Konzert:

With Full Force 2009 - Sonntag

Konzert vom 05.07.2009Auch Sonntag war es kein bisschen kühler, was durch den immer noch fehlenden Wind nicht besser wurde. Also wieder am See Abkühlung suchen und erst spät aufs Gelände.

RAUNCHY


Die Dänen sind immer noch der absolute Geheimtipp. Dass das von vorn bis
hinten unberechtigt und eine himmelschreiende Ungerechtigkeit ist,
bewiesen RAUNCHY mit ihrer Tanz-Metal-Mosh-Show. "Es ist Mädchen-Metal,
aber er gefällt mir unglaublich gut", sagte der Kollege von Deutschlands
größtem unabhängigen Metalblatt. Recht hat er, aber ebenso wie mich hat
es ihn auch kurzzeitig in den Schatten getrieben, denn die Sonne meinte
es außerdem etwas zu gut mit diesem sechsköpfigen Danish Dynamite. Mit
der coolsten Attitüde des Tages hielt Sänger Kasper Thomsen im
Kapuzen-Pulli dagegen an. Nicht nur in der Conquest of Cool hat er in
Keyboarder Jeppe Christensen den besten Mann an seiner Seite, denn der
Träger der dunkelsten Sonnenbrille des Festivals ist außerdem bei
RAUNCHY der zweite Sänger und für kristallklare hohe Töne
verantwortlich: Eine Band, die "Somebody's watching me" von Michael
Jackson so feist metallisch umdeuten und trotzdem als Tanzmusik lassen
kann, darf und kann einfach alles! (laetti)



BACKFIRE

BACKFIRE feierten ihren 15. Geburtstag und hatten mächtig Spaß daran, das mit den Fans im ziemlich vollen Zelt zu machen. Es fällt aber auch nicht schwer, diese sympathische Band ins Herz zu schließen, mit ihnen zusammen die Fäuste zu schütteln und einen ordentlichen Pit aufzumachen. Da können sich alle Möchtergerns und Jungspunde noch eine Scheibe abschneiden, BACKFIRE sind ein erfrischendes Beispiel für eine ehrliche, hart arbeitende Band, die auch nach 15 Jahren noch nicht die Schnauze voll hat und vor Energie und Leidenschaft nur so sprüht.



PARKWAY DRIVE


Die Surferboys von PARKWAY DRIVE lassen sich auch von der Sonne nicht
schrecken, in Australien brennt die sich sonst noch viel stärker durchs
Ozonloch. Ein Wahnsinn ist, wie schnell sich die Melo-Hardcoreler in
Deutschland eine Fanbase erobert haben -- ich kann mich noch dran
erinnern, wie ich die erste Tour der Band im kuschelig-kleinen Molotow
gesehen habe. Jetzt surfen die Fans mit eroberten Händen der Bühne
entgegen während ich versuche, meine Füße in einem Mini-Planschbecken zu
kühlen... Ich will ja schließlich bei der nächsten Band jede Zeile
mitbeten: (laetti)



IGNITE


Es ist jedes Mal wieder faszinierend: Noch am Abend vorher haben die
Herren bei HATEBREED die Bollo-Sau rausgelassen und die Mädels bei WALLS
OF JERICHO mit Fäusten ihre erste Reihe verteidigt. Nun stehen sie neben
mir bei IGNITE und wir sind uns einig wenn wir bei "Better Days" eine
Träne wegdrücken -- IGNITE dürfen auf der großen Gefühlsklaviatur
spielen und sind trotzdem nicht eine Sekunde peinlich. Zoli ist der
Über-Bono des Hardcore: Von der ersten bis zur letzten Zeile, von Ansage
bis Songtext nicht nur entwaffnend ehrlich, sondern auch integer. Zoli
nimmt den Mund nicht zu voll, verneigt sich tief vor SOCIAL DISTORTION,
engagiert sich in einem Straßenkinder-Projekt in LA und hat den Krebs
überlebt. Das allein reicht schon, um "Sunday Bloody Sunday" spielen zu
dürfen, ohne 5 Euro ins Betroffenheisschweinchen stecken zu müssen. Aber
außerdem haben sie noch Melodien für Millionen, nämlich "Let It Bleed";
"Judgement Day", "Fear Is Our Tradition", "Powerty for All" und "Where
Are We Now", so dass die Freundin neben mir zum Schluss sogar meine
Gänsehaut nachvollziehen konnte. (laetti) Und die Tränen von Zolis Arzt, der hinten auf der Bühne stand und ab Zolis Ansage zu seiner eigenen Krebserkrankung wie ein Schlosshund heulte. (lh)



