Konzert:

Pressure Fest 2008 - Freitag

Konzert vom 27.06.2008Ganz einig war sich die Hardcore-Gemeinde über das Line-Up des diesjährigen Pressure Festivals nicht, die Meinungen ging sehr weit auseinander. Einigen fehlten die ganz großen Namen, gerade am Sonntag, während andere Stimmen die Parellelen zum Billing der letzten Jahren bemängelten. Fakt ist, dass trotz Allem die Gysenberghalle wieder gut gefüllt war und gerade am Samstag sehr voll war. Das Pressure Fest hat mittlerweile einen so guten Ruf, dass die Leute auch kommen, wenn ihnen die Bandauswahl nicht hundertprozentig zusagt.

Waren im letzten Jahr weniger Kung Fu-Spinner da als in den Jahren zuvor, haben die Zahlen 2008 wohl Rekordniveau erreicht. Ob das am Line-Up liegt oder einfach Zufall ist, bleibt offen. Aber da Langhaarige, Skins, Youth Crew-Typen und Bollos gemeinsam weitgehend friedlich feierten, war alles in Ordnung und das gemeinsame Lästern war mit einem Augenzwinkern versehen. Ganz so, wie es bei einem Festival sein sollte.


Eröffnet wurde der Reigen am frühen Freitagabend von 50 LIONS, die gut vom Leder zogen und mit ihrem wütenden Hardcore einen passenden Auftakt des Festivals boten. Die ersten Reihen machten bereits gut Stimmung und auch die ersten Tänzer waren zu sehen, die sich allerdings mit übermäßig ausladenden Tritten und Sprüngen noch zurückhielten.


BITTER END stießen in die gleiche Kerbe wie ihre Tourpartner 50 LIONS und boten eine weitere gute halbe Stunde schön wütende Musik. Für das old schoolige Metal-Shirt des Gitarristen gab’s Coolness-Punkte, die durch den Punktabzug für das um die Hüften geknotete Hemd wieder negiert wurden. Sah irgendwie unpassend aus, aber vielleicht ist es der Anfang einer neuen Mode, wer weiß?


MELTDOWN legten noch eine Schippe drauf und boten die bis dato beste Leistung. Die Songs klangen noch einen Tick wütender, waren noch einen Tick heftiger und gingen einen Tick besser in die Beine. Entsprechend viel Action war vor der Bühne, selbst diejenigen, die mit MELTDOWN bis dato nichts anfangen konnten, konnten der Urgewalt nicht standhalten. Auf der Bühne ging es ebenso gut zur Sache, die Musiker sprühten vor Energie und holten das Letzte aus sich heraus. Ein unerwartet guter Beginn des Pressure Fest von einer Band, die der geneigte HC-Hörer auf dem Zettel haben sollte!


DO OR DIE sind eine dieser Bands, die gefühlt bei jedem Pressure Fest dabei sind. Aber da die Belgier immer einen guten Job abliefern, gibt es kaum einen Grund zum Meckern. Die Jungs haben offensichtlich Gefallen am Pott gefunden und waren auch anno 2008 in guter Form, selbst ein Todesfall in der Familie des einen Sängers ließ den Auftritt nicht platzen. Vielleicht gingen DO OR DIE deswegen noch einen Zacken härter als gewohnt zur Sache? Das Laufpensum der beiden Vokalakrobaten war dabei beeindruckend, genau wie ihre stimmliche Leistung. Die Saitenfront konnte mit dem Pensum nicht ganz mithalten, war aber immer noch weit entfernt vom Bierdeckel-Radius. Einen guten Job boten auch sie, was den Gig zu einer gelungenen Sache machte. Bei der Setlist lag der Schwerpunkt auf dem neuen „Pray For Them“-Album, dessen Songs die konsequente Verwurstung der eigenen Trademarks sind. Kurzum, eine gute Show.


