Kataklysm, Neaera, Fear My Thoughts, Quo Vadis - Hannover, Musikzentrum
Ähnlich wie im Kino die Trailer und Werbespots, muss man mittlerweile vor jedem Gig eines etwas härter gearteten Headliners mindestens zwölf Metalcore " Bands ertragen, die meist nur groben Müll absondern und sich nicht mehr zu helfen wissen, weil das Genre komplett mit Mann und Maus abzusaufen droht. Zum Glück gibt es Lichtblicke wie die deutschen FEAR MY THOUGHTS, die primär ihr neues Werk "Vulcanus" vorstellten, das in der darauf folgenden Woche in die Läden gelangen sollte. Wenn ich die Ansage von Sänger Mathias richtig verstand, hatten die Jungs sogar einige Exemplare der Scheibe mit auf Tour, jedoch waren in Hannover bereits alle davon ausverkauft" Hut ab! Verwundert war man über diese Tatsache aber nicht unbedingt, war die Show wirklich gelungen, und neue Stücke wie "Blankness" oder "Accelerate Or Die" mischten sich sehr gut unter älteres Material der Marke "Sweetest Hell" oder "My Delight?. Cool war auch das Zusetzen von allerlei elektronischen Samples unter die fiesen Riffs, was die Mucke noch intensiver machte. Ein eindrucksvoller und fett groovender Gig, der auch in Sachen Performance zeigte, dass FEAR MY THOUGHTS guter Dinge sein können, den großen Hype zu überleben.
Eigentlich gelten die Müsteraner NEAERA eher als Geheimtipp in der Metalcore-zene und sind eigentlich gar nicht richtig Metalcore, weil sie mehr Metal als Core sind, ähnlich wie HEAVEN SHALL BURN, aber egal" Fakt ist, dass sich nach dem Auftritt der Quintetts in Hannover selbst Orkantief "Franz" in Grund und Boden schämen müsste! Die Jungs haben zwar gute Aussichten, irgendwelche Wettbewerbe zu gewinnen, bei denen es um erschreckende Frisuren geht (Sänger Benjamin Hilleke mit Lockenmob, Gitarrist Stefan Keller mit "Dieter-Thomas-Kuhn-Gedächtnis-Matte" auf Halbmast), aber musikalisch und in Sachen Show sind sie Wahnsinn. Ich habe selten eine Combo aus dieser Szene gesehen, die fieseste Core-Aggroparts, Dampfhammer-Midtempo und Mördergroove so geschickt und mit so astreinen Breaks vermengt. Da ging der Mob automatisch ab wie Schmidt´s berühmte Miezekatze. In der Mitte der Halle kochte es, Stagediver sprangen vom Bühnenrand kopfüber ins Nichts, Stagediver landeten irgendwo, nur nicht auf den Armen der Anderen, Stagediver eigentlich überall, sogar in meinem Bier" hui! "Ihr macht da einen echt geilen Pit, und zum Glück ist keiner dabei, der meint, er sei der Karatemeister oder leck mich am Arsch?!" äußerte Sänger Benjamin sichtlich erfreut über den Zuspruch, was die Band gleich mal veranlasste, ihn mitten in seiner Rede spielerisch zu unterbrechen und weiter Songs der beiden Alben "The Rising Tide Of Oblivion" und "Let The Tempest Come" herauszufeuern. Keine Ahnung, was da bisher schief ging, aber wenn NEAERA diesen Trend nicht überleben sollten, dann raffe ich nix mehr!
Zwar gehören die Kanadier KATAKLYSM mittlerweile zu den besten und gefragtesten Death Metal Bands des Planeten, aber diesen Power-Level konnten sie selbst trotz ihrer bekannten Perfektion nicht mitgehen. Vielleicht ist das auch gerade das einzige Manko, das diese Band inzwischen hat: die Perfektion. So großartig, wie Hymnen der Marke "Like Angels (Weeping The Dark)", "Serenity In Fire", "Let Them Burn?, "Illuminati?, "Crippled & Broken", "As I Slither", "Face The Face Of War", "In Words Of Desperation", "In Shadows And Dust" oder die letzte Zugabe "The Road To Devastation" auch sein mögen, sie wirken live zwar arschtight, monströs und majestätisch, aber auch irgendwie etwas glatt und kalkuliert. Auch Sänger und Muskelberg Maurizio (darum wollten die Mädels alle nach vorne - ja, nee, is´ klar!) wirkte auf mich eher wie jemand, der diese Stücke "vortrug", aber nicht ganz mit Leben erfüllte. Am Ende schien es mir fast so, das die Band, die sich auch nicht großartig auf der Bühne bewegte, on stage genauso klingt wie auf Platte - vermutlich eine Folge des sehr hohen technischen Anspruchs und der Routine, die man über die vielen Jahre gesammelt hat. Das soll jetzt bloß nicht negativ klingen, denn KATAKLYSM waren ein sehr würdiger Headliner mit überragenden Songs (hauptsächlich von den letzen drei Alben) im Gepäck und absolut professionell und perfekt - vielleicht schon etwas zu perfekt. Spaß gemacht hat´s aber trotzdem!