Konzert:

Close-Up Festival 06 - Sonntag

Konzert vom 16.04.2006Am Sonntag wurde eine dritte Bühne für "Demobands" geöffnet - das Fylkingen ist ein Nebenraum der Bryggeriet, und dort ging es um 15 Uhr los. Allerdings noch nicht für diese kleine deutsche Abordnung, denn wir hatten am Vorabend noch gut im "Rocks" auf der KATATONIA-Aftershowparty gefeiert. In der Metaldisco "Rocks/Tivoli" hatten von Gründonnerstag an schon die "Förfests" stattgefunden, an diesem abend sollte dort auch die OPETH/AMON AMARTH Aftershowparty steigen. Wir brauchten deshalb erst mal frische Luft.


Das heißt, so schlecht ist die Luft in den Clubs gar nicht: In Schweden herrscht seit kurzem absolutes Rauchverbot in öffentlichen Gebäuden und bei öffentlichen Veranstaltungen, also auch in Kneipen und bei Konzerten. Auf dem Balkon und vor den Türen treffen sich seitdem die Raucher, lassen sich (besonderer Service der Kneipen) vorher eine dicke Decke zum Umhängen geben, damit sie bei Temperaturen um den Gefrierpunkt im T-Shirt nicht erfrieren. Denn das ist auch eine schwedische Besonderheit: Die Abgabe der Garderobe ist Pflicht, die Gebühr dazu ein versteckter "zweiter Eintritt" - gegen den im Zuge der Rauchergesetze vorgegangen wurde, allerdings nicht sonderlich erfolgreich.


Bei BLINDSIDE war die Luft noch zusätzlich sehr gut, weil sehr viel Platz war: Diese Schweden touren sonst 300 Tage im Jahr in den USA und spielen dort inzwischen nur noch die Riesen-Hallen - daheim sind sie dagegen wie der Prophet im eigenen Lande, und der hat bekanntlich nix zu melden. Nun ja, jedenfalls etwas weniger: Extra wegen BLINDSIDE hatte sich ein Häufchen Emo-Kids Tageskarten gekauft und supportete die Band nach Kräften - aber war mir nur so, oder hat die Band vor halbvollem Saal auch nur mit halber Kraft gespielt?


Mindestens genauso viele, eher aber mehr Zuschauer drängeln sich eine halbe Stunde später im kleinen "Fylkingen" vor der Demo-Bühne und die Stimmung ist neugierig bis aufgeregt: Niclas Engelin (ex-IN FLAMES/PASSENGER), Mangan Klavborn, Johan Andreassen, Mojjo und der letzte THE CROWN-Arbeitslose Marcus Sunesson stehen heute erst zum 5. Mal zusammen als ENGEL auf einer Bühne. Und dieses ENGEL aus Göteborg brennen von der ersten Minute an das fette Metal-Entertainment ab: der Sequenzer startet jeden Song, und die Mischung aus Elektro-Metal mit fettesten Gitarren ging bei der dicht gedrängten Menge über den Nacken in die Beine - ENGEL war die erste Band des Festivals, bei der sich ein richtiger Mosh- und Tanzpit bildete. Wer sich in etwa The Kovenant mit Death-Wurzeln und heiserem Shouter vorstellen kann - setzt ENGEL fett auf die Merkliste!


Bereits auf der Wendeltreppe zurück in die Bryggeriet bollern die Töne von AMON AMARTH durch Mark und Bein: Im Vergleich zu den letzten europäischen Shows hat dieses Heimspiel was spartanisches: Toller Sound, aber nur einfach Lichtshow, kaum Requisiten. Der "feindliche", weil dem Fußball-Club "Hammarby" nahestehende Stadtteil wird von den erklärten Djurgården-Fans AMON AMARTH wird mit den einfachsten Mitteln genommen: Hits wie "Fate of Norns", " Where Silent Gods Stand Guard", "Bleed For The Ancient Gods", "Versus The World" - eins nach dem anderen werden Songs wie Pfeilspitzen abgefeuert und keine Gefangenen gemacht. Johann Hegg, Olli Mikkonen und Ted Lundström schütteln die Haare auf der Bühne vor, und das Publikum schüttelt hinterher. Also: Lokalderby haushoch gewonnen!


Kann man dieses Gewitter noch toppen? BOLT THROWER können. Karl Willets ist ein ganz anderer Fronter als Dave Ingram, und das bekommen die großen Songs aus der Ingram-Ära wie "Mercenary" zu spüren - die Stimme von Ingram hat mehr Volumen und Tonumfang. Dafür bölkt Karl Willets die klassischen, eigenen Songs in einmaliger Heiserkeit in den Saal. Genauso heiser wie seine lustigen Ansagen, die in ihrem breiten Dialekt selbst im sprachtalentierten Schweden kaum jemand versteht. Willets ist der Gute-Laune-Bär des Death Metal und hier und heute auch eine wandernde Litfass-Säule für die britisch-niederländische Freundschaft: Die Brust ziert das T-Shirt der Toursupporter God Dethroned, das Handgelenk ein Schweißband in den holländischen Farben und das Mischpult ein holländischer Soundmischer.


Setlist BOLT THROWER:


At First Light

Entrenched

Mercenary

When Glory Beckons

World Eater

The Killchain

Powder Burns

Those Once Loyal

Inside The Wire

The Fourth Crusade

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When Cannons Fade


OPETH dürfen danach, also nach zweieinhalb Tagen voller Party, Musik und Hin- und Herlaufen zwischen den Clubs um 1 Uhr nachts auf die Bühne. Mikael Akerfeld, der die Tage selbst ordentlich mitgefeiert hat, und seine Mitstreiter stecken voller Spielfreude - und werden nach dem ersten Song durch die schwedische Version von "Happy Birthday" unterbrochen, Mikael begeht nämlich außerdem seinen 32. Geburtstag. Die kommenden zwei Stunden vergehen dann in trance-artigem Unwissen denn Mikael Akerfelds lustige Ansagen sind ausschließlich auf Schwedisch...


Setlist OPETH


Ghost of Perdition

Waiste Cluster

The Amen Corner

The Baying

Closure

Unerth Feeling Morn

The Grand Conjuration

The Leper Affinity

Deliverance