Konzert:

Wacken Open Air 2007 - Freitag

Konzert vom 03.08.2007Wer bei Italien bislang nur an Pizza, Pasta und Pompeji dachte weiß es spätestens seit dem W:O:A: besser. Denn das Land des Weltmeisters hat auch musikalische Feinkost zu bieten – mehr als große Oper, kleinen Eros oder gewichtigen Caruso. LACUNA COIL, das Quintett aus der Modestadt Mailand, zeigen am frühen Freitag Abend eine beeindruckende Performance. Atmosphärische Kompositionen und durchdachte Arrangements, gepaart mit einer guten Portion melodischer Gitarrenläufe, irgendwo zwischen Gothic und Alternative. Großartig und unverwechselbar: das gesangliche Wechselspiel zwischen Sängerin Christina Scabbia und Sänger Andrea Ferro, das gelegentlich bis zum Vokalduell anschwillt. Natürlich liegen Vergleiche mit Nightwish und Within Temptation nahe. Fakt ist: dieses Milaneser Quintett klingt deutlich metallischer und ist heute definitiv einer der Gewinner. Kein Wunder; mit Hymnen wie „Our Truth“, „Within Me“ und „Fragile“ im Gepäck und dem Selbstbewusstsein einer triumphalen US-Tournee und Auftritten bei Rock am Ring/Rock im Park und beim Ozzfest im Rücken lässt es sich vergleichbar grandios aufspielen. Skurriler Nebeneffekt: Depeche Mode in Wacken! Wäre hätte diese Kombi je für möglich gehalten. Aber LC schaffen es, den DM Klassiker "Enjoy The Silence" in eine hypnotische, bejubelte Coverversion zu verwandeln. Respekt! (saxx)



Black Metal. Weiß jeder. Die Schwarz-Metaller singen von Freiheit des Einzelnen und Individualismus. Und genau deswegen sind DIMMU BORGIR kein Black Metal mehr. Sie sind purer Mainstream, was auch an den ungeheuren Zuschauerzahlen ablesbar ist. Okay, bei Maiden 2008 dürfte es noch voller werden, schließlich war beim großen Bierwagen links der Bühne (wenn man auf selbige guckt) noch Platz. Dafür war da kein Sound. Wer aber irgendwie näher ran kam, der sah – wie auch auf der Tour später) ein perfektes Grimassen-Theater und super-professionelle Songs. Echte Oberklasse wahrscheinlich, Songs wie „Vredesbyrd“ oder der Alltime-Fave „Spellbound (by the Devil)“ sind Klassiker, aber eben kein Black Metal by the Devil mehr). Noch viel weniger als Immortal. (memme)


Vom Seil kommt nicht Tarzan, sondern Fuchs. Und eröffnet einen Gig, der einem alten Fan der APOKALYPTISCHEN REITER die Tränen in die Augen treibt. Und das liegt keineswegs daran, dass ich so zufrieden bin, weil die Thüringer auf ihre modernere Phase zurückblicken – und das endlich mal von einer der großen Bühnen und nicht wie im vergangenen Jahr auf der gesundheitsgefährdenden kleinen. Es liegt daran, dass die verblieben Fans (und das sind ungeheuer viele und noch ungeheurer: unheimlich viele aktive) einen für diese Zeit lange nicht in Wacken gesehenes Spektakel veranstalten. „Die Sonne scheint“ also zur späten Stund allen aus dem Pöter, blaue Luftballons, Schlauchboote, der Käfig, manchen mag’s zu lustig und aufgesetzt sein, ist es aber nicht. Punkt. Und als die REITER mit „Metal Will Never Die“ schließen, reckt sich ein Meer aus Armen in die Luft. Wer sich noch dran erinnern kann, der wird’s nie vergessen. (memme)


Nachdem 2006Die Apokalyptischen Reiter auf der Party Stage ran mussten, und der Platz so was von gestopft voll war, gab es 2007 wieder die Black Stage zu berocken! Zu später Stunde tummelten sich die ganz Harten um dem ausgelassenen Feiern zusammen mit den Reitern beizuwohnen. Keine Frage das der Funken sofort auf die Fans übersprang, was zum einen an einem erhöhten Alkoholkonsum liegen könnte und zum anderen natürlich einer guten Songauswahl. Mit „We Will Never Die“, „Metal Will Never Die“, „Riders On The Storm“ oder „Die Sonne scheint“ kann man eigentlich auch nichts falsch machen. Den Höhepunkt gab es dann wie immer mit „Reitermania“ und gegen 03 Uhr morgens dürfte dann wirklich jeder Headbanger bedient gewesen sein! Toll (xhb)




