Katatonia, Novembre - Hamburg, MarX
Aber erst hieß es für das sehr gemischte Publikum (von Death Metaller über Gothics bis zu Hardcorlern) die Italiener NOVEMBRE zu überstehen. Mit neuem Album im Gepäck gaben sich die Südländer alle Mühe, posten ordentlich und kommunizierten mit dem Publikum auf sehr angenehme Art. An und für sich gefiel mir ihr Mix aus Gothic Rock und Death Metal, wäre der Gesang nicht so hoch. Für meine Ohren paßte das irgendwie nicht zusammen und so gab ich mir nur kurz die Ehre im sowieso schon knackevollen kleinen Saal. NOVEMBRE konnten aber zumindest einige Leute begeistern und ernteten nach ihrer Dreiviertelstunde Spielzeit mehr als nur Höflichkeitsapplaus.
Die Herren Schweden ließen sich lange Zeit, bevor sie zu den Klängen eines ruhigen Intros von einem Roadie geleitet die enge MarX-Bühne betraten. Sofort kam Jubel auf und es wurde klar, dass jeder im Saal nur wegen KATATONIA gekommen war und die Band auch nach langer Live-Abstinenz treue Fans in Hamburg hat. Ohne große Worte von Sänger Jonas Renske (dessen Plautze seit dem WOA-Gig mit BLOODBATH noch etwas gewachsen zu sein scheint - genau wie seine Haare) ging es gleich mit zwei Songs vom neuen Album zur Sache. Die Band sprühte vom Start weg vor Spielfreude und selbst Renske konnte sich ein Lächeln angesichts des enthusiastischen Publikums nicht verkneifen, auch wenn seine dichte Matte das eigentlich verbergen sollte. Die Norman-Brüder spielten effektiv ihren Stiefel runter und gaben dabei sowohl den coolen Corler (Fred) wie auch den mit zunehmender Spiedauer immer entfesselteren Poser (Mattias), der mit gemeinsam mit Blackheim im Laufe des fast zweistündigen Sets jede große Mtetal-Pose machte. Außer auf den Knien über die Bühne zu rutschen, aber das scheiterte sicher nur am mangelnden Platz. KATATONIA haben sicher ein paar Shows gebraucht, um sich aufeinander einzuspielen (’nen Proberaum haben sie ja nicht), aber davon war an diesem Abend nichts zu spüren, so traumwandlerisch sicher zockten sie neue Nummer wie "My Twin" als auch alte Klassiker. Eigentlich mag ich Scheiben "Last Fair Deal Gone" oder "Viva Emptiness" nicht, aber dieser Abend hat das geändert! KATATONIA haben mich überzeugt, dass es jede Scheibe wert ist, genauer gehört und schlußendlich geliebt zu werden. Den meisten Leuten brauchten sie das aber nicht nahebringen, die hatten das schon lange vor mir realisiert und feierten die Schweden nach allen Regeln der Kunst. Besonders bei den älteren, heftigeren Nummer ging der halbe Saal mit, während die vorderen Reihen selbst bei ruhigeren Songs Alarm machten. So verging Song um Song in bester Stimmung, die selbst der etwas basslastige Sound nicht trüben konnte und KATATONIA ohne große Mätzchen eineZugabe spielen ließ. Dann ging auch schon das Licht an und ein fast zweistündiger verdammt geiler Gig war zu Ende.
Jungs, kommt bald wieder!