Konzert:

M´era Luna 2013 - Samstag - Hildesheim, Flugplatz

Konzert vom 10.08.2013Dunkel war´s / Der Mond schien helle / Als gar finstere Gestalten/ Einfielen nach Hildesheim… Oder doch nicht? Pünktlich zum Auftakt des alljährlichen Gipfeltreffens der Schwarzen Szene auf dem M´era Luna besann sich das Wetter nach einigen Tagen der Rebellion wieder auf seine guten Manieren und statt dem erwähnten Mond lachte die Sonne vom Himmel. Ebenfalls lachen konnten all jene, die das Glück einer kurzen sowie zeitlich flexiblen Anreise genossen und obendrein mitbekommen hatten, dass Campingplatz und Bändchenausgabe bereits zweieinhalb Stunden früher öffneten als geplant. Wehe dagegen dem armen Sünder, der im naiven Glauben an die Richtigkeit der ursprünglich angekündigten Zeit erst zu eben dieser oder gar – noch schlimmer – deutlich später nichts Böses ahnend am Hildesheimer Flugplatz eintraf und sich daraufhin mit einem Meer aus Zelten und Pavillons konfrontiert sah, zwischen denen ein freier Platz für das eigene Zelt nur noch unter größten Mühen zu finden war. War dieses Kunststück jedoch erst einmal vollbracht, stand der abendlichen Einstimmung auf die kommenden Tage nichts mehr im Wege, schließlich hatten sowohl der Festival-Merchandising Stand als auch der Mittelaltermarkt samt Bühne auf dem Campingplatz bereits geöffnet. Später am Abend gesellte sich auch die neue Disco dazu und wummerte – getreu dem Motto „Des einen Freud´, des anderen Leid“ – die halbe Nacht durch, dass es nur so eine Pracht war. Entsprechend wirkte der eine oder andere Festivalbesucher am nächsten Morgen schon vor Beginn der eigentlichen Veranstaltung reichlich zerknautscht, doch alle nächtlichen Strapazen waren bald vergessen, als pünktlich um 11 Uhr das Festivalgelände seine Pforten öffnete.



Los ging es mit MOLLUST, die den M´era Luna Newcomer-Wettbewerb gewonnen hatten, sich entsprechend riesig über diese Chance freuten und trotz der frühen Uhrzeit auf ein wohlwollendes Publikum stießen. Es folgten LORD OF THE LOST, die mit Songs wie „Black Lolita“, „Dry The Rain“ und „Blood For Blood“ das Publikum gut auf Touren brachten, selbst ganz gerührt waren über den Empfang, der ihnen beschert wurde und den Enthusiasmus, mit dem die Menge die finalen Töne von „Credo“, der LORD OF THE LOST-Hymne, skandierte. Direkt im Anschluss ging es auf der Hangar Stage mit DESDEMONA weiter, einer der bekanntesten Dark Alternative Bands Polens, deren Sängerin Agniezka Leśna dem Publikum ordentlich einheizte. Freunde der Neuen Deutschen Härten wiederum kamen an der Main Stage auf ihre Kosten, wo OST-FRONT aufspielten und mit Material wie „Denkelied“ und „Heimkind“ RAMMSTEIN-artiges Flair verbreiteten.



Inzwischen standen vor den aufs Gelände führenden Schleusen bereits lange Schlangen an Menschen, deren Erscheinungsbild die ganze Bandbreite der Stadien zwischen „die ganze Nacht nicht geschlafen und schon jetzt kurz vorm Kollaps“ und „frisch der Behandlung einer ganzen Schar von Masken- und Kostümbildern entstiegen“ abdeckte. Was den einen an Eleganz fehlte, wiesen die anderen im Dutzend auf. Die Frage, wie man einen Reifrock mit anderthalb Metern Durchmesser würdevoll durch die vielleicht gerade mal einen halben Meter breiten Eingangsschleusen bringt, bleibt ungeklärt und daher eines der großen Festivalmysterien unserer Zeit.



