovend aus den Boxen, und das clubbige "Invite" wurde noch cooler. Und auch eine Schnulze wie "Me Gusta" besaß live noch mehr Wehmut und Schmalz als auf der Studio-Produktion. Über den Sound konnte man ebenfalls nicht meckern: Ein warmer, satter Bass bildete das Fundament und groovte zusammen mit den filigranen, aber ohne Ende funkigen Drum-Beats. Darüber lagen die beiden unterschiedlichen, aber perfekt aufeinander abgestimmten Gitarren-Sounds, und über und hinter allem stand Martin Deans bassiger Gesangs-Sound, der jede noch so feine Nuance übertrug. Das einzige, was vom rein Musikalischen her ein wenig störte, war das Labtop auf der Bühne, über das diverse Sounds, Keyboard-Samples, aber gelegentlich auch Beats eingespielt wurden. Es muss doch wirklich nicht immer alles 100%ig wie auf der Aufnahme klingen, auf diese paar Soundspielereien hätte man locker verzichten können. Zumal hier vier erstklassige Musiker auf der Bühne standen, die ein künstliches Aufbauschen des Gesamt-Sounds wirklich nicht nötig gehabt hätten und eventuelle Lücken auch selbst hätten ausfüllen können.


Insgesamt hätte es also ein intensiver und mitreißender Konzertabend werden können - wenn Martin Dean ganz einfach nicht so viel getankt gehabt hätte. So kam leider überhaupt nichts rüber. Der Grad seiner Ausstrahlung ging gnadenlos gegen Null und irgendwie ärgerte man sich auch darüber, dass er durch sein unmögliches Auftreten die Musik komplett ihrer Wirkung beraubte. Ein kleiner, vornehmlich weiblicher Teil des Publikums wippte zwar bemüht im Takt mit, aber der wirkliche Funken sprang eben überhaupt nicht über. Und das ist mehr als schade, denn wer sein Album kennt, weiß, dass hier ein Ausnahmekünstler am Werke ist, der ein wunderbares Stück Musik geschaffen hat, das an vieles erinnert, was man schon ewig kennt und trotzdem ganz anders ist. Also Herr Dean: Keine Macht den Drogen! Dann klappt´s auch mit dem nächsten Auftritt...