Konzert:

Henry Rollins - Bremen, Schlachthof

Konzert vom 03.02.2010Henry Rollins ist ein Mann vieler Talente, wie Wikipedia so schön auf den Punkt bringt: „Henry Rollins (born February 13, 1961 as Henry Lawrence Garfield) is an American singer-songwriter, raconteur, spoken word artist, writer, publisher, actor, radio DJ, and activist.“. Das bekam auch der Rektor einer nordkalifornischen Universität heraus, an der Mr. Rollins die Rede für den Abschlussjahrgang hielt (die Studenten dürfen sich dort den Redner aussuchen). Eben jener Rektor hatte sich mit genau diesem Wikipedia-Eintrag über Henry Rollins schlau gemacht und beim Vorlesen der Biografie bei jedem Wort mehr und mehr gestutzt, war hinterher aber von der Rede (Tenor: „we need more smart people“) beeindruckt..

Das ist nur Anekdote, die Henry Rollins an einem kalten Februartag im Bremer Schachthof zum Besten gibt. Für seine Spoken Word-Sachen ist er bekannt, und auch wenn sein neues Werk noch nicht erschienen ist, kann es der rastlose Kerl nicht lange zu Hause aushalten und hat sich auf Tour durch Europa begeben. So steht er also im gut gefüllten Schlachthof und redet fast drei Stunden lang, ohne Pause, ohne langweiligen Part, aber mit viel Humor, Herzblut und Selbstironie. So schlägt er den gekonnt den Bogen von White Supremacy-Autoren zu BAD BRAINS um irgendwie bei William Shatner und dessen immer wieder lustigen Monday Night Football-Einladungen („and I’m usually sitting n the corner, eatting“) zu landen. Von da aus geht es weiter zu Mr. Rollins Teilnahme an der zweiten Staffel von „Sons Of Anarchy“, ersten Erfahrungen mit Frauen und den Grausamkeiten des High School-Tanzabends, um schlussendlich bei seiner Weltreise anzukommen, die er im Dezember und Januar unternommen hat. Das ist der politischste Teil seiner Rede, streift doch die Verhältnisse in Burma, den Terror in Sri Lanka und das Massaker auf dem Tian'anmen-Platz. One Liner der Reise ist übrigens „Hello! Goodbye!“ geworden. Ja.

Beeindruckend an der dreistündigen Performance ist nicht nur der abwechslungsreiche Inhalt, sondern auch die Selbstsicherheit, mit der Henry Rollins ununterbrochen redet und sein Charisma, mit dem er nach drei Minuten alle Anwesenden auf sener Seite hat. Er ist eben nicht umsonst eine Ikone und laut eigener Aussage „elderly statesman“ der politisch motivierten Musik, dabei aber nie verbissen oder unsympathisch. Ein grossartiger Abend, der Lust auf eine Wiederholung macht und zu Hause erstmal die Bücher, Platten und Spoken Words-Alben rausholen lässt.


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