Konzert:
Keep It True 2013 - Freitag

Da ich ja ein zartes Seelchen bin, zeigt sich für die ganz harten Bands (MORBID SAINT / POSSESSED) mit Holger Ziegler ein Gastrezensent und Thrashlunatic verantwortlich, dem ich an dieser Stelle nochmal ein „Vielen, vielen Dank“ sagen möchte.
Los ging es mit dem hoffnungsvollen Newcomer BORROWED TIME. Wenngleich die Jungs aus Michigan noch kein vollständiges Album vorweisen können, so gibt es doch schon eine Reihe an Veröffentlichungen. In meinen Ohren bieten BORROWED TIME einen stimmigen Mix aus kauzigem US Metal und ursprünglichem NWoBHM. Auf der Bühne kam das super authentisch 'rüber und stimmte perfekt auf das ein, was da noch alles kommen sollte.
Setlist
Burning Mistress
Midnight Tygers
Black Olympia
Libertine
Of Nymph And Nihil...
Sailor On The Seas Of Fate
Dawn For The Glory Rider
Fog In The Valley
ELIMINATOR vielen leider der anfänglich erwähnten „familiären Atmosphäre“ zum Opfer. Reden, freuen und sich gegenseitig feiern...ihr wisst wie das ist.
Aber von AIR RAID konnte mich keiner abhalten. Gelten die E.P. und das Album „Night Of The Axe“ doch zum stärksten was der traditionelle Heavy Metal im letzten Jahr hervorgebracht hat. Und auch auf der Bühne gaben sich AIR RAID keine Blöße, sondern Vollgas. Sänger Michael Rinakakis ist eine wahre Rampensau und ein extrem starker und eigenständiger Vocalist. Auch seine Hintermannschaft zauberte eine klassische, entfesselte Metalshow auf die Bretter, die die Welt bedeuten. Kracher wie „Night Of The Axe“, „Riding Out“ oder „Call Of The Warlock“ taten ihr übriges damit AIR RAID als Sieger vom Platz gehen konnten und als eines der absoluten Highlights des diesjährigen KITs galten.
Setlist
Night Of The Axe
The Lost City
Annihilation
Riding Out
Free At Last
Call Of The Warlock
Midnight Burner
When The Sky Turns Red
A Blade In The Dark
Mit HIGH SPIRITS folgte gleich der nächste hochkarätige Newcomer. Auch wenn Mastermind Chris Black auf der Bühne ein wenig so wirkt wie Physik-Nerd Sheldon Cooper, so gibt es bei HIGH SPIRITS mitnichten verkopfte Intellektualmucke zu hören, sondern volle Energie und Emotion aus dem Bauch heraus. Die ganze Band rotzte engagiert ihr Material herunter und bedachte neben dem formidablen Album „Another Night“ auch diverse Demos und die neue Vinyl-Only E.P. „2013“. Durch das Mehr an Räudigkeit, welches HIGH SPIRITS live an den Tag legten, vernahm ich in meiner Nähe auch Stimmen, welche den Amis eine Nähe zu skandinavischen Rotzrockern der 90ern attestierten. GLUECIFER, HELLACOPTERS anyone?. Aber auch dieser Querverweis funktionierte in Verbund mit 80er Melodic Metal bestens, und so wurden HIGH SPIRITS nach allen Regeln der Kunst abgefeiert.