Irgendwie fehlt mir immer mehr die Vorfreude auf ein weiteres Konzert von GRAVE DIGGER - einem Urgestein der deutschen Metal Szene, keine Frage und wegzudenken sind sie auch nicht. Aber trotzdem ist es immer wieder die selbe Show. Doch steht man erst mal vor der Bühne und wird mit Stücken wie "Excalibur" oder "The Grave Digger" bombardiert, scheint alles andere in Vergessenheit zu geraten! Egal wie vorhersehbar die Show auch sein mag, es macht irgendwie immer Spaß und das die Herren um Chris Boltendahl das Publikum trotz der amtlichen Hitze zum Bang-Sport animiert ist auch nicht zwingend selbstverständlich. Spätestens beim finalen "Heavy Metal Breakdown" fällt die Entscheidung auf den Stempel: „genehmigt“. (xhb)



J.B.O. waren mal wieder zu Besuch und das bedeutet, die sonst eher schwarz gekleidete Menge wechselte zumindest teilweise die Farbe und wurde pink/rosa. Vor einigen Kostümierungen konnte man wirklich nur den Hut ziehen. Und so passte der altbekannte Song „Verteidiger des Blödsinns“ mal wieder hervorragend zum Geschehen. Doch auch aktuelleres Material war zu hören in Form von „Rock Muzic“. Wer J.B.O. kennt, der weiß, dass sie für flotte Sprüche und Blödeleien immer zu haben sind. Egal ob beim bayrischen Medley in dem Stoiber und Sido ihr Fett weg bekamen oder beim „Frankischen Bier“, welches im Original mal „Griechischer Wein“ von Udo Jürgens hieß, es durfte von Herzen gelacht werden. Als Hannes mal kurz verschwand wurde sofort der Chor „Hannes wo bist Du?“ angestimmt und natürlich fehlten auch die allseits bekannten und geliebten Medleys zu den besten J.B.O. Tracks nicht. Die Band ist immer wieder ein Spaß und ein garantierter Partyknaller. (ten)



BLITZKRIEG stellten am Freitag beim Showcase ihr neues Album „Theatre Of The Damned“ live vor und eine ansehnliche Menge an Journalisten versammelte sich im Pressezelt. Schließlich war man neugierig, was die Briten mit Co-Produzent Biff Byford sich Neues ausgedacht hatten. Zunächst spielte man brav die neuen Songs wie „Theatre Of The Damned“ und „The Phantom“ und die Kollegen hörten ebenso brav zu. Als sich Brian Ross dann jedoch einfach zwischen die Journalisten stellte und den Rest der Band machen ließ, fing man schon ein wenig an zu grübeln. Es folgte der Aufruf von Paul doch nun mal aktiv zu werden, denn beim nächsten Track „My Life Is My Own“ müsse man einfach mit hüpfen. Brian machte es vor, die Presse machte es nach, so dass der Boden in dem Zelt nur so bebte. Eine coole Aktion! Fortan war es der Band auch egal, ob man nun auf dem abgegrenzten Bühnenbereich stand oder nicht, man stellte sich auch vor die Bühne und zwischen die Presse und spielte fröhlich weiter. Das kam natürlich an und so wurden nach „Tortured Souls“ Zugaberufe laut. Ein ungewöhnliches und sicher auch erfolgreiches Showcase! (ten)