So langsam neigt sich der Europa-Marathon von DEATH BEFORE DISHONOR dem Ende entgegen, bis zum 13.07. sind sie noch unseren Breitengraden unterwegs. Danach ist es aber keineswegs ruhig im Lager der Bostoner, im Gegenteil: bis Mitte September werden die USA beackert. So viele Shows geben natürlich Routine, das gilt auch in diesem Fall. Allerdings sollte Routine nicht mit Langeweile gleichgesetzt werden, denn das war die Show auf keinen Fall. Die Band ist hungrig und gibt immer 100%, egal on in einem kleinem Club oder wie an diesem Abend vor ein paar tausend Leuten, die zudem noch gut abgingen. Die Ansagen sind symphatisch, man merkt der Band an, dass sie selbst noch immer Fans sind und kaum glauben können, was ihnen gerade passiert. Musikalisch gibt es eh nix zu meckern, die brutalen Songs haben soviel Groove, dass sie Live immer funktionieren, allen voran das kongeniale „Count Me In“. Ein erwartet guter Gig, der die bis dato besten Publikumsreaktionen auslöste, sowohl vor der Bühne als nach der Show am Merchstand.


THROWDOWN haben mit ihren letzten Alben eine Kurskorrektur hin zum Metal eingeschlagen, die nicht jedem Fan der ersten Stunde gefallen hat, wie das bei sowas immer ist. Dementsprechend waren alle Varianten an Publikumsresonanz denkbar, von kalter Schulter bis zu totalem Enthusiamus. Ob THROWDOWN sich solche Gedanken machen oder nach ihren vielen Jahren einfach „Fuck You!“ sagen, weiß nur die Band selber, aber die Erleichterung über den wamrherzigen Empfang in der gut gefüllten Halle war selbst dem coolsten Amis anzusehen. Die Band gab sich große Mühe und präsentierte ihre abwechslungsreiche Setlist, in der alle Alben berücksichtigt waren, mit viel Einsatz und Leidenschaft. Immer wieder suchte Sänger Dave den Kontakt zum Publikum, während seine Sidekicks ordentlich moshten. Und spätestens dieser Gig war der Beweis, dass auch eine Gitarre mächtig Druck machen kann. THROWDOWN gaben eine Dreiviertelstunde Vollgas und konnten berechtigterweise einen sehr großen Moshpit entfachen, in dem sowohl die Songs von „Haymaker“ als auch „Venom And Tears“-Sachen bestens ankamen. Ein sehr starker Gig, der den Co-Headiner-Status der Band problemlos rechtfertigte und zeigte, dass die Band trotz aller Soundänderungen ein treues Following hat.


BLEEDING THROUGH ließen sich vom starken THROWDOWN-Gig nicht beeindrucken und legten nach kurzem Soundcheck mächtig los. In punkto Intensität waren sie gleichauf, besonders in den aggressiv gesungenen Parts war der Sound ein einziges Brett. Sänger Brandan ist zudem, ähnlich wie THROWDOWN-Kollege Dave, ein symphatischer Entertainer, der immer wieder den Kontakt zum Publikum suchte, wenn er nicht gerade wie ein Irrer brüllte oder viel Gefühl in die clean zu singenden Abschnitte packe. Er stand aber nicht allein im Rampenlicht, auch die beiden Gitarristen machten ordentlich Stimmung und posten wie die Weltmeister, während sich Basser Ryan etwas im Hintergrund hielt. Keyboarderin Marta war natürlich Blickfang für viele männliche Besucher, was sie mit einem knappen Outfit bewußt machte. Sie poste ebenfalls wie eine Große, bangte in den Keyboard-freien Parts und spielte ihre Parts routiniert runter. Die gesamte Band hatte mächtig Bock auf die Show und gab permanent Vollgas, da war der Headliner-Slot nur gerechtfertigt. Ein paar Songs vom kommenden Album gaben sie auch zum Besten und wenn die auf Platte genauso brachial klingen wie an diesem Abend, wird das Album ein Knaller!


Danach war der erste Tag auch schon rum und jeder verzog sich langsam in sein Zelt, Wohnmobil, Hotelzimmer oder fuhr gleich nach Hause (der Vorteil, wenn ein Festival mitten im Pott stattfindet), um für den nächsten Tag fit zu sein.

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