Konzert:
Hate Eternal, Obscura, Defiled - Würzburg, Posthalle
by Dennis Otto

Als wir nach kurzer Suche den Eingang erreichen, bekommen wir gerade noch mit, wie sich ein Haufen ca. 20-Jähriger lauthals beim Veranstalter darüber beschwert, dass die Kanadier BENEATH THE MASSACRE nicht auftreten werden; sie hängen, unter Anderem zusammen mit dem Soundmann von OBSCURA, noch irgendwo im ehemaligen Ostblock fest - Flieger verpasst.
Im Backstage-Bereich führe ich noch ein kurzes Interview mit den sichtlich gejetlaggten HATE ETERNAL, bevor die Japaner DEFILED (die sogar schon mal mit MAYHEM unterwegs waren) auf die Bühne gehen und mit landstypischem Enthusiasmus das schöne Bayernland rocken. Obwohl die Band um Sänger Kenji Sato eine sehens- und hörenswerte Show abliefert, merkt man deutlich, dass die Kompositionen des Quartetts noch nicht der Weisheit letzter Schluss sind. Zwar können die Jungs die songschreiberischen Defizite mit ihrer sehr sympathischen, wenn auch nicht allzu agilen Bühnenperformance ausgleichen, aber in dieser Konstellation können sie nicht mehr, aber auch nicht weniger, sein als ein solider Anheizer.
Rein gefühlt sind ebenso viele Leute enttäuscht vom Nichtauftreten BENEATH THE MASSACREs wie froh darüber, das ultranervige und vielerorts überbewertete Sinnlosgefrickel nicht ertragen zu müssen, so dass gleich mit der akustischen Gourmetplatte OBSCURA fortgefahren werden kann, die aufgrund des Ausfalls sogar etwas länger ausfallen wird.
Die Lokalmatadoren sind auf der Bühne noch einen Zacken roher und härter als auf Platte und haben im Laufe der letzten Jahre ein Selbstbewusstsein entwickelt, das man mit Testikeln in der Größe von Medizinbällen gleichsetzen kann. Bestes Indiz dafür ist schon mal das komplette Außenvorlassen des ersten Albums "Retribution", so dass nur Stücke der letzten beiden Werke zum Zuge kommen. Die Ansage: "Das nächste Stück stammt weder von ATHEIST, noch von CYNIC oder DEATH, sondern ist von uns!" hätte da gar nicht mehr kommen müssen; OBSCURA zeigen eindrucksvoll, wie hochtechnischer Death Metal und erstklassiges Songwriting Hand in Hand gehen können. Hier und da erinnert eine Harmonie auch mal an MAIDEN oder ein Break an SLAYER, aber das Quartett verpackt alles so dermaßen geschickt und nachvollziehbar, dass man nach einer guten Stunde das Gefühl hat, hier eine Referenzband zu sehen, die das Zeug hat, mal zu den ganz Großen der Szene zu gehören. Hut ab!
Setlist OBSCURA:
Intro vom Band
Septuagint
Vortex Omnivium
The Anticosmic Overload
Universe Momentum
Ocean Gateways
Euclidean Elements
Centric Flow
Incarnated
Dieses hohe Niveau kann der Headliner HATE ETERNAL danach nicht ganz halten, auch wenn Erik Rutan und seine zwei Zuspieler jetzt deutlich fitter wirken als noch vor ein paar Stunden im Backstage-Bereich. Das Trio brettert sich in etwas über einer Stunde durch seine gesamte Diskographie und legt natürlich besonderes Augenmerk auf das neue Album "Phoenix Amongst The Ashes". Das Problem, das HATE ETERNAL auf Platte haben, zeigt sich leider auch live: die Songs sind durchweg sehr statisch und rein auf hohes technisches Niveau ausgelegt, so dass ein Funke nicht wirklich überspringen will. Die Fanmeute, die seit dem Einlass auch nicht gerade merklich größer geworden ist (ich schätze ca. 100-150 Nasen), steht demzufolge auch eher ruhig da und schaut sich das etwas unterkühlte Treiben auf der Bühne eher an wie einen Film - Partystimmung kommt nicht auf.
Erwähnenswert ist vielleicht noch, dass OBSCURA-Drummer Hannes Grossmann nach dem Gig von HATE ETERNAL am Merchandise-Stand diverse Bandartikel verkauft und gegenüber vor den Shows, wo er total schüchtern gewirkt hat, eindeutig selbstbewusster auftritt und den Fans rege einen vom Pferd erzählt. Jawoll!
Setlist HATE ETERNAL:
Rebirth
Eternal Ruler
Thorns Of Acacia
Behold Judas
Lake Ablaze
Bringer Of Storms
Haunting Abound
Catacombs
Phoenix Amongst The Ashes
By His Own Decree
The Art of Redemption
Servants Of The Gods
Powers That Be
I, Monarch
Tombeau
King Of All Kings
















