Konzert:

Saxon - Aschaffenburg, Colos-Saal

Konzert vom 12.12.2005

Eine Legende hatte nach Aschaffenburg "eingeladen" um mehr oder weniger pünktlich (das Debüt wurde ja eigentlich schon 1979 veröffentlicht) mit ihren zahlreichen Fans so richtig abzufeiern - und zwar das 25-jährige Bandjubiläum. SAXON, eines der Mutterschiffe des NWOBHM aus den glorreichen 80ern gastierten an diesem kühlen Dezemberabend im Aschaffenburger Colos-Saal, einem mittlerweile fast ebenso kultigen Laden wie die Jungs selbst.



Und die Bude war mit grob geschätzten 600 Leuten rappelvoll besetzt, als die sympathischen Briten um 21.15 Uhr ihren Set mit "Motorcycle Man” recht passend und heavy laut eröffneten. Zuvor hatten die Kollegen vom RockHard mit Obermetaller Götz Kühnemund an der Spitze (der auch die Rolle des Ansagers übernahm) bereits ordentlich eingeheizt und die Menge mit einer ganz speziellen Metaldisco vorgewärmt. Da kamen mehr oder minder bekannte Tracks der in den End-70ern und Anfang 80ern angesagten Bands zum Vorschein und stimmten bestens auf den Hauptact ein. Ob das eine richtige Vorband so gut hinbekommen hätte darf ruhig hinterfragt werden, denn bereits jetzt standen viele Zuschauer oftmals mit leicht verklärten Blicken vor der Bühne und lauschten begeistert ihren alten Helden. Apropos "alt": der (Alters-) Durchschnitt der anwesenden Fans lag sicher deutlich im oberen Bereich (und es gab manche mit auffallend lichtem Haar). Aber es hatten auch erfreulicherweise viele jüngere Fans den Weg gefunden und so freuten sich besonders die anwesenden MI’ler endlich mal den Altersschnitt eines Live-Events zu senken.



Der besondere Kick, dieser eigentlich schon im letzten Frühjahr angesetzten Tour lag nun darin, dass ausschließlich Songs bis 1984 gespielt werden sollten, also von den ersten 6 Studioalben der Band. Die Verschiebung wurde notwendig nachdem das komplette Landhaus, inklusive Studio von Sänger Biff Byford damals abgefackelt war.

SAXON legten los wie die Feuerwehr, der enge aber gemütliche Saal kochte von der ersten Minute an, die Menge tobte und feierte die Jungs zu Recht so enthusiastisch ab als wären SAXON die Superstars schlechthin - und im Verlaufe des Abends bestätigten die Mannen aus England dies mehrfach. Wohl selten klangen sie fetter und heavier als im Moment. "Mensch," sagte einer nach dem dritten Song, heftig nach Luft ringend, neben mir, "wusste gar nicht, dass diese alten Säcke noch so hart sind". Und damit traf er den Nagel auf den Kopf. Der Sound war laut und mächtig, Biffs Gesang kann trotz fortgeschrittenem Alter noch einiges an Power und Kraft rüberbringen und es gab auch mit dem riesigem Drumkit was für die Optik. Die Fans hatten die Hände fast ständig in der Höhe und Biff hatte die Menge mit seinen lustig, ironischen Ansagen und einer prächtig in Schuss befindlichen Stimme souverän im Griff. Der Gute kommt immer ein wenig wie ein indianischer Medizinmann rüber, welcher mit zerfurchtem Gesicht und wallender Mähne eine gewisse magische Kraft ausstrahlt und mit seiner charismatischen Stimme alle Zuhörer unwillkürlich in seinen Bann zieht.

Wie schon eingangs erwähnt, die klassische Setliste ließ kaum Wünsche offen, egal ob das powervolle "Motorcycle Man", das rhythmische "Strong Arm Of The Law”, der Hammer "Power And Glory”, das kultige "Dallas 1pm”, "Denim And Leather” oder das fast schon popmäßige "747 (Strangers in The Night)" - jeder bekam irgendwie seinen Lieblingssong in voller Spielfreude vor den Latz geknallt - so mag man das. Bei "Frozen Rainbow" war dann höchst ungewöhnliches zu sehen - Biff versuchte sich mit Gitarre und bestand auch hier bravourös. Die Stimmung, sowie parallel dazu die Temperaturen stiegen minütlich weiter an. SAXON genossen ebenfalls, sichtlich gerührt ihren eigenen Gig - die Show war einfach klasse. Bassist Nibbs Carter zeigte sich als unterhaltsamer Grimassenschneider und die beiden spieltechnisch guten Gitarristen legten ein geiles Riff und Solo nach dem Anderen hin. Den Abschluss des regulären Set bildete dann die Überhymne "Wheels Of Steels" - obwohl zuvor schon "The Eagle Has Landed" und vor allem "Crusader" geradezu hysterisch mitgeschrieen wurden.



Nach circa 95 Minuten Spielzeit kamen die Jungs noch zu zwei weiteren Zugaben zurück auf die Bühne. "And the Bands Played On" und des unverzichtbare "Princess Of The Night" (kein Konzert ohne den Klassiker) waren Zuschlag Nummer 1. Danach gab es mit "Heavy Metal Thunder" noch mal eine Vollbedienung - dann war leider Schluß. SAXON haben an diesem Abend eindrucksvoll bewiesen, dass mit ihnen noch zu rechnen sein ist und einige der jungen Möchtegern Hardcore oder whatever Metalbands dürfen sich ruhig mal warm anziehen. Insgesamt war es schlicht und einfach ein Hammergig, von dem man wohl noch in Jahren begeistert berichten kann. Wer nicht dabei war hat definitiv etwas verpasst.



Ansonsten auch noch positiv zu bemerken: Die verhältnismäßig günstigen Merchandise Preise mit T-Shirts für 15.- Euro, Sweatshirts (auch in leuchtendem schneeweiß !!) und Kapuzenpullis für 20 € sowie 25 €, da gibt es auch nicht viel meckern. SAXON-Herz was begehrst du mehr.





Setlist:

Motorcycle Man

Never Surrender

Play It Loud

Strong Arm Of The Law

Stallions Of The Highway

Power And Glory

Frozen Rainbow

Suzie Hold On

The Eagle Has Landed

To Hell And Back

Redline

Crusader

Dallas 1pm

Stand Up And Be Counted

Denim And Leather

747 (Strangers In The Night)

Wheels Of Steel

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And the Bands Played On

Princess Of The Night

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Heavy Metal Thunder



(maio/hardy)


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