Konzert:
Konzert vom 16.08.2010Ein wenig Blut geleckt scheinen ULVER nach Tour Anfang des Jahres zu haben. Kaum 20 Konzerte haben sie gespielt, davon die Hälfte 2010. Im Rahmen der Kampnagel-Woche waren sie vom Hamburger Kulturverein Kampnagel eingeladen worden. Im großen Saal präsentierte sich die Band um Mastermind Garm als Sextett, ohne Bassisten, dafür aber mit gleich drei Klangtüftlern an Macbooks und Keyboards. E-Gitarre und Schlagzeug runden das Ensemble ab, bei dem Mr. Garm himself natürlich den Gesang übernimmt und sich immer wieder mit Pauke und Gong einbringt. Ulver - Hamburg, Kampnagel
Der Saal ist wie ein Kino aufgebaut und dementsprechend bestuhlt, so dass jedermann beste Sicht sowohl auf das Geschehen auf der Bühne wie auch die auf einer Leinwand gezeigten Kurzfilme hat, mit denen ULVER ihre Ambient-Sounds unterstützen. Überraschenderweise ist die Show nicht ausverkauft und das Publikum relativ bunt gemischt, Metaller stellen gefühlt nur die Hälfte des Publikums, aber einige von ihnen fallen als einzige negativ auf, sei es durch permanentes unterhalten, gröhlen oder extrem Metal-mäßig headbangen und dabei mit den Füßen stampfen. Schön mal keine Rücksicht nehmen und alles ver-metaln. Super.
Wer das Glück hatte und ruhige Sitznachbarn hatte, konnte sich voll auf die Show einlassen, die zum einen von der Akzente setzenden Lightshow lebte (für die sich gut platzierte LED-Röhren verantwortlich zeigten), und zum anderen von den Filmen. Gekonnt zusammengestellt, boten sie immer den passenden Rahmen für die Songs, von Exorzismen über die ersten Pornos bis zu Wildnisszenen ist alles dabei. Einzig die Weltkriegsbilder wurden zensiert, aus Rücksicht auf die deutsche Geschichte, wie es auf der Leinwand zu lesen ist. Aber selbst das lässt das Kopfkino weiterlaufen. Die Musiker geben sich abwechselnd angespannt (allen voran Garm, der stimmlich in Bestform ist und seine Gesangsparts kraftvoll intoniert) bis zu sehr entspannt, wenn die Soundkünstler den Joint kreisen lassen und dabei selbst den Drummer nicht vergessen. Gute 90 Minuten lang nehmen die Norweger das gebannte Publikum mit auf eine visuell, akustisch und geistig fordernde Reise, verzichten danach auf jegliche Zugabe und versuchen einzig, ihren Guitar Tech auf die Bühne zu holen, da er an diesem Abend Geburtstag hat. Aber gleich und gleich gesellt sich gern, so dass der schüchterne Skandinavier sich partout nicht vor eine große Menge locken lässt und ULVER nach kurzem Zögern zufrieden verschwinden. Großes Kopfkino, mit ULVER beweisen, dass sie ihre ganz eigene Nische gefunden haben und diese auch Live ausfüllen können.