Während auf der Hangar Stage THE ARCH die Bühne enterten, machten sich auf der Main Stage END OF GREEN daran, gepflegten Trübsinn zu zelebrieren. Die Herren um Michelle Darkness und den wie gewohnt gar nicht traurig dreinblickenden Sad Sir mischten Dauerbrenner wie „Dead City Lights“, „Killhoney“, „Hurter“ und „Goodnight Insomnia“ mit neuem Material, während Seifenblasen aus dem Publikum in Richtung Bühne schwebten und die Mittagssonne das eine oder andere hellhäutige Nachtschattengewächs in eine Rothaut wider Willen verwandelte. Brandschäden dieser Art sollten fortan noch häufiger zu sehen sein, denn der Wettergott meinte es gut mit dem Festivalvolk, was wiederum die Verkäufer gotischer Sonnenschirme ausnehmend glücklich machte.



Nach den zahlreichen düsteren bis harten Klängen schlug zur Mitte des Nachmittags die Stunde des Mittelalter-Rocks: durch eine unglückliche Überschneidung im Zeitplan mussten ausgerechnet SALTATIO MORTIS und CULTUS FEROX, die das geneigte Mittelalterpublikum sicherlich beide gerne gesehen hätte, fast zeitgleich gegeneinander antreten. Kurz nachdem CULTUS FEROX im Hangar begonnen hatten, mit „Blendwerk“ Seefahrer- und Piratenflair zu verströmen, legten SALTATIO MORTIS auf der Main Stage mit „Ode An Die Feindschaft“ los. Die Spielleute gingen kein Risiko ein und schickten mit „Habgier und Tod“ sowie dem allseits beliebten „Prometheus“ gleich noch zwei bewährte Live-Kracher hinterher, bevor mit „Wachstum Über Alles“ und „Früher War Alles Besser“ zwei neue Songs vorgestellt wurden, zu denen die Menge zunächst gebeten wurde sich hinzusetzen, um sich dann, so die Erläuterung, gemeinsam gegen die herrschende Gesellschaftsordnung zu erheben. Es folgten das deutlich besser gelaunte „Eulenspiegel“, das vom Publikum begeistern mitgeschmettert wurde, und zu guter Letzt der „Spielmannsschwur“, zu dem MONO INC.-Frontman Martin Engler als Gaststar auf die Bühne geholt wurde. Nicht, dass gesangliche Verstärkung erforderlich gewesen wäre, denn das Publikum sang die SALTATIO-Hymne aus voller Kehle mit und wollte –sehr zur Freude der Spielmänner – auch nach Ende des Liedes nicht damit aufhören, bis der beginnende Umbau dem Ganzen dann schließlich doch ein Ende machte. Martin Engler unterdes hatte noch ein wenig Zeit, sich während des Auftritts von THE CRÜXSHADOWS und DIORAMA zu erholen, bevor er mit MONO INC. erneut die Bühne betrat. Der Beginn der theoretisch zeitgleich stattfindenden Gothic-Modenschau verzögerte sich aufgrund technischer Schwierigkeiten, mit einstündiger Verspätung konnte das Event dann aber doch noch stattfinden.



Als die Sonne sich allmählich dem Horizont zuneigte, war es an der Zeit für den Auftritt zweier Szene-Großmeister in Gestalt von DEINE LAKAIEN. Diesmal im akustischen Gewand unterwegs, sorgten Sänger Alexander Veljanov und Pianist Ernst Horn mit „Fighting The Green“, „Over And Done“, „Dark Star“ und „Love Me To The End“ für ruhige Klänge – für den einen oder anderen schon fast zu ruhig, doch auch die Freunde rockigerer Töne erwachten wieder aus ihrem Dornröschenschlaf, als der Beginn des anschließenden ASP-Konzerts herannahte. „A Prayer For Sanctuary“ und „Wechselbalg“ rüttelten auch den Letzten noch wach, die Pyrotechnik leistete ebenfalls ihren Beitrag dazu und auch der Zauberlehrling „Krabat“ war mit von der Partie. „Schwarzes Blut“ und der Dauerbrenner „Und Wir Tanzten (Ungeschickte Liebesbriefe)“ wurden frenetisch gefeiert, bevor mit Violinistin Ally the Fiddle ein Gaststar auf die Bühne geholt und angemessen bejubelt wurde. Mit „Ich Will Brennen“ endete das Set schließlich unter großem Applaus – die Band dürfte mit diesem Auftritt sicher den einen oder anderen neuen Freund dazugewonnen haben.



