Exodus, Hatesphere, Re:Aktor - Hamburg, MarX

Und RE:AKTOR wussten mit der Bühne auf der sie standen, nicht recht etwas anzufangen. Die erste Tour der Portugiesen, und das gleich mit den hyperaktiven Liveprofis HATESPHERE und den seit zig Jahren im Business aktiven EXODUS hatte ihnen wohl gehörigen Respekt beigebracht. Die auf der CD mit viel technischem Klimbim unterbauten Songs sollten wohl auch live ähnlich umgesetzt werden, für die Musiker war auf der kleinen Bühne aber ohnehin kaum noch Platz. Die Songs waren deutlich erdiger und rockiger, aber vom Drummer abgesehen konnten sie nicht überzeugen. Ebendieser trommelte präzise und druckvoll, die Gitarren, auf dem Album noch gen Fear Factory schielend, fehlte hier der Bumms. Die fehlende Sterilität wirkte nicht unbedingt negativ, aber es fehlte die Präzision, und bei den Sängern auch die Routine. Denn erst gegen Ende des Gigs wurden die cleanen Vocals so sauber, dass die zweistimmigen Parts nicht mehr zum Katzenjammern mutierten. Das Stageacting wirkte die meiste Zeit sehr statisch. Man wächst ja an den Herausforderungen. Zu hoffen wäre das. (dod)
HATESPHERE waren schon beim Fuck Christmas eine Macht, vor allem Shouter
(und Tattoo-Monster) Jacob hat sich da in überragender Form präsentiert -
heuer nicht anders. Die Dänen legten los wie die Feuerwehr und ließen sich
vom Zwangsumzug in die kleine Markthalle nicht beirren. Der Aushilfsbasser
(Mikael wird erst am 18. zum Tourtross dazustoßen) hielt sich zurück und
überließ der Stammcrew die Show. Egal ob alte Klassiker wie "Hell Is Here"
oder Songs vom Montag erschienenen "Ballet Of The Brute", die Band gab
alles. Während Peter von Beginn an bangte und schon nach fünf Sekunden
völlig verschwitzt war, brauchte sein Counterpart Heinz einige Songs, bis er
sich auch bewegte, dann aber richtig! Sänger Jacob war da schon lange nicht
mehr zu halten, war immer in Bewegung und sprang gegen Ende des Sets von der
eh´ zu kleinen Bühne in´s Publikum und machte einfach von dort aus weiter.
Die Songs von "Ballet Of The Brute" passten wunderbar in den Set und nahmen
ein wenig die Eintönigkeit, die bei zu vielen schnellen Nummern aufkommt,
raus. Zwar sind auch " What I See I Despise" oder "Downward To Nothing"
beileibe keine Doom-Songs, aber durch die Moshparts und das eingestreute
Mid-Tempo wurde es abwechslungsreicher. Das Publikum nahm es dankend auf, zu
jedem Song bewegten sich mehr und mehr Köpfe im gut gefüllten (und tropisch
schwülen) MarX. Leider war es HATESPHERE nicht vergönnt, ihre geile Show
durch eine Zugabe in Form von "Caught In A Mosh" zu krönen, da die Crew
gnadenlos den Saft ab- und das Licht aufdrehte. Das ist Rock´n´Roll, echt.
HATESPHERE haben wieder gezeigt, dass sie Live eine echte Hammer-Truppe
sind, die mit einem solch sympathischen und kommunikativen Frontmann wie
Jacob immer ein Garant für hervorragende Metal-Abende sind. (lh)
Klassentreffen in der Markthalle. Schon auf dem Hinweg sahen die Hamburger Passanten im Bahnhofsviertel fröhliche, ältere Gesichter von schwarz und abgerissen gekleideten Menschen, die sich auf den Weg zum Wiedersehen mit den Heroen ihrer Vergangenheit machten. Nur: Das Klassentreffen war fiel kleiner als erwartet, EXODUS mussten mit dem MarX vorlieb nehmen - und ein melancholischer Abend zum "In-Erinnerungen-Schwelgen" sieht auch anders aus. Denn die kalifornischen Thrash-Koryphäen bewiesen, dass ihre Reunion alles andere als überflüssig ist. Von Beginn an verwandelten die Bay-Area-Korrespondenten das vollgestopfte MarX in eine Hitze- und Hexenkessel. Die Leute bangten sich die Seele aus dem Lein, sangen jeden Song mit voller Inbrunst mit. Allüberall schaute sie sich gegenseitig freudestrahlend an, schrien sich die Begeisterung entgegen in ihre völlig verschwitzten und mitgenommenen Hackfressen und hatten 90 Minuten unglaublichen Spaß. Abstriche? Ich weiß keine. Ich will auch keine hören, weil es nämlich keine gibt. Ich verteile eher noch einen Bonus für das ehrliche Auftreten der Jungs, die sich während der Vorbands wie selbstverständlich unters Publikum mischten. Und: Wenn man nicht ganz genau hingeguckt hat, dann fiel auch gar kein Unterschied auf. Dicke Bäuche, Doppelkinn und verlebte Gesichter sind eben doch nicht nur was den Bangern vor der Bühne vorbehalten. EXODUS 2004 - das ist True-Thrash-as-fuck-fuck. Danke, dass ich das noch erleben darf. Und, nicht zu vergessen, einen kleinen Hinweis an einen nicht ganz unbekannten, lackierten Flitzefinger aus gleicher Region: Siehste Kirki, so wird das gemacht…Hammer, Hammer, Hammer!
Setlist of some good friendly violent fun:
Scar Spangled Banner
Deliver Us To Evil
Blacklist
Piranha
Till Death Do Us Part
Shroud Of Urine
Fabulous Desaster
And The There Were None
Forward March
War Is My Sheppard
Bonded By Blood
Tempo Of The Damned
Toxic Waltz
Strike Of The Beast