Konzert:
Severe Torture, My Darkest Hate, Deadborn, Disinfect, Incinerated Flesh, Chaosreign, Tomorrow Comes Crashing - Blaubeuren, Stadthalle
by Dennis Otto
Konzert vom 08.11.2008Blaubeuren ist ein kleines Städtchen, das ca. 20 km um Ulm herum liegt. Zwar ist die Metal-Gemeinde in Ulm recht überschaubar (große Bands touren leider entweder nur durch das 100 km entfernte Stuttgart, das 130 km entfernte München oder auch Augsburg), jedoch hat sich im Umkreis der halb in Deutschland und halb in Bayern liegenden Kernstadt eine lebendige Szene entwickelt, die besonders bei Jugendlichen großen Anklang findet. Nicht selten gibt es neben kleinen Clubgigs von Alternative-, Hardcore- und Punkbands auch Metal-Veranstaltungen mit Underground-Charakter, von denen sich das von der Blaubeurer Jugend organisierte „Rot´n´Slay“ in den letzten Jahren zu einer festen Institution gemausert hat. Im letzten Jahr mimten die Todeskapellen FLESHCRAWL und DEBAUCHERY die Headliner (man erkennt hier schon die ungefähre stilistische Ausrichtung des Mini-Festivals…) und bevor es überhaupt losgeht, wird im Blaubeurer Jugendheim ein Bandcontest durchgeführt, bei dem vom Publikum der Opener des „Rot´n´Slay“ ermittelt wird. In diesem Jahr hatten sich gut acht Wochen zuvor die Ulmer Death-Grinder TOMORROW COMES CRASHING durchsetzen können, so dass das Quintett fast pünktlich um 17:30 Uhr loslegen konnte. In der noch nicht allzu prall gefüllten Halle konnte die Band zu dieser frühen Stunde noch keine großen Trauben vor der Bühne erzeugen, doch wirkte der Auftritt gegenüber den nachfolgenden Bands sehr professionell, was wohl auch daran liegt, dass der Altersdurchschnitt der Jungs (bis auf Sänger Pablo, der gerade die Volljährigkeit erreicht hat und noch leicht tapsig wirkt – dabei aber einen ordentlichen Job macht) nicht mehr ganz so niedrig ist. Jedenfalls entstand der Eindruck, dass hier eine echt reife Band mit starken Songs und technisch sehr versierter Performance eröffnet hat… und eine der stärksten an diesem Abend noch dazu.
Kaum schwächer waren dann die Bayern CHAOSREIGN, deren Death Metal richtig tight herüberkam, jedoch auch irgendwie einen etwas gesichtslosen Eindruck vermittelte. Am Meisten dürfte den Anwesenden noch der „Imperial March“ aus dem „Star Wars“-Soundtrack im Gedächtnis geblieben sein, den die Band als Intro vom Band laufen gelassen hatte. DIMMU BORGIR sind deswegen mal von Darth Vader verklagt worden, also Vorsicht… jedenfalls war der Auftritt keine Blamage und gewann zusätzlich durch die witzig-lockeren Ansagen von Sänger Don Jeremy.
Mal so richtig großer Mist waren dann die Ravensburger INCINERATED FLESH, deren AGATHOCLES-für-Arme-Grindcore so dynamisch und mitreißend herüberkam wie das „RTL-Nachtjournal“ mit Heiner Bremer oder die Live-Übertragung der Schach-Weltmeisterschaft. Grunz, grunz, growl, ugga, ugga, ugga, ugga, rülps, schepper, möööp… ohne erkennbare Songs, Power oder gehörig asoziales Verhalten. Grinder mögen so was mögen, ich mögen nicht! Da war das gerade neu aufgefüllte Bier (sehr sozialistische 2 Euro für 0,5 Liter) die beste Medizin.
Die High Speed-Grinder DISINFECT gingen da schon wieder deutlich gewitzter zur Sache und punkteten mit technisch hochwertiger Performance, die nicht wenige Fans vor die Bühne zog. Dennoch war die Blaubeurener Stadthalle auch bis jetzt noch nicht einmal ansatzweise gefüllt. Zudem nervte es regelrecht, dass man sein Getränk nicht mit raus an die Luft nehmen durfte und auf dem immerhin mit Nummern versehenen Fenstersims des Eingangsportals abstellen musste. Bei 2 Euro für Flaschenpfand dürfte die Gefahr kaputter Flaschen vor der Halle nicht allzu groß sein… aber egal. Jedenfalls war zweimal mein Bier weg, und darauf steht normal Teeren, Federn und das Leben lang alte NIGHTWISH hören!
Danach hauten die Death Metaller DEADBORN rein, die ihre Schlachteplatte ebenfalls recht zügig darboten, dabei aber auch einen Tick beliebig wirkten, da diese Art von Todesblei von zu vielen Bands dahingerotzt wird. Dennoch wussten auch die Schwarzwälder zu gefallen.
Als dann die Co-Headliner MY DARKEST HATE ihren Set begannen, hatte sich die Halle noch ein Stück gefüllt, und die ersten Bierleichen zierten den Treppenaufgang zum Saal und das Foyer. Auch draußen hatten sich die Raucher und Flaschen-drinnen-abstellen-Müsser merklich vermehrt. Normalerweise gehören die Ludwigsburger zu den spielstärksten Death Metallern der Nation, doch an diesem Abend schienen sie seltsam müde zu sein. Der Auftritt wirkte relativ lasch, und die durchweg starken Songs wollten nicht richtig zünden. Auch Bewegungsfreude war nicht wirklich vorhanden, so dass man darauf schließen könnte, dass sich die Jungs an diesem Abend mehr Publikum erhofft hatten. Ok war´s, aber mehr auch nicht.
Die holländischen Rumpelbrüder SEVERE TORTURE machten danach einen deutlich besseren Job, und obwohl sie auch nicht zu den agilsten Vertretern zählten, wirkten sie nicht so statisch wie ihre Vorgänger. Sänger Dennis schien an dem Gig seinen Spaß zu haben, denn seine Ansagen ließen jedenfalls nicht auf große Unlust schließen, und nach einer weiteren gehörigen Portion Todesblei mit Blut ging es dann nach Hause.
Als Fazit kann man sagen, dass das kleine Festival ein paar mehr Besucher verdient gehabt hätte. Eintrittspreis (8 Euro, nur Abendkasse), Getränke- und Essenspreise sowie Location waren absolut in Ordnung. Die Organisation war zwar nicht ganz so professionell wie bei einem großen Event, aber für eine von einem Jugendclub organisierte Veranstaltung sehr gelungen. Lediglich ein wenig mehr musikalische Abwechselung hätte nicht geschadet. Alles in Allem war es ein Abend, den man in dieser Form sehr gerne wiederholen darf!
