Konzert:
Darkest Hour, Protest The Hero, Born Of Osiris, Purified In Blood, Miles To Perdition - Trier, Exhaus
by Wolfgang M.

Mit im Gepäck hatten DARKEST HOUR an diesem Abend 2 lokale und 3 internationale Bands.
Den Beginn machten um kurz nach 19 Uhr die doch etwas unspektakuläre Mainzer Hardcore/Metal Formation AWAKE THE MUTES. Bis auf den Sänger, der von einer Ecke in die nächste der kleinen Bühne fegte, wirkte der Rest der Band sehr statisch und auf das Spielen der Songs konzentriert. Besser wäre es hier gewesen, eine hinreissende Show zu bieten, um den Abend gebührend einzuleiten. Zu dem Zeitpunkt war das Exhaus aber auch noch sehr dürftig besucht, so dass sich eine Stimmung nicht recht aufbauen wollte.
Mit den Sätzen "Kommt was näher zur Bühne, wir haben nicht viel Zeit" begrüsste der Sänger der zweiten lokalen Band das Publikum nach dem ersten Song. In der Tat wurde es mit Death-Metal Combo aus dem angrenzenden Luxemburg names MILES TO PERDITION interessanter, die mich musikalisch an BLACK DHALIA MURDER erinnerten und wesentlich forcierter und druckvoller zu Gange waren. Der heftige Gesang und die tight spielende Band hinterließen bei mir einen guten Eindruck.
Band Nummero drei waren PURIFIED IN BLOOD, eine norwegische Vegan-Straight-Edge-Band aus Stavanger. Für mich spielt die Band einen doch eher altbackenen und wenig innovativen Death Metal, ohne viel Gefrickel und Sperenzchen. Beim Publikum, das zwischenzeitlich das Kellergewölbe doch immer mehr füllte, kam die Band trotzdem recht gut an, so dass sich vor der Bühne die ersten Circle Pits bildeten und die erste Reihe heftig mitbangte.
Nach ca. 45 Minuten war Schluss und BORN OF OSIRIS aus Illinois/USA enterten die Bühne. Die sechsköpfige Band inkl. Keyboarder, die im März ihren nächsten Longplayer veröffentlichen werden, breitete einen dichten Soundteppich im Kellergewölbe aus. Laut Wikipedia spielt die Band eine Mischung aus Deathcore, Progressive Metal und Technical Death Metal, was die Sache meines Erachtens auch gut trifft. Den Metalheads vor der Bühne gefiel die Show ebenso, so dass die Band angemessen abgefeiert wurde und einen positiven Eindruck hinterließ.
Kleiner Headliner an dem Abend waren sicherlich PROTEST THE HERO. Dass die Band aus Kanada stammt, war an dem Abend nicht schwer zu erkennen. Betrat doch Frontmann Rody Walker mit einer Holzfällerjacke die Bühne und Gitarrist Tim Millar, der wegen seiner Bartracht an den Weihnachtsmann oder "Vadder Abraham von den Schlümpfen" erinnerte, stellte mit seinem T-Shirt Aufdruck klar, dass er zum "Beard Team Canada" gehörte. Mit Schlumpfgesang hatte dann die folgende Show wenig zu tun. PROTEST THE HERO spielen eine Mischung aus Post-Hardcore und Mathcore. Damit fiel die Band natürlich direkt auf, da sie sich stilistisch nicht so recht mit den vorgehenden Bands vergleichen ließ. Die Musik zeichnet sich dadurch aus, dass sie oft im Hinblick auf die Saiteninstrumente technisch sehr anspruchsvoll ist. Auch gesanglich hat man einen eigenen Stil gefunden, fernab von Death-Metal Gegrunze, hin zu einem kraftvollem Gesang, manchmal schon fast jazzartig. Während der Show versammelten sich nahezu alle Bandmitglieder von DARKEST HOUR hinter den Verstärkern und lauschten den Klängen der Kanadier. Selbst Tito Picon, der wohl aus einem Tarantino Film entsprungene, legendäre mexikanische Band- und Tourmanager von DARKEST HOUR, hatte sich mit einer Flasche Jack Daniels neben dem Schlagzeug platziert. Für mich war es überraschend, dass die Band trotz ihrer nicht ganz leichten Musikkost an dem Abend viele Fans fand und beachtenswert gefeiert wurde.
