Konzert:

Schlachtnacht - Göttingen, Juzi

Konzert vom 26.10.2007Das „Juzi“, das seit Mitte der 80er als Treffpunkt für die linke Szene Göttingens dient und eine bewegte Geschichte hinter sich hat, bietet auch alle paar Monate eine Veranstaltung für den gemeinen Metaller, nämlich die „Schlachtnacht“, die von einigen Göttinger Fans veranstaltet wird und gänzlich Underground-Charakter besitzt. Der Eintritt beträgt immer fast schon lächerliche fünf Euro, und dafür bekommt man meist drei bis vier Bands zu sehen, die eher der härteren Kategorie zuzuordnen sind. Das größte Bonbon, aber auch das größte Problem, wenn man über das Spektakel angemessen berichten will, ist der unglaublich konkurrenzlos niedrige Preis für Bier und ein paar andere, wenige alkoholische Getränke. 1,50 Euro inklusive Pfand sind für wahlweise 0,5 (!) Liter Krombacher oder Becks aus der Pulle ein Witz; so etwas gibt es sicher kaum irgendwo anders!



Meist hat man schon acht bis zwölf Gerstenkaltschalen intus, wenn die erste Band anfängt, was an diesem Tag die niedersächsischen Death Metaller BLOODSTAIN waren, die wir allerdings leider aufgrund eines verpassten Busses nicht erleben konnten. Als wir im „Juzi“ ankamen, hatte das Band bereits ihren letzten Song gespielt, doch Zeugenaussagen zufolge sollen sie absolut überzeugt haben.



Ebenfalls aus dem todesmetallischen Lager stammten GUERRILLA, die ich bereits einmal vor über zwei Jahren auf dem „Thrash Till Death“-Festival gesehen hatte, die aber allerdings ihr Line-Up seit dieser Zeit ordentlich „überarbeitet“ haben. Sänger Marcello White war ebenso nicht mehr dabei wie Ex-FORCES AT WORK-Bassist Armin Alic, so dass ich die Band kaum wiedererkannte. Musikalisch hat sich jedoch nicht viel verändert; die Jungs brettern nach wie vor eine knackige Mischung aus Groove- und Death Metal in die Menge, die nicht nur meine spärlich ausgestattete Matte ordentlich zum Fliegen brachte. Die Songs gingen einfach ins Blut, genau wie das schätzungsweise vierzehnte Bier, das ist ich gegen Ende des wirklich geilen Sets in mich hineinschüttete. Prost!



Die holländischen Frohnaturen IZEGRIM gehören im Großraum Südharz bereits zur Familie und haben sowohl in Osterode wie auch in Göttingen beinharte, zumeist männliche Fans, woran zwei attraktive Damen in den Reihen der Band vermutlich nicht ganz unschuldig sein dürften. Gitarrist Jeroen kam mir schon lange vor dem Gig breit grinsend auf dem Flur entgegen und schien auch nicht mehr so ganz alleine zu sein. Der Gig des Gespanns gehörte nicht unbedingt zu den besten, die ich schon von der Band erleben durfte, aber immerhin gab es einen vielversprechenden, akustischen Ausblick auf das neue Album, das den coolen Titel „Tribute To Totalitarianism“ trägt. Meine Fresse, dieses viele Bier hatte mich schon reichlich in den Standby-Modus geschaltet, denn die letzten Songs der Band steckten schon reichlich im Nebel. Aber mit diesem Symptom stand ich nebenbei bemerkt nicht ganz alleine da…



Das ging echt gar nicht mehr! Als die Underground-Kultband PAGAN RITESzum Gig ansetzte, hatte ich schon richtig derbe einen in der Krone. Die obskuren Songs der Band waren sicher nicht Jedermanns Sache, so dass einige beinharte Death Metaller schon den Rückzug antraten, doch die Show an sich war wirklich sehenswert, nicht zuletzt dank des völlig peinlichen Outfits von Sänger Thomas Karlsson, der mit Spandexhose und Corpsepaint auch nüchtern echt lustig ausgesehen hätte. Für echte Old School-Fans waren die teils blackmetallischen, teils doomigen und teils traditionellen Stücke eine runde Sache, so dass man insgesamt von einem gelungenen Auftritt sprechen kann. Danach wurden viele glückliche Metaller nach einer geilen Party und voll wie tausend Russen ins Göttinger Nachtleben entlassen. Und mit gut 100 zahlenden Gästen war diese „Schlachtnacht“ auch angemessen besucht, wobei noch mehr Publikum sicher nicht geschadet hätte. Freuen wir uns auf die nächste Runde im Jahr 2008!