Bang Your Head 2009 - Freitag, Balingen

ALESTORM machen Piraten Metal und das ziemlich melodisch und eingängig. Man könnte sogar behaupten die Besatzung um Captain und Sänger Christopher Bowes verbreitet gute Stimmung. Mit ihrem aktuellen Album „Black Sails At Midnight“ im Gepäck und einer ordentlichen Portion Sonne war das zum anheizen genau das richtige. (xhb)
Jung sind sie und gut sind sie. „Sind Motorradfahrer unter Euch - ich darf leider noch kein Motorrad fahren da ich erst 17 bin“ witzelte der Sänger der schwäbischen Nachwuchshoffnung KISSIN`DYNAMITE während des Sets. Mit melodischen Metal und Hard Rock Hymnen wie „Steel Of Swabia“, „Zombie“ oder „My Religion“ hatten die Jungs auf jeden Fall das BYH Festival fest in der Hand. Professional und sehr agil präsentierten sie sich und es war kaum zu übersehen, dass KD tatsächlich schon seit mehreren Jahren gemeinsam auf der Bühne stehen. (Damals noch als „Blue Kids“ in einer Cover Band). Mit der Halbballade „Out In The Rain“ zeigten sie ihre musikalische Vielfalt und Songtexte wie „I Hate Hip Hop“ passen halt zum BYH wie die Faust aufs Auge. Zum Ende gibt es mit „Addicted To Metal“ noch einen groovenden Vorgeschmack auf das neue Album der Schwaben und KISSIN DYNAMITE können sich in ihren jungen Jahren schon große Festivals wie das „Masters Of Rock“ oder eben das BYH auf ihrer Strichliste setzen. (xhb)
Aus der anfänglich nur alte MANOWAR Klassiker spielenden Combo ROSS THE BOSS
ist seit ihrem Debütalbum „New Metal Leader“ eine ernstzunehmende Band geworden. Patrik Fuchs ist aus dem übermächtigen Schatten Eric Adams herausgewachsen und präsentiert sich als eigenständiger und souveräner Frontmann. Ross selber hat nichts an Charisma eingebüßt und sein Gitarrenspiel ist absolut einzigartig. Was allerdings auffällt ist die Tatsache, dass die neuen Songs trotz vorhandener Klasse, nicht gegen die alten MANOWAR anstinken können. So blieb ein guter Auftritt, der zwar über fast jede Kritik erhaben war, aber insgeheim wünscht man sich doch, dass Ross zu MANOWAR zurückkehrt, dem DeMaio Kasperletheater ein Ende setzt und mit seinen alten Kollegen ein würdigen Nachfolger zu „Hail To England“, „Sign Of The Hammer“ oder „Kings Of Metal“ zusammenzimmert. Cool war es trotzdem. (fz)
SODOM sind immer wieder ein absolutes MUSS. Die Thrash Metal Urgesteine aus Deutschland liefern aber auch immer eine solide und ansprechende Show ab. Kein Wunder, haben die Herren ja auch „Hits“ ohne Ende am Start. Der Einstieg verlief zugegeben mit „Napalm In The Morning“ recht ruhig. „Outbreak Of Evil“ und im Anschluss „Exit Of Evil“, welches Tom Angelripper dem in dieser Nacht verstorbenen Michael Jackson widmete, waren da schon eine Spur flotter. Noch flottere Stimmung folgt mit der SODOM Interpretation von „Surfin`Bird“ und tatsächlich - Balingen surft, tanzt und moshed angeregt mit. Nach „The Saw Is The Law“ und „Agent Orange“ ist der Nachmittag gerettet. Die Ruhrpottler ziehen heute das erste mal richtig viele Leute vor die Bühne und hauen mit „Ausgebombt“ und „Remember The Fallen“ weitere Gassenhauer raus. Die Stunde Spielzeit ist ruckzuck zu Ende doch für „Bombenhagel“, welchen zwischenzeitlich immer wieder lautstark gefordert wird, reicht es am dann natürlich doch noch. Goil ! (xhb)
Als LITA FORD um 18:12 die Bühne entert ist im Publikum durchaus eine skeptische Spannung zu spüren. Die Mehrzahl kennt die Lady nur vom Hörensagen und auch THE RUNAWAYS dürfte für die meisten kein Meilenstein in der individuellen Metal-Entwicklung gewesen sein. Zugegeben, der Autor fieberte dem Auftritt entgegen. Hatte er doch irgendwann im pubertären Alter (es waren die legendären Achziger...) die Scheibe „Dancing On The Edge“ erworben – unter anderem auch wegen der Musik... Nun sind seit Litas letzter Veröffentlichung 14 Jahre ins Land gezogen. Und die sind ganz offensichtlich weder optisch noch musikalisch spurlos an ihr vorbei gegangen. Denn die Performance der ja durchaus ordentlichen Setlist von „Larger Than Life“ über „Black Widow“ bis hin zum legendäre „Gotta Let Go“ wird zu einer ziemlichen Peinlichkeit. Der Sound ist gruselig, Einsätze werden mehrfach verpasst und trotz aller Bemühungen springt der Funke nicht wirklich über. Da helfen auch die beiden Söhne auf der Bühne nichts und der Gorilla (was seine Funktion auch immer gewesen sein soll...), der ins Mikro gröhlt. Den Versuch, den Thron als beste Metall-Gitaristin zurück zu erobern, darf man getrost als gescheitert bezeichnen. Die Karibik (in der Frau Ford inzwischen residiert) kann offensichtlich nicht als Absprungbasis in Sachen Metal dienen... Einzig wirklich emotionaler Moment des gesamten Gigs: „Close My Eyes Forever“ – das Duett mit Madman OZZY OSBOURBE. Aber wie Mrs Ford feststellte: „Ozzy is not here.“ – damit fehlt selbst hier der Spirit. Fazit: Vielleicht sollte sich Mrs Ford besser in Opel umbennen, denn das heute war musikalische Insolvenz. Und: Gibt es eigentlich Abwrackprämien für überalterte Musiker?... (jeckyll)
