Konzert:

Bad Religion, Grannysmith - Zürich, X-Tra

Konzert vom 31.08.2005Im Rahmen ihrer Europa-Tour machten BAD RELIGION auch in Zürich halt, und man durfte gespannt sein, ob die Punkrock-Veteranen aus L.A. live immer noch überzeugen würden. Dafür sprach schon mal das letzte Album "The Empire Strikes First", mit dem endlich wieder an die Intensität der frühen Alben wie "Suffer" und "No Control" angeknüpft werden konnte. Aber man wird ja auch nicht jünger, und Greg Griffin und seine Mannen sind mit ihren 25 Jahren on the road ja schon eine ganze Weile im Geschäft.



Eröffnen durften den Abend die Schweizer GRANNYSMITH aus dem Oberwallis, und sie machten ihren Job als Anheizer gar nicht schlecht. Ihr poppiger, aber energiegeladener Punkrock à la GREEN DAY und Konsorten lockte trotz des guten Wetters schon eine ganze Reihe Konzertbesucher ins X-Tra, und vor der Bühne hatten sich offenbar einige Fans versammelt, die gut Stimmung machten. Etwas Dreck fehlte den Jungs noch, aber sie scheinen auch noch ziemlich jung zu sein und wirkten dementsprechend überhaupt etwas... na ja... süß. Dieser Eindruck verstärkte sich noch, als sie einen Song in Mundart intonierten, denn das klang dann - zumindest in meinen norddeutschen Ohren - wirklich drollig. Aber so sind sie halt, die Schweizer... Insgesamt spielte der Vierer aber einen soliden Gig, mit ordentlich Wumms und jeder Menge Spielfreude.



Als um viertel vor neun das Licht ausging und das Intro von "The Empire Strikes First" erklang, war der Club zum Bersten gefüllt. Und als BAD RELIGION dann mit "Sinister Rouge" loslegten, brach die Hölle los. Vom ersten Ton an wurde in der kompletten vorderen Hälfte des Fußraums gepogt und gesprungen, was das Zeug hielt, und im Verlaufe des Abends breitete sich die Bewegung im Publikum immer weiter aus. Und da sage noch einer, die Schweizer seien gemütlich! Was hier abging, habe ich auf Konzerten in Deutschland selten gesehen. Greg und seine Jungs - dieses Mal wieder ohne Brett Gurewitz, also mit "nur" zwei Gitarristen am Start - waren aber auch in Höchstform und außerdem bestens gelaunt und hauten ihren Fans einen Kracher nach dem anderen um die Ohren. Direkt als zweites folgte schon "21st Century Digital Boy", und schon hier übertönte der von allen mitgegrölte Refrain locker die Lead Vocals, obwohl es soundtechnisch durchaus angemessen laut zuging. Was dann folgte, was eine perfekte Mischung aus Songs vom letzten und dem Vorgänger-Album, wie "God´s Love", "Supersonic", "Sorrow" und natürlich das hymnische "Los Angeles Is Burning" und Stücken aus der Prä-"Stranger Than Fiction"-Ära wie "Man With A Mission", "Recipe For Hate", "Generator", "Modern Man" und "Anesthesia", wobei zu meiner großen Freude auch viel wirklich altes Material aus der "Suffer"-/"No Control"-Zeit zum Zuge kam, wie die beiden jeweiligen Titelsongs, "You" und "Do What You Want". Als Zugaben folgten dann nach gut 65 Minuten schweißtreibender Spielzeit noch "American Jesus" und der "Punk Rock Song". Hier wurden also keine Wünsche offen gelassen.


Eine nette Szene spielte sich auch noch ab, als es einem jungen Fan drei Mal hintereinander gelang, an den Ordnern vorbei auf die Bühne zu springen, um dann Arm in Arm mit Greg ins Mikro zu grölen, was diesen offenbar so beeindruckte, dass er ihn direkt noch mal auf die Bühne bat, um den Gesang beim nächsten Song zu übernehmen. Der Aushilfssänger ließ sich dann auch nicht lang bitten und tobte äußerst selbstbewusst und - auch wenn die Töne nicht immer 100%ig stimmten - zugegebenermaßen recht stimmgewaltig über die Bühne, während sich Greg amüsiert auf dem Schlagzeug-Podest fläzte. Schöne Aktion!



Es war also ein großartiger Abend, mit einem Publikum außer Rand und Band, einem ausgewogenen, druckvollen und dreckigen Sound und einer Band, die allen zeigte, dass sie die nachfolgende Punkrock-Generation noch locker in die Tasche steckt.