Konzert:

Gåte - Hamburg, Molotow

Konzert vom 20.08.2005Der Kiez in der Hansestadt versinkt in Menschenmassen. Ein ganz normaler Samstagabend kombiniert mit dem Jahrmarkt "Dom" und dem "Welt-Astra-Tag" macht selbst Hamburgs menschengewohnter Straße zu schaffen.



Mittendrin versuchen fünf Norweger auf ihrer ersten Tour in Deutschland das altehrwürdige Molotow zu füllen. Wo sonst der Schweiß tätowierter Hardcorerecken von der Decke tropft, hatte sich eine kleinere Menschentraube versammelt um dem neuen Geheimtipp in Sachen Folk zu lauschen.



Im der etwas beengten Ambiente des Clubs standen die vier Jungs der Band anfangs noch etwas unsicher und begannen mit dem Titeltrack "Fredlysning" ihres neuen Albums "Iselilja". Nach den ersten Takten mit männlichen Vocals betrat die blutjunge Gunnhild die Szenerie: Barfuß, nur in ein blassgrünes Leinenkleid gehüllt und mit großem Kollier um den Hals sollte ihr elfenhafter Gesang von nun an den Abend dominieren. Musikalisch steht ihre Stimme ganz klar im Vordergrund, die ausschließlich norwegischen Texte tun ihr Übriges um zu einer mystischen Stimmung zu verhelfen.



Was das Optische angeht wirkt ihre unschuldige Art sicherlich faszinierend. Nicht weniger spannend zu beobachten war jedoch ihr Gitarrist Magnus, der mit einer absolut einmaligen Mischung aus Rockstarattitüde und gleichzeitiger Selbstverliebtheit und ausschließlicher Interaktion mit sich selbst und den Gitarren - ich zählte vier verschiedene - viele Blicke auf sich zog. Vollkommen verträumt spielte er mit diversen Effektgeräten und wechselte nach fast jedem Song sein Instrument. Sein Guitartech versuchte des Öfteren vergebens ihm sein Handwerkszeug aus der Hand zu nehmen bevor er die Saiten zwischen Mikroständer und Stiefel klemmen konnte um den einen oder anderen Ton noch absurder klingen zu lassen. Einige Erklärungen der Sängerin zum Inhalt der Songs wirkten aufgrund mancher fehlender und schüchtern nachgefragter Vokabeln dermaßen sympathisch, dass ihr alle Anwesenden mit den Augen an den Lippen hingen. Gunnhilds fidelnder Bruder Sveinung agierte deutlich extrovertierter und verteilte Bier im Publikum, erzählte von norwegischen Festen und der Tatsache, dass "they drank and fucked" und rockte mit seinen Jungs ein gut gelauntes Instrumental. Eindrucksvoll verabschiedeten sie sich auch: Spartanisch instrumentiert beendetet "Sjaaaren" mit einer starken Gesangsleistung das Set, dessen Schwerpunkt klar auf dem neueren der beiden Alben lag.



Die Fünf wirken absolut authentisch, die Musik steckt an und es fehlt lediglich die massive Eingängigkeit - nicht zuletzt aufgrund der kaum mitsingbaren Texte - die leicht zum Tanzen verleiten würde. Sobald einige Songs bekannter werden sorgen die unterschiedlichen Charaktere der Band für soviel Lebhaftigkeit, dass auch die letzte Seele angesteckt wird. Feine Sache und eine absolute Liveempfehlung!