Motorpsycho - Fri-Son, Fribourg

Zwanzig Jahre sind die Norweger MOTORPSYCHO jetzt schon am Start. Dies haben sie mit ihrem letzten Album „Child Of The Future“ in Form einer Veröffentlichung ausschließlich auf Vinyl gefeiert, und jetzt ist das Trio auch wieder auf Europas Bühnen unterwegs, um seinen treuen Fans eine volle Ladung intensiven Psychedelic Rock zu verpassen. Bevor es losging, konnte man sich aber schon mal eine Dreiviertelstunde lang mit NANCY GLOWBUS aus Bern aufwärmen. Ihr Stoner-Rock mit leichtem psychedelischen Einschlag hätte meiner Meinung nach zwar etwas mehr kicken können, aber vielleicht ist dieser Eindruck durch den etwas kraftlosen Sound entstanden. Die Songs selbst wussten durchaus zu gefallen und stimmten einen schön auf den Abend ein.
Pünktlich um zehn kamen dann MOTORPSYCHO auf die Bühne des mittlerweile zwar nicht ausverkauften, aber doch bis hinten gefüllten Fri-Son. Gitarrist Snah hatte mir schon vor dem Konzert erzählt, dass sie alle drei erkältet seien, und vielleicht aus diesem Grund ließen sie es ruhig angehen und starteten mit den leisen Klängen des lyrischen „Bedroom Eyes“. Mit den folgenden Songs steigerten sie sich aber immer mehr in ihre typischen Jam-Passagen und Lärmwände hinein. Das Set war sehr gut gemischt, so wurde neben den ausufernden Jam-Parts auch immer wieder gerade und knackig gerockt oder auch mal ein komplett ruhiger Song eingebaut. Von „Child Of The Future“ gab es gerade mal zwei Songs zu hören: „The Ozzylot“, das live deutlich druckvoller als auf der Aufnahme rüberkam, und „Whole Lotta Diana“, das brachial alles hinwegfegte und einen echten Höhepunkt des Konzerts bildete. Ein weiterer war „577“ vom „Trust Us“-Album mit seinem ultrafetten Bass-Riff und dem Jam in der Mitte, in dem Snah geradezu überirdisch flashig abging, was er dann im endlos gejammten Schluss-Part sogar noch steigerte. Im Publikum herrschte vom ersten Ton an beste Stimmung, und nur allzu willig ließ es sich mitreißen, wobei jeder Song noch mehr abgefeiert wurde als der jeweils vorherige.
Nach gut 90 Minuten gingen die drei dann zum ersten Mal von der Bühne. Aber wer MOTORPSYCHO kennt, weiß, dass man bei ihnen unter zwei Stunden nie nach Hause geht. Und so kamen sie für weitere zwei Songs zurück, darunter eine geniale „Manmower“-Version. Aber auch danach war noch nicht Schluss, und so enterten sie erneut die Bühne und brachten es schließlich auf insgesamt zweieinviertel Stunden Spielzeit. Für MOTORPSYCHO-Verhältnisse war das fast schon ein kurzes Konzert, aber die Jungs waren ja auch wie gesagt nicht vollständig auf der Höhe. Letzteres hat man ihnen ansonsten aber überhaupt nicht angemerkt, bis auf die Tatsache, dass Snah, der normalerweise auch immer mal wieder den Lead-Gesang übernimmt, diesen fast komplett Bassist Bent Sæther überließ. Besonders, was Drummer Kenneth Kapstad hier leistete, war wieder einmal unglaublich. Mit seinem extrem dynamischen Spiel beherrschte er perfekt sowohl die ruhigen wie auch die brachialen Beats, trieb dabei das technisch anspruchsvollste Zeug und hielt auch die wildesten Jams seiner beiden Mitstreiter zusammen. Laut genug war es auch, sogar sehr laut. Aber das gehört bei dieser Band dazu, und der Sound war außerdem sehr gut, viel besser als z. B. im Le Romandie in Lausanne im Mai letztes Jahr. Am Ende ging wohl jeder mit dem Gedanken nach Hause, dass das ein genialer Abend war, mit einer Band, die trotz Krankheit in Bestform war, alles gegeben und immer wieder musikalisch brilliert hat.
Setlist:
Bedroom Eyes
Taifun
She Left On The Sunship
In The Family
The Ocean In Her Eye
The Ozzylot
Inside Looking Out
Whole Lotta Diana
Sungravy
Watersound
Überwagner
Kill Some Day
577
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Song For A Bro'
Manmower
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Hogwash
You Lied