Bei keiner anderen Band auf dem gesamten Festival war es so voll wie bei Deutschlands Traditionsmetallern Nr.1. Ich stand mit ein paar Leuten im hinteren Drittel des Areals und kam mir vor wie in einer Legebatterie! Selbst die nur gut zehn Meter Luftlinie entfernte Bierbude war fast unerreichbar, und seine Leute wieder zu finden ein Kraftakt. Viel gesehen haben wir von da hinten nicht, aber BLIND GUARDIAN schienen trotz der gefühlten sieben Milliarden Fans nicht richtig auf Touren zu kommen, zumindest spulten sie „nur“ einen Routinegig ab, der nichts Außergewöhnliches bot. Los ging´s wie gehabt mit „War Of Wrath“ und „Into The Storm“, die natürlich (auch von uns) lauthals mitgebölkt wurden. Danach gab es gute Hausmannskost, nicht mehr, aber auch nicht weniger. „The Script For My Requiem“, „Lord Of The Rings“, „Majesty“, „Valhalla“, die beiden neuen Stücke “Fly” und “Otherland”, sowie der unverzichtbare “Bard´s Song“ (live immer noch die Hymne schlechthin!) erhellten das Gelände, wurden von einem 50000-Mann-Chor befeuert und machten eindeutig klar, wer zumindest vom Zuspruch her der totale Headliner dieses Festivals war. Nur leider wirkten die Jungs ein wenig uninspiriert, dabei aber natürlich zu 100% professionell. Ein Ausfall war der Gig nicht, aber abgesehen von der Atmosphäre durch das riesige Publikum auch kein Highlight und vor Allem gut zehn Minuten zu früh zu Ende, aber dieses Phänomen sollte man noch bei anderen großen Bands an diesen Tagen erleben. (do)


Auf dem Weg dorthin (also zur Eckkneipe) lausche ich angestrengt meinen einstigen Favoriten. Aber manchmal ist es mit Bands so wie mit getrennten Freundinnen oder aus den Augen verlorenen Freunden. Was früher alles war und unverzichtbar, das wird irgendwann unwichtig. So auch BLIND GUARDIAN. Sie sind so langweilig wie Hobbits in Socken und vor allem: noch viel leiserer. Außerdem gefallen mir die neuen Songs nicht mehr und so schaffe ich es nicht einmal, bis „Valhalla“ so richtig in der Nähe zu bleiben. Aber diese Hymne, die gefällt mir immer noch. (memme)


Gemessen an den davor aufgetretenen BLIND GUARDIAN (nur die Dimmus lagen dazwischen) war bei ICED EARTH, relativ gesehen, nix los! Ganz mühelos konnte man zwischen die beiden großen Bühnen spazieren, Bierchen holen und sowohl Bühne als auch Großbildleinwand beobachten. Und das erste, das mir ein Schwabe neben mir (nein, nicht unser Nico!) ins Ohr brüllte, war: „Du, der isch gut, abä de Mätt Bahloh wa´ bäschä, gell?!“. Als dann mit „Burning Times“, Declaration Day“ und „Violate“ losgelegt wurde, hingen die Ohren auf halb acht; wenn Rippchen Gas gibt, dann richtig. Diese Schreie… einmal sogar bis zu 15 Sekunden lang! Auch an Selbstbewusstsein hat der Mann mit dem Goldkehlchen zugelegt, obwohl er nie ein ganz großer Entertainer werden wird. Das einzige Problem ist nur, dass seine Stimme nicht ganz zu den balladesken Stücken, die allesamt noch auf Matt Barlow´s melancholischen, tiefen Gesang zugeschnitten sind, passen will, was wohl auch der Grund dafür war, dass „Melancholy“, „I Died For You“ oder „Watching Over Me“ (immerhin alles große Hits der Band) von vornherein außen vor blieben. Dafür gab es jedoch „Vengeance Is Mine“, „My Own Savior“, „The Hunter“ (da funktioniert es komischerweise), die komplette „Something Wicked“-Trilogie und die beiden neuen Stücke „Ten Thousand Strong“ und das zu diesem Zeitpunkt offiziell noch unbekannte, pathetische „A Charge To Keep“. Bei der göttlichen METALLICA-Hommage „Stormrider“ musste Herr Owens dann die Bühne räumen und El Cheffe (oder El Schaffer?) selbst ans Mikro lassen; und der Mastermind machte auch an der Stimme eine gute Figur. Nach der letzten Zugabe und wieder zehn Minuten zu früh war dann Schicht im Schacht. Insgesamt eine wirklich gute Show, die allerdings, wie eigentlich die gesamte Band, fast ausschließlich auf ihre beiden Hauptakteure ausgerichtet war und den Rest als Beiwerk nahm. Echtes „Band-Feeling“ kam jedenfalls kaum auf, aber Rippchen ist trotz der genannten Problematik schlichtweg eine Wucht! (do)


