Konzert:

The Mars Volta – Zürich, Rohstofflager

by Gast
Konzert vom 07.03.2005Pünktlich wie ein Schweizer Uhrwerk entern THE MARS VOLTA um 20.00 Uhr die Bühne im 900-Seelen schweren Saal. Begleitet von einem Intro, das jedem Western-Soundtrack zu Ehren gereichen würde. Metallica und Ennio Morricone lassen grüssen. Auf eine Vorband hat die sechsköpfige Truppe um die AT-THE-DRIVE-IN-Überbleibsel Cedric Bixler und Omar Rodriguez verzichtet - mutig. Was folgt, ist eine zweistündige Achterbahnfahrt durch fast alle möglichen Genres. Ob Hardcore, Psychedelic Rock oder Free Jazz, die Jungs sind wirklich überall zuhause. Ein Kompliment an die Soundmischer. Die Instrumente und der Gesang kommen trotz großer Rhythmus-Fraktion klar und differenziert rüber.



Wie auf ihren CDs verlangen THE MARS VOLTA ihren Fans auch live einiges ab. Experimente und Improvisation nehmen teilweise aber zu sehr die Überhand. Einzelne Songs können schon mal über eine halbe Stunde dauern. Manchmal wäre weniger doch mehr. Sobald die Stimmung zu kochen beginnt, wird sie durch allzu lange Frickeleien und Soundexperimente wieder unter den Siedepunkt gebracht. Vor allem Gittarist Omar Rodriguez scheint sich gerne im Mittelpunkt zu wähnen. Er steht die ganzen zwei Stunden im Zentrum der Bühne. Zwar nicht ohne Grund, der Mann kann spielen. Rodriguez entlockt seinem Instrument die unglaublichsten Töne und wechselt mit Leichtigkeit zwischen ultraschnellen Thrash-Riffs, Jazz-Klängen und melodiösen Solos. Leider kommen durch ihn aber die anderen Bandmitglieder, allen voran Sänger Cedric Bixler, zu kurz. Letzterer darf sich meist nur am rechten Bühnenrand austoben. Dabei braucht er sich überhaupt nicht zu verstecken. Bixler verlangt seiner Stimme alles ab und gibt vollen Körpereinsatz - hebt sogar mal allein mit seinen Zähnen den ganzen Mikrofonständer hoch.



Wird das Ego vergessen und spielen die sechs als Band, zeigt sich welches Potential und welchen Drive die Combo hat. Songs wie die fantastische Ballade "The Widow" jagen einem wohlige Schauer über den Rücken, der Kracher "Inertiatic esp" lässt den Konzertsaal toben. Nicht wenig dazu bei trägt die fette Rhythmussektion, die sich aus vier Multiinstrumentalisten zusammensetzt. Diese greifen wenns sein muss auch zum Saxofon, zur Querflöte oder zum Keyboard. Leider reicht dies aber noch nicht allein für ein Top-Konzerterlebnis. Gerade auch, weil sich die Band sehr distanziert zeigt. Mehr als zwei bis drei Sätze werden das ganze Konzert über nicht mit dem Publikum gewechselt. Bixler kündigt in der Halbzeit gerade mal an, dass der Auftritt zwei Stunden dauern werde und er den Zuschauern für ihre Geduld danke. Und genau so ist es: Kurz nach 22:00 Uhr verlassen THE MARS VOLTA die Bühne. Trotz großem Applaus gibts aber keine Zugabe mehr.