Setlist:
1. Larger Than Life
2. Black Widow
3. Can't Catch Me
4. Gotta Let Go
5. Back To The Cave
6. Hungry
7. Falling In And Out Of Love
8. Mr. Crowley keyboard intro
9. Piece (Hell Yeah) with Jim Gillette
10. Betrayal with Jim Gillette
11. Close My Eyes Forever
12. Kiss Me Deadly
ACCEPT are back! Kurz vor dem BYH war die News in aller (Metal-) Munde. Nicht zuletzt nach dem formidablen Gig auf dem Wacken Open Air 2007 war der Wunsch nach einer Reunion bei vielen Metalheads omnipräsent. Aber: Die alten Recken Hofmann, Frank, Baltes, Schwarzmann formieren sich ohne „The Voice“ Udo Dirkschneider. U.D.O.. , der den alten Kollegen „viel Glück“ wünscht, lässt an diesem Tag jedenfalls keine Fragen offen. Sechs ACCEPT Songs von gesamt dreizehn machen klar, wen der MASTERCUTOR und angehende DOMINATOR für die wahren Erben der Solinger Stahlschmiede hält. Und so knallt es zwischen halb acht und neun nur so mit ACCEPTablen Tracks wie „Metal Heart“, „Midnight Highway“, „Living For Tonight“, dem einzigartigen „Princess Of The Dawn“ sowie den Zugaben „Balls To The Wall“ und „I'm A Rebel“. Dabei kann der Meister mit inzwischen elf U.D.O. Alben durchaus mit eigener Top Qualität aufwarten. Denn „They Want War“, „Animal House“ und “Man And Machine” stehen durchaus für sich selbst und werden von der Menge vor der Bühne fast so gefeiert wie die alten Hymnen. Dabei zeigt sich der Meister agil und großartig bei Stimme und profitiert vom an diesem Tag erstmals wirklich guten Sound. Fazit: Nichts gegen Mark Tornillo, aber es wird sich weisen, was ACCEPT ohne diese Stimme wert sind. (jeckyll)
Setlist:
1. Metal Heart
2. Midnight Highway
3. They Want War
4. 24/7
5. Vendetta
6. Princess Of The Dawn
7. Living For Tonight
8. Man And Machine
9. Thunderball
10. Animal Hous
11. Holy
12. Balls To The Wall
13. I'm A Rebel
Tja, was schreibt man über eine Legende? Dass sie seit fast 35 Jahren großartige Musik macht, Generationen von Musikern geprägt hat? Oder dass sie gefühlt auf einem BANG YOUR HEAD Festival eigentlich nichts zu suchen hat? Der Autor entscheidet sich, das den Besuchern zu überlassen. Und das BYH Gästebuch spricht deutliche Worte: „JOURNEY gehören eher auf das Rock Of Ages-Festival“, aber auch „JOURNEY waren für mich eine der positiven Überraschungen. Und musikalisch sicher eine der besten Bands.“. Zugegeben, der Autor ist mit anderen Kalibern wie VAN HALEN, SAXON, IRON MAIDEN aufgewachsen. Aber bei der mentalen Vorbereitung auf das BYH entdeckte er verwundert zwei JOURNEY CDs im Plattenschrank. Und hatte auch so seine Bedenken. Letztlich wurde er wie viele andere aber von der Band überrascht, die sich über drei Dekaden zum AOR-Flagschiff Nummer eins aufgeschwungen hat. Denn nicht nur die alten Gründungs-Haudegen Neil Schon (g) und Ross Valory (b) überzeugen an diesem Tag, sondern vor allem Vocalist Arnel Pineda singt an diesem Tag alles bisherigen Frontmänner glatt in Grund und Boden. Das macht Spaß und man hat keinen Moment das Gefühl eine abgehalfterte US-Band vor sich zu haben. Ob „Separate Ways“, als klasse Opener, „Only The Young“, der Klassiker „Wheel In The Sky“ und die Ballade „Faithfully“ – plötzlich haben viele das Gefühl „Hey, kenn ich doch – das ist von JOURNEY?“. Und so sieht man vielfach selbst bei hartgesottenen und kuttenbehängten Jungs ein Lächeln auf den Lippen, auch wenn es Neil Schon mit seinen Soli gelegentlich ein wenig übertreibt. Bleibt die Erkenntnis, dass JOURNEY vielleicht nicht der optimale Headliner waren, denn in Balingen braucht man echte Rocker (AIRBOURNE in 2010!!!!!!) - aber eine großartige Band, die des Festivals würdig war. (jeckyll)
Setlist:
1. The Journey (Revelation)
2. Separate Ways (Worlds Apart)
3. Never Walk Away
4. Guitar Solo
5. Stone In Love
6. Rubicon
7. Only The Young
8. Ask The Lonely
9. Change For The Better
10. Lights
11. Edge Of The Blade
12. Wheel In The Sky
13. Chain Reaction
14. One More
15. Wildest Dream
16. Faithfully
17. Don't Stop Believin'
18. Be Good To Yourself
19. Anyway You Want It