Wie gut, dass es auch einem dienstbeflissenen metal-inside-Schreiberling passiert: Dieser Moment auf einem Festival wenn Du jungfäulich vor einer dir völlig unbekannten Band stehst, und sie dich schon nach dem dritten Akkord mitten ins Herz trifft. VOLBEAT - Voll der Beat, voll ins Herz. WOW! Dabei durfte man vorgewarnt sein. Schließlich liefert das kleine Dänemark spätestens seit Pretty Maids immer wieder echte Killerbands. Und die beiden Alben ‚The Strenght/The Song’ und das aktuelle ‚Rock The Rebel/Metal The Devil’ wurden von Rock Hard und Metal Hammer sicher nicht ohne Grund zu Alben des Monats gekürt. Nun: VOLBEAT gehören definitiv in die erste europäische Liga! Voller Elan, mit unbändiger Spielfreude rocken und rollen die Jungs um Michael Poulsen die Party Stage und zaubern spätestens beim unvergleichlichen „The Gardens’ Tale“ der Meute vor der Bühne dieses unvergleichliche und langanhaltende Wacken-Lächeln ins unrasierte Gesicht. Danke für diesen Gig! (saxx)



Grutle ist der Größte. Und vor allen Dingen: er und seine Band machen einen rundum sympathischen Eindruck. So gar nicht Black Metal, aber irgendwie sind und waren sie noch nie die Bösewichte der Schwarzwurzel-Szene. Dafür spielen ENSLAVED ihre ungeheueren Songs auch noch viel ungeheurer kompetent. Und wenn der geneigte Zuschauer erstmal seinen Platz auf der abseits liegenden Bühne im Stroh gefunden hat, dann ist der Sound plötzlich auch raketisch-majestätisch. So wie es Songs wie „Jotunblod“ oder „Ruun“ und aus allen Phasen dazwischen und drumherum verdient haben. Selten bin ich besser in eine Wacken-Open-Air eingestiegen. Zumindest musikalisch. Alles andere ist wie jedes Jahr auf nüchternen Magen der absolute Overkill. Menschen wie Ameisen (manchmal auch wie Zombies), riesige Entfernungen, anstrengende Verhältnisse und die Eckkneipe ist nicht mehr die Eckkneipe. Aber alles Dinge, die sich noch ändern sollten. (memme)


Einen ganz kurzen Ausflug wagte ich des späten Abends zu SCHANDMAUL und was hier abging, übertraf wirklich meiner Vorstellungskraft. Mit der Mittelalter / Metal Mucke schaffte es Schandmaul das gesamte Areal vor der Party Stage zum Tanzen zu animieren. Es herrschte eine unglaubliche Stimmung mit Singchören und allem was dazu gehörte. Hut ab – vielleicht könnte man sich ja doch mal näher mit dieser Musiksparte auseinander setzen (xhb)



Kaum jemand traute sich um kurz vor 19 Uhr an die „W.E.T.“-Stage zu den Taiwanern CHTHONIC, was vermutlich daran lag, dass diese junge, aufstrebende Band hierzulande noch fast völlig unbekannt ist und ihren ersten Deutschland-Gig überhaupt absolvierte (von Ende November bis Mitte Dezember kommen die Jungs/Mädels noch für weitere Dates zu uns – als Support von ENSIFERUM, aber das nur am Rande). Und live ist der Haufen wirklich sehens- und hörenswert, auch wenn die Parallelen zu DIMMU BORGIR auch auf der Bühne nicht wirklich abreißen. Sehr originell war einmal mehr das ureigene, an alte Götter angelehnte Corpsepaint der Band, das unter Anderem angeblich so ist, wie es ist, weil das Corpsepaint der Europäer, etc. nicht zu den Gesichtsformen der Asiaten passen soll… kurios! Sänger Freddy wurde auch nicht müde zu erwähnen, dass Taiwan ein freies Land sei, was er gleich mehrfach betonte. Ungewöhnlich waren auch die zwei parallel eingesetzten Keyboards, die allerdings zu keiner Sekunde nerviges Geklimper von sich gaben und immer sehr gut in die Songs integriert wurden. Niedlich: Bassistin und Backgroundsängerin Doris (wo haben die nur alle ihre Namen her?!), die aus den ersten Reihen sicher den einen oder anderen männlichen Blick ernten konnte. CHTHONIC sind noch nicht perfekt und völlig eigenständig, haben jedoch ihren Stilmix aus symphonischem Black Metal und dezenten ostasiatischen Einflüssen (die live leider so gut wie gar nicht vernehmbar waren) auf einen sehr guten Weg gebracht. Diese Band könnte mal groß werden, und live konnte sie trotz wenig Bewegungsfreudigkeit zu großen Teilen überzeugen. (do)




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