Eine halbe Stunde später war es Zeit für die Headliner HIM, die sich in letzter Zeit auf deutschen Bühnen recht rar gemacht hatten. Die Anhängerschaft hatte dieser Umstand jedoch offensichtlich nicht verkleinert, denn die Zahl der in irgendeiner Form Heartagrams am Leibe tragender Menschen vor der Bühne war beachtlich und als die ersten Klänge des Intros ertönten erstrecke sich ein schwarzes Meer vor der Main Stage übers Festivalgelände. Los ging es mit „All Lips Go Blue“, dem Opener vom aktuellen Album „Tears On Tape“, gefolgt von „Buried Alive By Love“ und „Rip Out The Wings Of A Butterfly“. Die Band war gut aufgelegt, Sänger Ville Valo bester Laune und – zur enormen Erleichterung manch eines Konzertbesuchers, der das alkoholinduzierte Elend an Silvester hatte mit ansehen müssen – allem Anschein nach nüchtern. Für „Hearts At War“ schnappte er sich die Akustikgitarre, der er auch bei den weiteren neuen Songs, „Tears On Tape“ und „Into The Night“ treu blieb, und ließ sich sogar trotz allseits bekannter Wortkargheit zu der Anekdote hinreißen, die Band habe im Umkleideraum Gothic Dance-Moves geübt und dabei großen Spaß gehabt, sich letztendlich aber doch nicht getraut, diese auf der Bühne vor Publikum aufzuführen. Bandklassiker wie „Join Me In Death“, Right Here In My Arms“, „Your Sweet Six Six Six“ und das Chris Isaak-Cover „Wicked Game“ durften nicht fehlen, bevor das gelungene Gastspiel der infernalischen Majestäten mit „When Love And Death Embrace“ ausklang und das Outro „Kiss The Void“ das Ende der Veranstaltung kundtat. Die Menge strömte von dannen – die Privilegierteren ins Hotel, die meisten auf den Campingplatz und ein Teil in den Discohangar oder auf den Mittelaltermarkt, da auf den beiden letztgenannten das Programm trotz fortgeschrittener Stunde noch lange nicht zu Ende war.


M´era Luna 2013 - Samstag - Hildesheim, Flugplatz - 1 M´era Luna 2013 - Samstag - Hildesheim, Flugplatz - 2 M´era Luna 2013 - Samstag - Hildesheim, Flugplatz - 3 M´era Luna 2013 - Samstag - Hildesheim, Flugplatz - 4 M´era Luna 2013 - Samstag - Hildesheim, Flugplatz - 5 M´era Luna 2013 - Samstag - Hildesheim, Flugplatz - 6 M´era Luna 2013 - Samstag - Hildesheim, Flugplatz - 7 M´era Luna 2013 - Samstag - Hildesheim, Flugplatz - 8 M´era Luna 2013 - Samstag - Hildesheim, Flugplatz - 9 M´era Luna 2013 - Samstag - Hildesheim, Flugplatz - 10 M´era Luna 2013 - Samstag - Hildesheim, Flugplatz - 11 M´era Luna 2013 - Samstag - Hildesheim, Flugplatz - 12 M´era Luna 2013 - Samstag - Hildesheim, Flugplatz - 13 M´era Luna 2013 - Samstag - Hildesheim, Flugplatz - 14