Konzert:

Desaster, Nocturnal, Delirium Tremens, Hellish Crossfire, Witching Hour - Stuttgart, Haus 11

Konzert vom 18.09.2010Stuttgart ist die Hölle! Da das Konzert vom ursprünglich angedachten „Club Central“ in das „Haus 11“ im Porsche-Heimat-Stadtteil Zuffenhausen verlegt worden war, hatte man als Ortsunkundiger allergrößte Mühe, dieses recht gemütliche Jungendzentrum zu finden. Ausgeschildert ist es erst gut ca. einen Kilometer vor der Location, Stadtteile in Stuttgart sind sowieso kaum ausgeschildert, und anscheinend Ortskundige kontern auf Nachfrage immer mit einem freundlichen „Oh, tut mir leid, ich bin nicht von hier!“. Wenn man diese Antwort gefühlte 8000 Mal hört, stellt sich die berechtigte Frage, ob überhaupt jemand in dieser Metropole wohnt…

Nach gut zweistündiger Verspätung erreichen wir das „Haus 11“ endlich, in dem geschätzte 300 Kuttenträger bereits mächtig Spaß schieben. Stuttgart hat eine ausgeprägte Thrash Metal-Szene; von derartigen Besucherzahlen können die an diesem Abend aufspielenden Bands anderorts nur träumen. Besonders auffällig ist auch die große Anzahl teilweise bildhübscher Mädels, die ausnahmsweise mal nicht die üblichen KATAKLYSM-, HYPOCRISY-, PAIN-, IN FLAMES-, oder DARK TRANQUILLITY-Shirts tragen, sondern, wie ihre männlichen Kumpels und Geschlechtspartner, herrlich siffige Kutten und Shirts von etwa URN, DESASTER, IMPIETY oder unlesbaren Panda-Schwarzheimern.

Da das „Haus 11“ ein Jugendclub ist, halten sich dort auch die Getränkepreise im Rahmen und liegen mit zwei Euro für 0,3 Liter Beck´s, 1,50 Euro für 0,3 Liter Cola oder einem Euro für eine Viertelpizza ziemlich günstig. Auch das Merchandise der aufspielenden Bands ist dem kleinen Geldbeutel eher freundlich gesonnen, und in einer verwinkelten Ecke des Jungendclubs ist sogar noch Platz für einen Ein-Stand-Metalmarkt, der rege frequentiert wird.



Da uns die ersten beiden Bands, HELLISH CROSSFIRE und WITCHING HOUR, durch das Anfahrtschaos leider durch die Lappen gegangen sind, bekomme ich als erste Band dieses Abends die Bamberger DELIRIUM TREMENS zu sehen, die sich in den letzten Jahren, gegenüber meiner ersten Begegnung mit der Truppe, nochmals deutlich gesteigert haben. Sänger Rowdy Mütze Piper ist nicht nur durch sein abgefucktes Erscheinungsbild (Patronengurte, Killernieten und Schminke en masse – ganz im Stil von SLAYER in den frühen 80er Jahren) ein cooler Entertainer und Frontschrank, sondern zeigt auch durch seine Ansagen und sein Posing eine enorme Präsenz, die seine Mitstreiter durch ihr professionelles Spiel zielsicher untermauern und auch schon mal auf den Schultern des breiten Sängers diverse Soli spielen. In Sachen Performance können DELIRIUM TREMENS schon nahezu mit den „großen“ Bands mithalten, und es wundert mich eigentlich, warum das Quintett in den letzten fünf Jahren nicht mehr Zuspruch gewonnen hat. Eine Old School-Thrash-Macht ist es allemal!



Nicht ganz so spielstark präsentieren sich im Anschluss die rheinländischen Black-Thrasher NOCTURNAL, die seit einiger Zeit mit NECROSADISTIC GOAT TORTURE-Frontdame Goatthroat (die sich inzwischen Tyrannizer nennt) eine sehr ansehnliche Krawalltüte in ihren Reihen haben, die sich nicht hinter ihren männlichen Mitbewerbern verstecken muss. Und rein musikalisch hat es die Truppe völlig drauf, nur wirkt die Band auf mich heute Abend irgendwie hüftsteif und wenig agil. Trotzdem lässt man nicht viel anbrennen und haut den Fans mit Stücken wie „Burn This Town“, „Merciless Murder“, „Hell´s Forces“ oder dem abschließenden RAZOR-Cover „Evil Invaders“ eine thrashige Breitseite um die Ohren, die sich gewaschen hat. Kein brillanter, aber ein grundsolider, stimmiger Gig!



Dagegen sind DESASTER wie üblich eine Macht! Das Quartett, das zuvor schon bei den Vorbands durchs Publikum streifte, die Gigs der Kollegen anschaute und mit den Fans diverse Plaudereien führte, spielt so energiegeladen auf wie immer. Richtig geil: da Sänger Sataniac bedingt durch einen Bandscheibenvorfall nicht kommen konnte, stellten Infernal, Tormentor und Co. einen schwedischen Kumpel auf die Bühne, der den Sängerposten an diesem Abend übernehmen sollte. Fast jede andere Band hätte den Gig abgesagt, aber aus Respekt vor dem erstklassigen Billing, den Fans und der Arbeit von Veranstalter Robby und seiner Crew entschloss man sich, den Weg nach Stuttgart doch anzutreten. Von dieser Professionalität kann sich manch andere, deutlich größere Band eine dicke Scheibe abschneiden! Zwar stolpert der Aushilfsbarde beim Opener „Satan´s Soldiers Syndicate“ noch ein paar mal durch den Text und wirkt noch nicht warmgelaufen, aber das ändert sich im Laufe der nächsten gut 70 Minuten drastisch. Auch die englischen Ansagen wirken absolut authentisch, und ich bin der Meinung, dass der Typ schon ordentlich Bühnenerfahrung mitgebracht hat, aber darum geht es hier nicht. Thrash-Evegreens wie „Tyrants Of The Netherworld“, „Teutonic Steel“, die Uralt-Nummer “Witchcraft”, „Metalized Blood“ oder die RAZOR-Coverversion “Cross Me Fool” (übrigens auch vom Album “Evil Invaders”) drücken amtlich, und die Band hangelt sich von einer Zugabe zur nächsten. Zwar ist die Performance heute durch die Sänger-Improvisation ein wenig eingeschränkt, aber das stört hier niemanden - ganz im Gegenteil!

Ach ja… irgend eine Truppe in der Halle brüllt bei jeder Band zwischen den Songs und nach Ende der Gigs immer wieder das von Homer Simpson aufgebrachte „Nukular, nukular,…“, was von den Bands teilweise witzig kommentiert wird. Ein echt geiler Abend!

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