DOWN


Jeder einzelne von ihnen hat an mindestens einer Seite der
Musikgeschichte mitgeschrieben. Jeder von ihnen ist nicht mehr der
jüngste, aber so alt wie Kirk Windstein aussieht, sind sie dann doch
noch nicht: DOWN haben die Essenz aus dem Südstaaten-Rock und ihrem
eigenen Schaffen in der Vergangenheit destiliert und machen dreckige,
metallische Rockmusik -- nicht so urban, wie die Protagonisten wohnen,
sondern so ländlich, dass man die Erde der Baumwollfelder und den Matsch
der Mangroven am Mississippi fast schmeckt -- aber so urban, dass der
Chemiehauch aus Pestiziden die Suppe gehörig vergiftet. Phil Anselmo ist
der bedeutendste Nicht-Sänger der Welt und superfit, optisch der
Aktivposten und akustisch der verzerrte Moderator, der mit Charme durch das Programm führt. Das Gastspiel endet mit "I Never Sold My Story" und "Buried In Smoke". Dazu
wechseln blitzschnell die Techniker(innen) an die Instrumente von Pepper
Keenan, Jimmy Bower und Rex Brown und posen und spielen wie die
Arbeitgeber. (laetti)



TERROR

Auf der Main Stage lassen Mike Ness und seine Helfer auf sich warten, also ab ins Zelt, wo TERROR vor voller Hütte mächtig loslegen und die Menge im Griff haben. Mit dem fast schon obligatorischen Line Up-Wechsel (diesmal ist ein neuer Gitarrist zu bestaunen, Doug Webber hatte die Schnauze voll vom Touren) machen Scott Vogel und Nick Jet das Beste draus und konzentrieren sich auf die Songs. Die haben es wie immer in sich und wie immer kommt das alte Material am Besten an, bei „Push It Away“ brennt die Luft und bei „One With The Underdogs“ fliegen die Crowdsurfer im Dutzend. Über das letzte Album lässt sich streiten, live sind Scott Vogel und TERROR noch immer eine Macht.


SOCIAL DISTORTION


Jetzt ist Legenden-Alarm, zu SOCIAL DISTORTION quälen sich alte und neue
Rocker vor die Bühne, stehen selbst gestandene Mucker und Musikarbeiter
stramm. Mike Ness' Sidekicks liefern eine gewohnt routinierte Show ab,
aber wie sieht das mit dem Meister selbst aus? Denn der Frontmann hat
auf dem Southside und einigen anderen Festivals geschwächelt. Zum With
Full Force ist er zwar nicht in den Jungbrunnen geplumpst, aber er
scheint gut drauf, röhrt mit Herzblut besonders Songs von der "White
Light, White Heat, White Trash" und alles ist gut. (laetti)



Randnotizen



Miss Gangbang

"Hello, I'm Jasmin St. Claire". Es gab am Freitag abend wohl niemanden
Backstage, der diesen Namen nicht buchstabieren konnte. Allerdings aus
drei Gründen. Zum einen wussten Fans ihrer Kunst, dass die ehemalige
Weltrekordhalterin im Gang Bang Mitte/Ende der Neunziger ihre große Zeit
hatte und haben sich darüber amüsiert, ihre ehemalige Wichsvorlage in
Natura und auf hohen Hacken durch den Sand des Roitzschjoraer Flughafens
stöckeln zu sehen. Zum zweiten hatte die arbeitende Bevölkerung,
darunter die Security-Mitarbeiter ihre liebe Not mit dem
temperamentvollen Pornosternchen. Denn Miss St. Claire hat sich mit
Aussagen wie "Lass mich sofort Backstage oder du bist gefeuert" weder
Freunde gemacht noch hätte sie recht gehabt - war aber erfolgreich.
Denn, und da kommen wir zu drittens, die Begleitung von DIMMU BORGIRs
Mystis sollte nach einer Abstimmung der Band auf keinen Fall in die
Garderobenräume der Band vordringen. Dort benahm sie sich sofort wie
Graf Koks und nervte außerdem Crew und Rest der Band. Was für eine
Schau! (laetti)




Tragisch

Zu den tragischen Fällen gehört die folgende Geschichte: Was genau zum
Tod geführt hatte, ist noch gar nicht klar. Am Freitag Morgen wurden in
ihrem Zelt zwei junge Frauen gefunden, die eine kaum noch ansprechbar,
die andere bereits tot. Fremdeinwirkung wurde in der ersten
Lageeinschätzung der Polizei ausgeschlossen, die toxikologische Analyse
wird wohl im Verlauf der Tage erst herausfinden, von welchem Gift die
beiden zu viel gehabt hatten.



Gefährlich


Never drink and drive. Das hätte sich der Typ besser vorher merken
sollen, der auf dem Fahrersitz von Daddys Geländewagen eingeschlafen ist
und dann im Schlaf und am hellichten Tage 7 Zelte umgemäht hatte. Zu
seinem Glück war um diese Zeit noch keins davon besetzt, so dass der
Fahrer auch mehr Glück als Verstand hatte. Angeblicher Kommentar des
Polizisten, der den Traumtänzer dann buchstäblich aus dem Verkehr zog:
"Warum lebt der noch?"

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