Setlist
When The Lights Go Down
Full Power
I Need To Know
Another Night In The City
Torture
Midnight Sun
Never Going Back
Nights In Black
Going Up
High Spirits
Don't Look Down
Running Home
Die Thrasher MORBID SAINT aus Sheboygan/Wisconsin, sind ein Paradebeispiel für eine typische KIT-Band. Die Band veröffentlichte Ende der 80er ihr einziges offizielles Album. Trotz einiger Re-Releases war das Album „Spectrum Of Death“ immer recht schwer zu bekommen und entwickelte sich dadurch zur Kultscheibe. Nicht zu unrecht! So räudiger Thrash wie auf „Spectrum Of Death“ war zum Ende der Thrash-Hochzeit nicht mehr oft zu hören. Die Band ist seit einiger Zeit wieder aktiv und spielt nun, über 20 Jahre nach ihrem Debut, ihre ersten Europa Gigs. Für den Europaabstecher ist die Band leider zum Quartett geschrumpft und nur mit einem Gitarristen unterwegs. Gitarrist Jay Visser, neben Sänger Pat Lind das zweite verbliebene Originalmitglied, fällt nicht nur durch seine tierische Lockenmatte auf, sondern auch durch eine verdammt tighte Gitarrenarbeit und einige erstklassige Soli. Überhaupt ist das gesamte Zusammenspiel verdammt tight, lediglich Fronter Pat hat sein Gebrülle etwas mehr in Richtung Death Metal geschoben, was aber zu verkraften ist. Als Einstieg diente das etwas langsamere „Destruction System“ vom gleichnamigen letzten Demo. Mit „Lock Up Your Children“ ging es dann in die Vollen. Die folgende Ansage von Fronter Pat gab dann schon den Rest der Setlist vor: „Okay, let’s play the whole Shit…“. Die Jungs trümmerten das komplette „Spectrum Of Death“ Album durch und als Abschluss gab es noch „Thrashaholic“ hinten drauf. Saubere Vorstellung, so muss das sein! Folgendes Schmankerl sollte noch erwähnt werden. Als Sänger Pat die Menge zu einer Wall Of Death aufforderte, wurde das mit nicht wenigen Mittelfingern und Pfiffen beantwortet. Sichtlich überrascht, gab der Fronter dieses Vorhaben auch gleich wieder auf. Mit so neumodischem Ferz kann man hier nicht punkten. (Holger Ziegler)
Setlist
Destruction System
Lock Up Your Children
Burned At The Stake
Assassin
Damien
Crying For Death
Scars
Beyond The Gates Of Hell
Thrashaholic
Nachdem John Mortimer beim zweiten Teil der N.W.O.B.H.M. Jubiläums Show eine sehr gute und agile Figur gemacht hat, war es nur zu klar, dass er für eine komplette Show mit seiner Band HOLOCAUST beim KIT aufschlagen musste. Ein Jahr später war es dann auch so weit. Dass Mortimer auch in fortgeschrittenem Alter noch richtig Metal ist, zeigte sich nicht nur an seinem DESASTER Shirt, sondern auch an seiner energischen und kraftvollen Performance. HOLOCAUST gaben den Fans wonach sie gierten. Egal ob „Death Or Glory“, „The Nightcomers“ oder das unsterbliche „Heavy Metal Mania“, die Fans frassen HOLOCAUST aus der Hand. Textzeilen wie „I've got Heavy Metal music in my blood, and I'd like to give it to you if I could.“ wurden selten mit mehr Inbrunst zelebriert als hier. Geile Sache das.
Setlist
It Don't Matter To Me
No Nonsense
Death Or Glory
Expander
Only As Young As You Feel
Love's Power
The Small Hours
Smokin' Valves
Iron Will
Heavy Metal Mania
The Nightcomers
Ich glaube seit dem ersten Keep It True wurde versucht MEDIEVAL STEEL dazu zu bewegen nach Deutschland zu kommen. Irgendwas kam immer dazwischen. 2013 hat es endlich funktioniert und MEDIEVAL STEEL rockten mit Original Sänger Bobby Franklin Lauda-Königshofen. Leider wurde es zu einer etwas ambivalenten Veranstaltung, da MEDIEVAL STEEL den Fehler machten bei 14 gespielten Stücken 9 neue und unbekannte Songs unterzubringen, was das Ganze etwas zäh machte. Im Umkehrschluss fehlten dadurch Hammersongs wie „Lost In The City“ oder „Ghost From The Battlefield“. Fairerweise muss man aber sagen, dass die neuen Stücke dem Namen MEDIEVAL STEEL durchaus gerecht werden und Lust auf das neue Album machen. Als am Ende die ultimative Hymne „Medieval Steel“ erklang und aus tausenden von Kehlen inbrünstig mitgesungen wurde, war das alles sowieso wieder egal. Ein absoluter Gänsehautmoment. Wenn jemand immer noch nicht kapiert hat, was das KIT so besonders macht...diese 4 Minuten hätten es jedem klar gemacht. Emotionen in ihrer reinsten Form.