Nach PROTEST THE HERO wurde in der "finnischen Sauna" des Exhauses nochmals ein Aufguß genossen, denn als DARKEST HOUR die Bühne betraten, drückte sich alles nach vorne, was sich bisher evtl. nur am Merchandise Stand oder auf dem Hof vor dem Gebäude aufgehalten hatte. Das Fehlen der Security oder einer Absperrung führte dazu, dass die erste Reihe der Metalheads verschwitzt auf den Monitorboxen oder über den Effektgeräten der Band hing. DARKEST HOUR begannen als Opener mit "Doomsayer" und spielten folgendes Set runter:
1. Doomsayer
2. Sadist Nation
3. How The Beautiful Decay
4. The Tides
5. Veritaes, Aequitas
6. 1000 Words
7. An Epitaph
8. Your Everyday Disaster
9. Demons
10. Convalesence
Zugabe:
11. For The Soul Of The Savior
Die Show von DARKEST HOUR war – wie erwartet – äußerst intensiv und mitreißend. DARKEST HOUR sind eine Liveband, die die meiste Zeit im Jahr auf Tour ist und weiß, wie sie eine gute Show zu spielen hat. Ideal für die Band sind kleine enge Clubs, in denen die Zuschauer so dicht wie möglich an der Band sind, was John Henry und seine Mitstreiter dazu veranlasst, stets auf Tuchfühlung mit der bangenden und tobenden Meute vor sich zu sein. Ich hatte das Gefühl, dass es überhaupt keine Security an dem Abend gab. So spuckte die Masse endlos Crowdsurfer auf die Bühne, die dann wieder kopfüber in die Masse divten. Selbst der Weihnachtsmann himself aka Leadgitarrist Tim Millar von PROTEST THE HERO wurde plötzlich auf die Bühne gewürfelt, bekam von Tito Picon dessen Schnapsflasche gereicht, nahm einen kräftigen Schluck und sprang rückwärts wieder zurück in den tobenden Mob. Mike Schleibaum und Mike "Lonestar" Carrigan harmonieren mittlerweile sehr gut miteinander. Auch "die Ruhe selbst" in Form von Bassist Paul Burnette, dessen erklärtes Ziel nun wohl ist, sich seine Kotletten länger als die Haare wachsen zu lassen, ging im letzten Drittel der Show heftigst mit. Für "Veritaes, Aequitas", dem Instrumental von "Hidden Hands Of A Sadist Nation", hatte man extra zwei Akkustikgitarren auf der Bühne platziert. Vom neuen Album spielte man den Song "Your Everday Disaster", der sich live gut in das Set einfügte. Als die Band die Songs runtergespielt hatte, verschwand sie Backstage und Tito heizte mit der Schnapsflasche die Massen zu einem "One more Song"-Gesang an, der schließlich so laut wurde, dass John Henry und Co. erneut zurückkamen und einer der brutalsten und genialsten Livenummern der Band mit "For The Soul Of The Savior" zum Besten gaben. Nun stand alles Kopf, jeder tobte und bangte, als gäbe es kein Morgen. In der zweiten Hälfte des Songs enterten – als sei es abgesprochen – plötzlich die ersten Reihen vor der Stage das Bühnenparkett und bangten mit der Band den Song zu Ende. Währenddessen ergriff man John Henry und ließ ihn als Crowdsurfer auf der Bühne hin und hertragen. Was für ein Spektakel, welch genialer Auftritt! Damit endete die überragende Show im Exhaus. Beim Verlassen habe ich den Esstisch aus massivem Naturholz, die Kuckucksuhr oder die rotkarierte Tischdecke, die es in der nahe gelegenen Arena zu sehen gab, nicht vermisst. Vorwerfen kann ich der Band aber, dass sie lediglich 11 Songs an dem Abend spielte, was in Anbetracht einer Jubiläumstour bei 15jähriger Bandgeschichte einfach zu wenig ist. Da haben die Kastelruther Spatzen bestimmt ein paar Nummern mehr runter gerissen. Trotzdem bleiben für mich DARKEST HOUR live im Metalcore das Maß aller Dinge.




