Stuck Mojo, The More I See, Koroded, Mad Doggin - Hamburg, Logo

Etwas weniger aktiv fiel davor aber der Auftritt von MAD DOGGIN´aus gesundheitlichen aus: Vom überpünktlich begonnen Gig der Hamburger Jungs bekam ich leider nur noch den auf einem Barhocker sitzenden Sänger beim letzten Song mit. Mit einbandagiertem Bein sah das nach einem medizinischen Leckerbissen zwischen Bänderriss und Schienbeinbruch aus…
Abgesehen von der ständigen Angst vor einer Erkältung bei so einer langen Odyssee im Winter, ging es KORODED sichtlich blendend. Am zweiten Tag ihrer ausgedehnten Tour durch die Nation, war der neueste Silverdust Glückgriff noch bei besten Kräften. Und sie ließen dies den sich langsam füllenden Club lautstark spüren. Beginnend mit dem starken Opener "Blowback" gab es bei ihrem Set alle Tracks der im letzten Sommer noch ohne Label veröffentlichen EP auf die Ohren, die ja auch die ersten fünf Songs des Debutalbums stellen. Mit einem neuen, wohl noch namenlosen Song ließen sie bereits auf das noch in diesem Jahr erscheinende zweite Album blicken. Der Titelsong "TABOBA" überzeugte auch das zurückhaltende Publikum zusehends, abwechslungsreiche Tracks wie "Crisis", deren unterschiedliche Gesangsparts alle von Röder gesungen werden, gelingen mittlerweile auch live in bestechender Qualität.
Über fehlende musikalische Abwechslung konnte sich an diesem wahrlich keiner beklagen. Zielt KORODEDs Metalcoregebräu jedoch tendenziell gen Moshpit scheinen die englischen THE MORE I SEE gar nicht so recht zu wissen auf was sie denn zielen wollen. Und doch wurde mir an diesem Abend bewusst, wie sträflich ich sie bislang ignoriert habe. Die Band um den ex-PRODIGY Gitarristen wirkt wie ein Sammelsurium aus bislang unterforderten Musikern und songwriterischem Balanceakt aus Anspruch und Eingängigkeit. Wundert man sich beim ersten Track "Near Extinction" ihres Sets noch über einen fast punkigen Flair bei den Gitarren, zeigt insbesondere Gizz Butt im weiteren Verlauf wahrhaft akrobatische Kunststücke auf dem Griffbrett. Fiese Breaks, leicht selbstverliebte Soli, feinstes Schulenglisch bei den Ansagen, detailreich zusammengeklaubte Songs und ein kaum stillstehende Sänger machen THE MORE I SEE zum Gourmethappen in einem engen Club wie dem Logo. Die heftig rockenden Tracks mit suchterzeugend melodischen Parts begeistern, Songs wie "The Wolves Are Hungry" sind wahre Hymnen dieser Band - Unbedingt antesten wenn die Jungs in eure Nähe kommen!
Motherfucker yeah. Was dann kam, ist kaum noch in Worte zu fassen. Der Club war ansehnlich gefüllt, an der Bühne herrschte Gedrängel als gäbe es kein morgen und mit dem fast zehn Jahre alten "2 Minutes Of Death" kamen STUCK MOJO auf die Bühne. Von der ersten Sekunde kochte die Stimmung, die Band versprühte eine Bühnenpräsenz die beeindruckte und die gute Laune der Jungs aus Atlanta war ansteckend wie die fieseste Grippe zu ihrer besten Zeit. Was ihnen musikalisch an Abwechslung im Vergleich zu den beiden vorangegangen Bands fehlte, machten sie durch spielerische Routine und Publikumsnähe mehr als wett. Jeder anderen Band nähme man den omnipräsenten Gangsterslang übel, wenn aber ihr schwarzer Sänger Bonz sich auf Händen in einem verschwitzten Club über die Meute tragen lässt oder der dauergrinsende Gitarrist Rich Ward zusammen mit der ersten Reihe ins Mikro den Chorus gröhlt ist das definitiv das ganz große Kino dessen, was man live bieten kann. Kaum einer Band habe ich es jemals so abgenommen, dass sie so viel Spaß auf der Bühne hatten wie es STUCK MOJO an diesem Abend praktizierten. Vom Kuttenträger bis zum Gelegenheitsrocker stand keiner still bei Songs wie "Trick" (vom 98er Album "Rising") oder "F.O.D.. STUCK MOJO markieren definitiv die Seite des "New" Metals die an Authentizität fast alles andere in den Schatten stellt. Nach einem "Stop Talking" Ruf eines Fans wechseln die Jungs völlig unbeeindruckt zu gesungenen(!) Ansagen, aus beliebigen Vorgaben und entstehenden Szenen vor der Bühe improvisieren sie kurze Songs und schaffen es so mit "He´s so fucking drunk" einen Song zusammenzuschustern an den sich Hamburg lange erinnern wird. Mir fehlen die Superlative um das Erlebte in Worte zu fassen, tief beeindruckt freue ich mich auf das nächste Mal STUCK MOJO!