Setlist
War Machine
Battle Beyond The Stars
The Man Who Saw Tomorrow
Warlords
Powersurge
To Kill A King
Tyrant Overlord
Heaven Help Me
The Killing Fields
Stranger In Time
Tears In The Rain
Circle Of Fire
They Shall Not Kill
Medieval Steel
Nun wurde es Zeit für das absolute Highlight und Headbangers Heaven on Earth. Die amerikanische Speed Metal Legende LIEGE LORD stürmte die Bühne und bereits mit „Fear Itself“ war klar, dass es die Jungs um Sänger Joseph Comeau noch einmal wissen möchten. In den folgenden gut 80 Minuten wurde nahezu das komplette „Master Control“ Album dargeboten. Garniert wurde das Ganze mit den besten Tracks der ersten beiden Alben. LIEGE LORD präsentierten sich als fulminant eingespielte Einheit, welche in ihrem Genre keine Konkurrenz zu fürchten braucht. Auch wenn auf der Bühne nicht allzuviel Action angesagt war, so zermalmten LIEGE LORD allein durch ihre Präsenz den Großteil der Konkurrenz zu Staub. Songs wie „Speed Of Sound“, „Dark Tale“ oder „Broken Wasteland“ und „Master Control“ gehören zu den absoluten Sternstunden des Heavy Metal. Bassist Matt Vinci erzählte mir, dass es die Show nur unter der Prämisse gegeben hat, dass LIEGE LORD nun wieder voll angreifen und auch ein neues Album in der Pipeline ist. Schön, dass eine der besten und wichtigsten Heavy Metal Bands ever wieder da ist. Wielding the Iron Fist forever...
Setlist
Fear Itself
Eye Of The Storm
Dark Tale
Broken Wasteland
Cast Out
Kill The King
Feel The Blade
Rapture
Speed Of Sound
Rage Of Angels
Drum Solo
Fallout
Guitar Solo
Vials Of Wrath
Master Control
Zugabe:
Prodigy (Intro)
Wielding Iron Fists
Die ersten Reunion Gigs spielte Fronter Jeff Becerra mit Sadistic Intent als Backing Band. Mittlerweile hat er ein festes Line Up um sich geschart , und das merkt man auch. Die Band wirkt auf der Bühne wie eine geschlossene Einheit, sei es beim Stageacting als auch beim Outfit. Nun müssen POSSESSED auch noch spielerisch überzeugen…, das taten sie auf ganzer Linie. Nach „The Heretic“, ging es gleich mit „Swing Of The Axe“ zur Sache. Jeff Becerra, seit einer Schussverletzung querschnittsgelähmt, röhrt im Rollstuhl sitzend unverkennbar wie zu „Seven Churches“ Tagen. Weiter ging es mit Songs vom eher ungeliebten zweiten Album „Beyond The Gates“ („Tribulation“; „Seance“) und „Storm In My Mind“ von der „Eyes Of Horror“ EP, sowie einem neuen Song. Danach gab es am Stück (!!!) das komplette „Seven Churches“ Meisterwerk, bis zum abschließenden „Death Metal“ als Zugabe. Zwar werden POSSESSED nicht als ein Headliner mit „magischen Momenten“ in die Historie des Keep It True eingehen, aber wahrscheinlich als der Härteste. Das jetzt nicht unbedingt Thrash/Death affine Publikum auf dem Keep It True hatte auch nichts an der Performance auszusetzen. In dieser Besetzung könnte ich mir sogar durchaus ein neues Album vorstellen. Mal sehen, was da noch kommt. Für mich genau der richtige Abschluss des ersten Festivaltages. (Holger Ziegler)
Setlist
The Heretic
Swing Of The Axe
Tribulation
Seance
The Crimson Spike
Storm In My Mind
The Exorcist
Pentagram
Burning In Hell
Evil Warriors
Seven Churches
Satan's Curse
Holy Hell
Twisted Minds
Fallen Angel
Zugabe:
Death Metal
