The Brandos - Aschaffenburg, Colos-Saal

Vorband gab es zwar keine, brauchen die BRANDOS aber eh nicht. Spartanische Bühne, kein Schnickschnack, es ist 21.00 Uhr, die Funzeln aus und los gehts. Das Publikum ist natürlich etwas älter (klar, als das Debüt 1987 rauskam kaufte die Mehrzahl noch richtiges Vinyl), auch erstaunlich viel (zwangs- bzw. mitgeschleifte) weibliche Wesen säumten den Platz vor der Bühne und so war es insgesamt ein solide gefüllter Colos-Saal. Die meisten Fans bekamen dann auch von der ersten bis zur letzten Minute das, was sie von ihren BRANDOS erwarteten: Solider (Texas) Rock´n´Roll mit viel irischer Folk Seele und leichtem Country Einschlag - so in etwa klingen die Jungs um ihren charismatischen Sänger sowie Leadgitarristen Dave Kincaid. Und egal auf welcher Gitarre, seine Finger fliegen einfach grazil über die Bretter und peitschen die Riffs aus den Boxen. Immer noch im altbackenen aber irgendwie adretten Bolero-Jäckchen unterwegs, steht er da vorne und läßt sein charismatisches Reibeisen-Organ (erinnert nicht nur manchmal an CCR) erklingen, manchmal fast markerschütternd. Ganz klar, fast alles dreht sich hier um diesen Mann, er singt fast alle Titel, spielt die Soli und macht die teilweise länger erklärenden Ansagen zu den oft recht autobiographischen Songs. Dies macht den anderen Bandmitglieder scheinbar wenig aus. Sie machen schlicht den Rest und liefern den perfekten Hintergrund für einen soliden, manchmal fast rohen Bandsound und die vierstimmigen Harmoniegesänge.
Ernie Mondello mit seinem weißen Bass und seinen ungewöhnlichen Ausfallschrittbewegungen bildet am ehesten noch einen Kontrastpunkt auf der Bühne und auch sein kraftvoll, eher unspektakuläres Spiel sorgt für den typischen BRANDOS Sound. Die Fans sind nur zu Anfang etwas reservierter, dann sind sie warm. Es werden vielen Stücke aus dem neuen Album "Over The Border" gespielt, die meisten scheinen die Tracks aber schon zu kennen und so werden auch diese lauthals mitgesungen. Die Mischung stimmt egal ob die alten Gassenhauer oder auch neue Sachen mit Reggaeryhtmen oder auch sogar leicht funkig ("Gunfire At Midnight") geprägt Es kommt Bewegung in den Laden, es groovt einfach ohne Ende. Egal ob pathetische Balladen wie "Tell Her" oder vertraute Hymnen wie natürlich der große bekannte Hit "Gettysburg" oder der aktuelle Titeltrack "Over The Border". Das ein oder andere Traditional findet ebenfalls den Weg ins aktuelle Set (meistens wenn die Mandoline hervorgeholt wird) wie auch sehr intensiv die neuen Sachen wie "The Triangle Fire", hier wurde laut Kincaid der Brand in der New Yorker Triangle Fabrik von 1911, bei der 146 Frauen starben, thematisiert. Klasse dabei insbesondere noch "The New York Volunteer", bei dem eine dieser alten Melodien frisch aufpoliert zu neuem Leben erweckt wurde. Es gab nach 18 Liedern und dem furiosen "Can´t Go Home" noch drei weitere Zugaben, jeweils mit zwei Tracks. Dabei drehten die BRANDOS nochmal so richtig auf "The Warrior´s Son" oder covern von QUICKSILVER MESSENGER SERVICE "Dino´s Song" und einer meiner persönlichen Reißer "Nothing To Fea" kommt tatsächlich auch noch zu Ehren.
Die New Yorker waren wie immer ihr Eintrittsgeld absolut wert, treibender Gitarrenrock mit den ein oder anderen gelungenen melancholischen Momenten und einfach einer mitreißenden Performance - da kommt man gerne wieder.
Setlist:
01. Fight For Love
02. Pass The Hat
03. Keeper
04. Turn Away
05. The Only Love I Can Get
06. Anna Lee
07. The Other Side
08. She´s The One
09. Triangle By Fire
10. Gunfire At Midnight
11.Tell Her
12. N.Y. Volunteer
13. Solution
14.Walking Home
15. Over the Border
16. Let It Go
17. Gettysburg
18. Can´t Go Home
19. Warrior´s Son
20. Nothing To Fear
21. Dino´s Song
22. Siege
23. Tambourine
24. Light Of Day