Party.San 2006 - Samstag

MORNING BELOVETH aber nehmen erst mal Gas weg. Und wie! Die einzige Doom-Death-Band des Festivals spaltet dann auch gehörig die unglaublicherweise schon riesige Menge. "Langweilig", meinen einige - andere sagen nichts und schwelgen der Klänge der vier Songs. Die vier Iren (einer sogar rothaarig, jaja) spielen ihre majestätischen Epen voller Inbrunst ohne viel Bewegung (außer Sänger Darren, der beseelt von Brutz und Brakel wie Catweazke ums Feuer doomt), aber mit viel, viel Herz. Und so legt sich eine ganz merkwürdige Atmosphäre über die trocknend stinkende PSOA-Wiese und nicht wenige der still begeisterten Doomer schwelgen in Gedanken irgendwo am Rande der irischen Klippen, hören die wilde See und knien vor keltischen Kreuzen, denken an den letzten Tag - oder gehen einfach noch ´nen White Russian trinken. Das unglaubliche "The Apocalypse Machine" ragt heraus aus den vier großartigen Reisen in die Melancholie. Herrlich - fanden nicht nur die Fahne schwenkenden "fuckin’ Irish". (memme)
Ein Kontrastprogramm zu den irischen Trauerweiden waren anschließen ROMPEPROP. Drei durchgeknallte holländische Grinder, schön mit Blut besudelt, OP-Kleidung und dem derbsten Harmonizer des Wochenendes. Mit einer Menge Witz grind-groovten unsere Nachbarn 45 Minuten lang auch das letzte Brutz&Brakel-Opfer wach. Garniert wurde die grindige Keule durch die trockenen Erklärungen der Texte. Sex mit Delphinen, Eskimo Blowjobs, Pelikane - es gibt nicht, was bei ROMPEPROP lyrisch nicht verwurstet wird. So macht Porngrind Spass und die drei Bekloppten zu den besten Clows des Tages. (lh)
Witzig sind ROTTEN SOUND nur abseits der Bühne (sogar richtig umgänglich und viel zu nett), solange sie auf derselben stehen gibt es ein Grind-Gewitter ohnegleichen. Das hat sich mit neuem Drummer nicht geändert, das wird sich hoffentlich nie ändern. Intensiv und brutal knüppelten sich die Finnen durch ihren Set, in den sie ein paar neue Songs einstreuten, und ließen keinen Zweifel daran, dass sie jede angepinselte Band in Sachen Brutalität um Längen schlagen. Irre! (lh)
Mit den Süddeutschen DESASTER hatte man eine der bekanntesten "Underground" - Bands ausgegraben, wobei mir echt nicht einleuchtet, warum diese Combo immer noch mit dazugerechnet wird, denn Underground ist man schon lange nicht mehr. Macht aber nix, der Gedanke zählt, und musikalisch waren die Jungs auch hier wieder richtig kompromisslos. Das zeigt sich bereits darin, dass man ebenfalls nicht das neue Album promoten wollte , sondern eine Querbeet - Setlist ausgegraben hatte, die, soweit ich das mitbekommen habe, mit "Havoc" nur einen einzigen Song vom aktuellen Werk "Angelwhore" enthielt. Ansonsten zockten und rockten die Koblenzer mit "Divine Blasphemies" oder den beiden "Hits" "Teutonic Steel" und "Metalized Blood" viele Fans ins Old School - Delirium. Am Ende gab´s sogar eine tolle Version von SEPULTURA´s "Troops Of Doom" zu hören, was den Abschluss dieses wie immer sehens, - und hörenswerten Gigs markierte. (do)
SETHERIAL, die Ex-Band des jetzigen Naglfar-Sänger, kommen fein angetüncht auffe Bretter und spielen nach neunjähriger Deutschland-Abstinenz eigentlich einen ganz prima Gig. Sie wirken heiß, machen auf der Bühne ordentlich Alarm und musikalisch gibt’s eigentlich auch nicht viel auszusetzen. Sie sind böse, der Sound ist fett. Es gibt Songs von "Nord", der Elefant "Death Triumphant" fehlt nicht - Black-Metal-Hellstorms as satan’s fist, bla. From "The Underworld" - "Nicht schlecht", sagt der überraschte Nebenmann. "Aber auch nicht mehr", entgegnet der Rezensent. (memme)
THYRFING entführen die Party-Sahne ,Far åt helvete’. Es ist schon erstaunlich, wie unspektakulär plötzlich Bands wie Setherial, die genau vor THYRFING spielten, wirken, wenn der Haufen Dreckspatzen auf die Bühne flattert. Während Setherial eigentlich alles prima machen, aber langweilen, versprühen Songs wie das tolle ,Digerdöden’ von "Vansinnevisor" oder geniale ,Höst’ von "Farsotstider" eine einmalig fesselnde Stimmung, die einen selbst bei sonniger Helligkeit in düstere Träume versinken lässt. Viel besser als die Schweden mit dem Finnen sollte es and diesem Abend niemand mehr machen. (memme)
Normal sind die Dänen ILLDISPOSED immer eine Bank, aber auf diesem Festival hatten sie definitiv keinen ihrer besten Tage erwischt, womit ich, ehrlich gesagt, nicht gerechnet hätte. Sonst nur in kleinen Clubs präsent, wäre zu erwarten gewesen, dass man sich hier alkoholtechnisch doch mal ein wenig zurückhält. Bereits zwei, drei Stunden vor dem Gig waren bei den Herren Summer, Batten, Kloge und Co. mächtig die Lampen an und von dezenter Zurückhaltung keine Spur. Die Band wirkte zudem auf der für sie sehr großen Bühne recht verloren, und auch der sonst so obligatorische, instrumentale Druck fehlte irgendwie. Zwar ging es mit der Hymne "Now We´re History" ganz gut los, aber im Laufe des Sets schlich sich eine gewisse Müdigkeit ein (die Band hatte wohl schon länger kein Bier mehr gehabt…), die auch bis zu großen Teilen des Publikums vordrang. Auch der große Hit "Illdispunk´d" wurde nicht gespielt, was echt schade war, denn hier wäre die Nummer sicher wie eine Bombe eingeschlagen! Auch einige wie immer witzige Ansagen von Bo ("Wir sind jetzt nicht mehr schwul…!") wirkten eher wie Ablenkung vom ansonsten recht trägen Geschehen. Keine Ahnung, was der wirkliche Hauptgrund (die Jungs spielen selten bis nie nüchtern) für diesen schwachen Gig war, ist aber auch egal. Für ILLDISPOSED - Verhältnisse war es so oder so an diesem Abend eindeutig zu wenig! (do)
Die Schweden MARDUK konnte ich leider nur zum Teil sehen, daher beschränke ich mich auf das Gesehene: die Jungs knüppelten sich wie die Irren durch ihren Set, interagierten jedoch kaum bis gar nicht mit dem Publikum oder machten Ansagen. Auch hier wurde ohrenscheinlich ein guter Querschnitt durch das bisherige Schaffen aufgespielt, wobei es bei dem Highspeed - Geballer mitunter schwierig war, einzelne Songs herauszuhören. MARDUK waren ein gefundenes Fressen für die schnellsten der schnellen Headbanger und lieferten auf ihre Art eine finstere, aber technisch hochwertige ICE - Vorstellung ab! (do)