Samael, Flowing Tears - Hamburg, Knust

Am Rande vorab bemerkt: 21EUR an der Abendkasse für zwei Bands (die meisten haben von SOON wenig bis nichts mitbekommen) sind für die folgenden zweieinhalb Stunden Konzert doch recht happig.
Viele bekommen die neue Frontfrau von FLOWING TEARS zum ersten mal zu Gesicht als "Razorbliss" vom gleichnamigen aktuellen Album ihr Set eröffnet. Gesanglich hat sich wenig getan im Vergleich zur ursprünglichen Vokalistin. Der tiefe Klang der Stimme ist auch live augenscheinlich und präsent, auch wenn manchmal etwas mehr Volumen nötig wäre um wirklich packend zu wirken. Als sie nach einigen Songs das Publikum auffordert doch nach vorne zu kommen, ist sie wohl selber am meisten überrascht, als dieses dem Wunsch bereitwillig nachkommt. Während Helen sichtlich die Interaktion mit dem Publikum sucht, begnügt sich der Rest der Band damit, geschminkt böse zu gucken und die Haare zu schütteln, das ein ums andere Grinsen können sich die Menschen am Rand nicht verkneifen. "Pitchblack Water" oder "Undying" und damit Songs des neuen Albums machen nur einen Teil ihres Sets aus, gut die Hälfte wird mit älteren Tracks gefüllt. Helens tiefe Growls an manchen Stellen lassen das Blut in den Adern gefrieren. Dennoch: Live kam diese Band in meinen Augen und Ohren nicht in Ansätzen an die hohe Qualität ihrer Studiowerke heran. In Hamburg sind wir aber auch ein verwöhntes Pack.
Ein Pack, das SAMAEL liebt. Bereits beim langen Intro und Videoinstallation im Hintergrund sind die meisten in einer Vorwärtsbewegung inbegriffen und strömen zum Bühnenrand. Und als mit "Rain" symptomatisch als erster Track keiner des grade veröffentlichten neuen Albums erklingt, ist die Laune top. Mas hüpft wie ein Gummiball ohne eine einzige Unterbrechung - und mit süffisantem Lächeln auf den Lippen - durch die Gegend als gäbe es kein Morgen und verbeugt sich artig nach jedem Song. Vorph posed artig in der Mitte der Bühne und setzt seine Minen mit Beleuchtung von unten in ein böses Licht. Und vor der Leinwand, auf der in bunter oder besser schwarzweißer Reihenfolge Livebilder von der Bühne und kurze Videosequenzen zu sehen sind, tobt sich Xy hinter seinem Keyboardturm aus. Insbesondere wenn er das trommeln nicht dem Computer überlässt, sondern selbst Hand an seinem spärlichen Drumset anlegt, wirken seine auslanden Gesten wie das Safri Duo auf elektronischem Blackmetal. Die verschiedenen und in dieser Form recht einzigartigen Charaktere auf der Bühne machen SAMAEL live zu einem Erlebnis, die auf der Bühne deutlich powervolleren Songs überzeugen durch die Bank, auch wenn ich von neuen Tracks wie "On Earth" live noch mehr Energie erwartet hätte. Der Sound ist brachial laut, eine nicht enden wollende Bassattacke bei "Black Trip" drückt einen wirklich an die Wand und lässt Blut beinahe aus den Ohren tropfen. Die alten Songs klingen in elektronischem Gewandt ungeheuer zeitgemäß, den neueren Songs steht die Livehärte blendend. Das gut gemischte Set endet wie immer mit "My Saviour" und gegen halb elf ist der Spuk vorbei. Wir freuen uns auf die nächste Tour. Wir verwöhntes Pack.
Tracklist SAMAEL:
Intro
Rain
Shining Kingdom
Insh´allah
On Earth
Jupiterian Vibe
Reign Of Light
Telepath
Nautilus & Zeppelin
Black Trip
Baphomet´s Throne
Year Zero
High Above
Infragalaxia
The Ones Who Came Before
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Moongate
The Cross
My Saviour