Konzert:

Maintain, A Traitor Like Judas, My Own Life - Rotenburg, Haus Am Luhner Forst

Konzert vom 02.04.2004Was man doch in einer kleinen Stadt wie Rotenburg noch so an Überraschungen erleben kann! In einem Haus, das normalerweise den schwer arbeitenden Soldaten der örtlichen Kaserne als Freizeitheim dient, wo sich unsere tapferen Helden nach Feierabend entspannen können, findet tatsächlich ein HC-Konzert statt. Sachen gibt’s… Na egal, auf’s Rad geschwungen und hin da, lockte doch mit A TRAITOR LIKE JUDAS eine Band, die einen guten Ruf genießt und eine vernünftige Metalcore-Show versprach. Am Ort des Geschehens angekommen, wurden zwei Dinge deutlich: das Haus und der Saal versprühen einen Charme irgendwo zwischen Jugendherberge und Schulaula. Und die Anwesenden passten dazu. Nur wenige Metaller oder Hardcorler hatten sich in das Haus verirrt, die meisten Gäste wirkten sehr unscheinbar und normal. Egal, Happy Hour nutzen und auf die erste Band warten.


MY OWN LIFE legten dann recht spät los und boten mit zwei Sängern gleich mal was Außergewöhnliches. Während sich die beiden Vokalakrobaten auch alle Mühe gaben, das Publikum anzuheizen, starrte die Saitenfront anfangs noch recht starr geradeaus und bot wenig Hingucker, taute aber mit jedem Song mehr auf. Richtig cool war das Kickbox-Gehampel des einen Sängers, der hin und wieder verdammt knapp an seinen Kollegen vorbeitrat, was hoffentlich nicht die Form der Problemlösung bei Straight Edgern darstellt hehe. Musikalisch boten MY OWN LIFE nicht viel Neues, altbekannten Aggro-Hardcore halt. Knallte ganz gut, ging in die Beine und hatte durch die beiden Sänger leidlich Abwechslung - ein guter Opener, auch wenn sie das Publikum größtenteils kalt ließen. Schade drum, hätten mehr verdient als nur fünf Nasen, die Show vor der Bühne machten und dem großen Rest, der Höflichkeitsapplaus spendete.


Nach einiger Wartezeit am Tresen und beobachten des lokalen Kaputtnikpunks kamen endlich A TRAITOR LIKE JUDAS auf die Bühne - und schon nach wenigen Augenblicken wurde klar, dass sie eine Liga über dem Opener sind. Die Braunschweiger bauten sofort Druck auf, ballerten gnadenlose Metalcore-Attacken ins Publikum und konnten das Eis schnell brechen. Standen MY OWN LIFE eben noch auf der Bühne, entpuppten sich die Jungs als geniale Anheizer im Publikum, vor allem der Moonwalkende und Salto schlagende Sänger war ein echter Hingucker. Das ließen sich so einige andere Leute nicht bieten und zettelten einen zünftigen Pogo an, an dem sich eine Menge Leute beteiligten und der auf dem rutschigen Boden echt übel war. A TRAITOR LIKE JUDAS bretterten unterdessen ohne Pause weiter, nur kurze Ansagen und dann ab mit dem nächsten Song. Melodisch, brutal, groovend, voller Power - ihr Metalcore ist einfach geil und die Jungs live echte Granaten! Fette Show, die leider viel zu kurz war.


Headliner des Abends waren die Lokalmatadoren MAINTAN, die meines Erachtens aber gegen A TRAITOR LIKE JUDAS ziemlich abstanken. Um gegen eine solche Live-Bombe zu bestehen, war ihr Mid-Tempo-HC zu vorhersehbar und eintönig, auch wenn die Jungs sich alle Mühe gaben eine gute Show zu bieten. Da sprang bei mir der Funke nicht über und auch das Publikum reagierte verhaltener als zuvor. Was nicht heißt, das der Hamburger Graben entstand, aber es waren weniger Leute aktiv, die meisten wippten einfach im Takt mit.


War insgesamt ein netter Abend, auch wenn die Lokalität den Charme einer 70er Jahre Aula hat und es schwer war, Stimmung aufkommen zu lassen. Aber trotzdem Lob und Dank an Event Concept, dass sie ein HC-Konzert in Rotenburg aufgezogen haben, könnten sie gerne öfter machen. Vor allem, wenn sie Kaliber wie A TRAITOR LIKE JUDAS dabei haben!

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