Konzert:

Pressure Festival 2007 - Sonntag

Konzert vom 24.06.2007Der letzte Tag des Pressure Festivals begann mit RESISTANCE, die ziemlich pünktlich begannen, anfangs aber unter einem zu basslastigen Sound zu leiden hatten, in dem die Gitarren gar nicht zu hören waren. So erinnerte das Ganze mehr an Fabriklärm als an Core. Mit der Zeit bekam der Soundmensch das Problem aber in den Griff und der Sound besserte sich. Richtig spannend wurden die Songs dadurch allerdings nicht, was sich in recht verhaltener Publikumsreaktion niederschlug. Für einen Opener war es ok.


IN BLOOD WE TRUST hatten als Ruhrpott Hardcorler ein Heimspiel, dass sie von Beginn an für sich zu entscheiden wussten. Vor der Bühne ging dementsprechend ordentlich der Punk ab, sobald die Band loslegte. Musikalisch war ihr Hardcore zwar keine sonderlich aufregende Sache, aber gut gespielt und eingängig genug, um auch für Nicht-Eingeweihte gut zu klingen.


Gerade auf Europa-Tour mit INTERNAL AFFAIRS machten die Edger DOWN TO NOTHING einen Stop beim Pressure, um der Gysenberghalle (die nicht ganz so voll war wie am Vortag) eine knappe halbe Stunde gradlinigen HC vom Feinsten zu bieten. Die Songs waren kurz, knapp und aggressiv, kamen beim Publikum sehr gut an und konnten das Energielevel von IN BLOOD WE TRUST sogar noch etwas steigern. Ein ordentliches Brett wurde von den Jungs abgeliefert, mit dem sie so gut ankamen, dass sie noch zu einer (sehr kurzen) Zugabe auf die Bühne zurückmussten. Respekt!


Besagte INTERNAL AFFAIRS stiefelten direkt danach auf die Bühne, kamen in meinen Ohren aber gegen ihre Tourpartner nicht ganz an. Alles war eine Spur weniger: Eingängigkeit, Heftigkeit, Arschtrittfaktor. Zwar insgesamt eine solide Leistung, aber eben nicht mehr.


New York Underground - so sehen sich SWORN ENEMY selbst. Mit fettem Backdrop und ordentlich Spass inne Backen legten der Italo-Haufen mächtig los und konnte viele Leute vor die Bühne ziehen, wo ein ordentlicher Pit entstand. SWORN ENEMY mögen nicht die originellste Band im HC-Zirkus sein, wissen live aber immer zu überzeugen und können auf einige gute Songs zurückgreifen, mit denen sie an diesem Nachmittag einen leichten Sieg einfahren konnten.


MISERY SPEAKS litten wie schon im Vorjahr unter der Ignoranz des Publikums, dass sich in Sachen Toleranz immer dann schwer tut, wenn eine Metalband am Start ist. Dabei hätten die Bollos an der brachialen Leistung der Band ihre Freude gehabt. Die ließ sich von der Leere vor der Bühne nicht beeindrucken und zog ihren Stiefel durch, dafür gebührt ihnen Respekt. Zum Ende wurde es etwas voller vor der Bühne, aber im Vergleich zu allen anderen Bands war da nicht viel los. Ungerechtfertigt und sehr schade.


DO OR DIE legten danach eine solide Show aufs Parkett, die von deutlich mehr Leuten verfolgt wurde als der Auftritt der Metaller vorher. Die beiden Sänger der Belgier waren Dreh- und Angelpunkt der Show und lieferten sich einige bemerkenswert brutale Duelle, während die Saitenfront vollauf damit beschäftigt war, die Songs nach vorne zu treiben. Ansprechende Leistung, die auch beim Publikum auf Gegenliebe stieß.


Beim Gig von SHATTERED REALM kamen dann alle Bollos voll auf ihre Kosten. Schön prollig ging es auf der Bühne zu, während in der Halle gleich drei Pits für Violent Dancer (die dieses Jahr zum Glück nicht so zahlreich waren wie in den Vorjahren und sich bei spackigen Kung Fu-Aktionen weitgehend zurückhielten) aufgemacht wurden, wo die Herren ihre Aktionen zum Besten geben konnten.


EVERGREEN TERRACE hatten bereits 2006 bewiesen, dass sie mittlerweile zu den angesagten Bands der Szene gehören, was sich auch in diesem Jahr bestätigte. In den ersten zwei Reihen war ein sehr hoher Frauenanteil, während weiter hinten die Herren der Schöpfung einen großen Pit eröffneten ? alle gemeinsam rasteten mit Beginn des ersten Songs aus, den Front-Klappergestell Andrew mit Verve intonierte und die Saitenfraktion mit ordentlich Gepose unterstützte. Die sehr melodischen und eingängigen Songs machten es auch Unwissenden einfach, zumindest mit dem Kopf zum Takt zu wippen, aber das waren die Wenigsten. Die meisten Leute schienen die Songs aus dem Effeff zu kennen, sangen dementsprechend kräftig mit und ließen sich leicht zum Crowdsurfen, zu Circle Pits und Mikro-Schnappen überreden. Viel zu schnell waren 45 Minuten vorbei, da waren sich alle einig.


Wer gedacht hätte, dass nach drei Tagen Festival kaum jemand noch Energie für WALLS OF JERICHO hatte, sah sich getäuscht. Zum einen kann man sich der unbändigen Energie der Band (allen voran Sängerin Candace) kaum entziehen, zum anderen ist die Band so tight, dass jeder Song eine Aufforderung an die Muskeln zum Bewegen ist und sich mit dem Umweg über das Gehirn gar nicht erst aufhält. So kam es, dass der Saal nochmal komplett austickte und den bisher aktivsten Pit des Tages zustande brachte. Zwei große Circle Pits (wieder bis hinter den Mischer) inklusive. Die Band hatte derweil ebenfalls sichtlich Spass, blödelte herum, poste wie wild und haute nebenbei Krachersong um Krachersong raus. Für mich das Highlight des Tages und der Beweis, dass WALLS OF JERICHO mittlerweile zu den intensivsten Live-Bands dieses Planeten gehören.


EARTH CRISIS blickte auf sich leerende Ränge und Innenraum, viele Leute machten sich nach WOJ auf den Heimweg. Wer blieb, bekam eine deftige Portion Metalcore von Pionieren des Genres. Auch wenn sie alt (und etwas plautzig) geworden sind, haben Karl Buechner und Co. nichts an Intenstität, Wut und Überzeugung verloren. Zwischen den Songs zog Buechner Bilanz in Sachen SxE, den er mit seiner Band (allesamt militante Vegan Straight Edger) mitgeprägt hat. Den Fans gefiel, wer vor der Bühne stand sang alle Songs mit und war sichtlich erbaut, die eigentlich schon ad acta gelegten Helden seiner Jugend noch einmal zu sehen. So wurde es ein gelungener Abschluss eines gelungenen Festivals, zu dem wir 2008 alle gerne wiederkommen.


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