Konzert:
Konzert vom 26.07.2013Der Freitag begrüßte uns mit Sonnenschein, sommerlichen Temperaturen und den KanadierInnen von AXXION. Die neue Formation um die ehemaligen SKULL FIST Recken Alison Thunderland und Sir Shred servierten wohlschmeckenden 80er Stahl und vertrieben den Anwesenden den letzten Schlaf aus den Augen. Natürlich bestand der Auftritt größtenteils aus Material der E.P. und des gerade erschienenen ersten Longplayers. Frontmann Dirty D. Kerr bewies zwar Mut zur Hässlichkeit, hatte Stimme und Publikum aber durchaus souverän im Griff. Und so freuten sich die Anwesenden über klassische Metal Songs der Marke „Stallion“ oder „Wild Racer“.Headbangers Open Air 2013 - Freitag
Danach wurde es um einiges heftiger. Die Italiener GAME OVER krachten mit ihrem Old-School Skate Thrash gut ins reichlich vorhandene Gebälk. Ein bisschen OVER KILL hier und ein wenig NUCLEAR ASSAULT dort und fertig ist eine feine Mischung, welche die Menge zu ersten kleineren, sportlichen Aktivitäten anstachelte. GAME OVER fühlen sich auf der Bühne spürbar wohl und machen einfach Spaß. Feine Sache.
KING LEORIC waren als nächstes an der Reihe. Nachdem ich mich schon vor vielen Jahren mit der Namensgebenden Figur aus DIABLO geprügelt habe, war ich nun natürlich gespannt, wie sich seine Nachfahren auf der Bühne schlagen würden. Und um es vorweg zu nehmen: Hätte der „echte“ King Leoric ähnlich agiert wie die Herren auf der Bühne, dann wäre mir der Sieg damals bedeutend leichter gefallen. KING LEORIC boten klassischen Teutonen Metal, ohne jedoch an die Klasse der alten Helden heranzukommen. Dazu kamen doch einige technische Hoppalas, die den Eindruck einer nicht wirklich professionellen Band verstärkten. Dafür, dass es KING LEORIC schon seit über 10 Jahren gibt und sie bereits drei Longplayer auf dem Buckel haben, hätte man mehr erwarten können.
Nun wurde es ein wenig exotischer. Die Portugiesen von MIDNIGHT PRIEST waren an der Reihe, das H.O.A. Publikum mit Songs in ihrer Muttersprache zu gewinnen. Musikalisch klingen die nicht gerade groß gewachsenen Herren so, als ob ein altes Hamburger Schlachtschiff in die Royal Navy aufgenommen worden wäre. Oder anders formuliert: Alte RUNNING WILD treffen auf die Helden der NWoBHM. Up-Tempo Kracher wie „Sábado Negro“ oder „Rainha Da Magia Negra“ trafen den Nerv der Anwesenden und so dürften MIDNIGHT PRIEST einige neue Fans hinzu gewonnen haben.
Die kurzfristig eingesprungenen Schweden SCREAMER hatten danach leichtes Spiel das Stimmungsbarometer hochzuhalten. Was die Herren von vielen Retro-Metal Bands auch schon auf Platte abhebt, erwies sich auch live als größter Trumpf der Mannen: Ausgeklügelte und mit memorablen Widerhaken versehene Gesangslinien. SCREAMER schaffen den perfekten Mix aus Metal-Kracher und sich hinterhältig festsetzenden Ohrwürmern, dass es eine wahre Freude ist. Songs wie „Rock Bottom“, „Demon Rider“ oder „No Regrets“ sollte man als traditioneller Metalhead kennen. Ein Kumpel meinte: „Auch wenn ich im Vorfeld lieber die US-SCREAMER gesehen hätte, fand ich das jetzt richtig gut“. Dem ist nichts hinzuzufügen.
SKILTRON und BLOODFEAST fielen der Nahrungsaufnahme und dem Abklappern diverser Verkaufsstände zum Opfer. Ohrenzeugen jedoch berichteten, das SKILTRON nicht jedermanns Sache waren und BLOODFEAST hingegen richtig gekillt haben sollen.
Dann wurde es Zeit für die Lokalmatadoren von IRON SAVIOR. Was soll ich sagen? Außer „Zwei Herzen schlagen -ach- in meiner Brust“. Ich mag die futuristischen Power Metal Songs auf Platte wirklich sehr. Auch gerade ob der meist etwas künstlichen Produktion, welche in meinen Ohren aber perfekt zum IRON SAVIOR-Konzept passen. Auf der Bühne wirkte das Ganze nicht wirklich. Auch nicht gerade hilfreich ist die Tatsache, dass die Band eine -man möge mir verzeihen- Ausstrahlung im Minusbreich hat. Auch eigentliche Knaller wie „Condition Red“, „Break The Curse“ oder „Watcher In The Sky“ verpufften nahezu wirkungslos im weiten Rund. IRON SAVIOR bleiben für mich eine Studioband.
Wie man sich auf der Bühne präsentiert, zeigten im Anschluss VICIOUS RUMORS. Es scheint egal zu sein wer unter dem Banner VICIOUS RUMORS ausser Geoff Thorpe und Larry Howe noch auf der Bühne steht; es wird immer Vollgas gegeben. Mit von der Partie waren noch Sänger Brian Allen, Gitarrist Bob Capka (neuerdings mit VICIOUS RUMORS Tattoo, ein längerer Verbleib in der Band sei ihm also gewünscht) und der junge Bassist, welcher auch schon in Balingen dabei war und dessen Name ich mir einfach nicht merken kann. Selbiger hat sich aber in der kurzen Zeit, die er in der Band ist, schon erstaunlich gut eingelebt und ist schon viel weiter in der Bandgemeinschaft angekommen, als in Balingen zwei Wochen zuvor. Mastermind Thorpe gab sogar soviel Gas, dass man im Wissen um seine Krankengeschichte (mehrfach gebrochenes Rückgrat vor einigen Jahren) sich durchaus so seine Sorgen machte. Aber alles blieb heil und VICIOUS RUMORS bliesen einem den letzten Staub aus den Klamotten. Schwerpunktmäßig lag der Set auf dem Zweitwerk „Digital Dictator“, aber auch Klassiker der späteren Alben wie „Abandoned“, „You Only Live Twice“, „Hellraiser“, oder die neuen Kracher „Electric Punishment“ und „I Am The Gun“ wurden gereicht. Zudem wurden mit „Mastermind“ und „World Church“ auch selten gespielte Perlen ausgepackt. Die Hymnen „Soldiers Of The Night“ und (natürlich) „Let The Garden Burn“ machten den Sack dann zu. Wieder einmal lieferten VICIOUS RUMORS über 100 Minuten Metal Entertainment auf höchstem Niveau. Das Publikum sah es ähnlich und trug Sänger Brian Allen buchstäblich auf Händen über das Areal.
Die abschließenden DEMON konnten nach diesem Metal-Massaker mit einer gänzlich anderen Ausrichtung punkten. Ihre melodischen Ohrenschmeichler wurden wohlwollend aufgenommen und bei Klassikern der Marke „Don't Break The Circle“, „Night Of The Demon“ und „The Plague“ kann auch nicht viel schief gehen. DEMON haben es nicht nötig wie wild auf der Bühne herumzuhampeln, sie können ihre Songs einfach wirken lassen. Und Sänger Dave Hill hat sein Publikum auch ohne athletische Kunststückchen fest im Griff. Und so wurde noch zu später Stunde gefeiert und ein gelungener Tag im Zeichen des Stahls ging langsam zu Ende.
