Konzert:

Hot Water Music, Tribute To Nothing - Hamburg, Knust

Konzert vom 06.02.2005Die Fans von HOT WATER MUSIC gehören wohl mit zu den treuesten überhaupt, was daran liegen mag, dass sich die Band während ihres gut 10-jährigen Bestehens auch selbst immer absolut treu geblieben ist. Dementsprechend war das Hamburger Knust dann auch zum Bersten gefüllt, als der Vierer dort im Rahmen der derzeitigen Tour zum aktuellen Album "The New What Next" aufspielte. Und wer sich gelegentlich aufmerksam im Publikum umsah, konnte irgendwann einen Blick auf ÄRZTE-Drummer Bela erhaschen, der sich dieses musikalische Highlight wohl auch nicht entgehen lassen wollte...



Um kurz nach neun betraten aber erst mal die Engländer TRIBUTE TO NOTHING die Bühne, die trotz ihrer mittlerweile fünf Alben hierzulande noch nahezu unbekannt sein dürften, da erst ihr fünftes Album "Act Without Words" aus dem Jahr 2003 in Deutschland richtig vertrieben und promotet wurde. Ihre Musik kann man mal wohl am ehesten als Noisecore beschreiben: Noisig-dissonante Gitarrenwände treffen auf rauen Gesang, treibende Drums und ruhige, melodische Zwischenteile. Da das von der Band Dargebotene also alles andere als eingängig war, faszinierte es umso mehr, wie sie das Publikum in ihren Bann schlug. Zum Großteil lag das sicherlich an der energiegeladenen Performance der Musiker: Sie warfen und wirbelten ihre Gitarren und sich selbst durch die Luft, dass der Schweiß nur noch so floss und einem schon beim Zusehen schwindelig wurde, und dazu schrie sich der Sänger und Gitarrist die Seele aus dem Leib. Das Publikum staunte erst mal nur, ließ sich von dem ungewohnten Sound aber schnell begeistern und ging ordentlich mit. Es wurde zwar nicht wirklich getanzt - das ist zu dieser Musik aber auch einfach nicht möglich - aber die Band wurde zwischen den Stücken mit lautem und langem Applaus bedacht. TRIBUTE TO NOTHING kamen darüber hinaus völlig sympathisch rüber, und der Sänger brachte sogar einige im Gegensatz zur wilden Musik stehende äußerst witzige Ansagen, wie z. B. als er über seine Gitarre schimpfte und darum bat, jemand möge sie ihm nach der Show doch bitte abkaufen - mit einem Euro würde er sich zufrieden geben. Für eine Vorband waren TRIBUTE TO NOTHING eigentlich schon fast zu gut: Hier wurden emotionale Ausbrüche in intensiver Atmosphäre musikalisch zelebriert.



Um kurz nach zehn war es dann Zeit für die Band, wegen der alle hier waren: HOT WATER MUSIC enterten die Bühne, ließen es eine gute Stunde lang mächtig krachen und wurden abgefeiert wie Helden. Erstaunlicherweise spielten sie nur drei Stücke von "The New What Next", dafür aber jede Menge alte Songs, quer durch die fünf Vorgänger-Alben. Der Schwerpunkt lag dabei eindeutig auf den schnelleren, punkigeren Stücken. Zeit zum Ausruhen gab es eigentlich nur beim wunderschönen "Ink And Lead" vom letzten Album, das Sänger/Gitarrist Chuck mit den Worten ankündigte, es sei "for my sweet wife" geschrieben, wobei er auch selbst richtig süß wirkte. Überhaupt sind HOT WATER MUSIC live eine ganze Ecke härter und punklastiger als auf CD. Knaller wie "A Flight And A Crash", "Remedy" oder "At The End Of The Gun" brachten den Saal zum Toben, und selbst ein Stück wie "Jack Of All Trades", das auf CD eher ruhig rockend daherkommt, gewinnt live gespielt Pogo- und Stagediving-Qualitäten - was das begeisterte Publikum dann auch ausgiebig in die Tat umsetzte. Grade auch die Stücke der gegenüber den älteren Aufnahmen recht glatt produzierten "The New What Next" klangen deutlich rauer als auf CD, besonders zu hören beim psychedelisch-noisigen "Keep It Together", das live zum absoluten Gitarren-Brett wurde. Auch wenn die Amerikaner nicht so viel und offen wie TRIBUTE TO NOTHING mit dem Publikum interagierten, wirkten sich doch auch durch und durch sympathisch, einfach völlig normal und absolut auf dem Boden geblieben. Eine sehr nette Geste war es dann auch, als der zweite Sänger und Gitarrist im Bunde Chris ins Publikum fragte, ob nicht jemand TRIBUTE TO NOTHING für die Nacht bei sich zu hause aufnehmen könnte, denn die Band habe noch keinen Schlafplatz.



Nur leider war das Vergnügen viel zu kurz: Bereits nach einer guten Dreiviertelstunde verließ die Band die Bühne, um daraufhin noch einen längeren Zugabenblock zu spielen, worauf dann nach insgesamt einer guten Stunde Spielzeit endgültig Schluss war. Warum, ist nicht wirklich ersichtlich, da die Band ja über ausreichend Material verfügt. Mag sein, dass dies auf Anweisung der Veranstalter geschah, da um Mitternacht noch eine Super Bowl Party im Knust stattfinden sollte. Ich frage mich wirklich, wann endlich Schluss mit dieser Unsitte ist, nach Konzerten noch andere Veranstaltungen anzusetzen, wodurch entweder Konzerte zu höchst Arbeitnehmer-unfreundlichen Zeiten beginnen oder Bands - wie evtl. im Falle von HOT WATER MUSIC - ihr Programm kürzen müssen. Aber wir wollen hier ja niemandem etwas unterstellen... Von diesem Umstand abgesehen waren HOT WATER MUSIC ein einzigartiges und intensives Konzerterlebnis, eine perfekte Verbindung aus dreckigem Punkrock, melancholischen Melodien und schweißtreibender Energie.