Interview:

2004-04-08 Steel Rules Die

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Mit ihrem neuen Album "The Hemingway Solution" haben die Engländer STEEL RULES DIE eines der interessantesten Alben dieses - zugegebenermaßen noch recht jungen - Jahres veröffentlicht. Ihre Mischung aus Punkrock, melodischem Hardcore und Alternative Rock ist nicht nur äußerst atmosphärisch, sondern wird auch noch durch intelligente und ungewohnt poetische und philosophische Texte bereichert. Besonders auch, weil es hier einen deutlichen Fortschritt zum Debüt-Album gibt, befragten wir Sänger und Gitarrist Richard Robinson und Bassist Andy Busby zur Entwicklung der Band...InterviewWie hat alles angefangen mit STEEL RULES DIE? In welchen Bands habt Ihr vorher gespielt?


Andy: Die Band entstand aus vier Typen mit der gleichen Liebe zur Musik, die etwas Neues kreieren wollten, auf das wir stolz und von dem wir alle ein Teil sein könnten. Irgendwie kannten wir uns schon alle vor STEEL RULES DIE, sei es aus der Schule oder aus anderen Bands, und wir trafen uns eines Tages zu einer Probe und alles schien ganz einfach zu funktionieren.


Eure Musik könnte man beschreiben als eine Mischung aus Punkrock, Hardcore und Alternative Rock. Wo sind Eure hauptsächlichen Wurzeln?


Rich: Das ist wirklich eine schwierige Frage. Wir alle haben einen ähnlichen Geschmack und ähnliche Einflüsse, aber die eigentlichen Wurzeln basieren hauptsächlich auf Punk und Hardcore, in Verbindung mit jeder Menge anderem Kram, wie z. B. Indie Rock und sogar etwas Country - erzähl den anderen nicht, dass ich das gesagt habe!


Eure Musik scheint offensichtlich von Bands wie HOT WATER MUSIC beeinflusst zu sein, aber auch von Bands wie RANCID oder NOFX. Welche anderen Bands haben Euch beeinflusst?


Andy: Das mit dem RANCID- und NOFX-Einfluss habe ich schon öfter gehört. Ich selbst sehe das gar nicht so, aber wenn die Leute das raushören, ist das natürlich OK. Ich persönlich glaube nicht, dass es einen Haupt-Einfluss auf die Band gibt, man kann den Sound von STEEL RULES DIE nicht darauf reduzieren, z. B. zu sagen "Sie klingen wie HOT WATER MUSIC", da steckt noch viel mehr drin, meine ich. HÜSKER DÜ, GREYAREA, STRIKE ANYWHERE, JAWBREAKER, SUGAR und sogar R.E.M., um nur ein paar zu nennen, sind Bands, die wir uns nicht schämen würden, unsere Einflüsse zu nennen. Ich glaube, manchmal bringen die Leute durcheinander, wie eine Band klingt und was ihre Haupt-Einflüsse sind. Ich glaube nicht, dass wir wie SUGAR oder R.E.M. klingen, aber ihren Einfluss können wir nicht abstreiten. Wenn die Leute sagen wollen, dass wir wie eine oder zwei Bands klingen, dann ist das ihre Sache. Wir tun was wir tun und haben Spaß daran. Let´s call it punk rock!


Von Eurem Debüt "Nostalgia For Beginners" zu Eurem neuen Album "The Hemingway Solution" habt Ihr einen großen Schritt gemacht. Wie seht Ihr diese Entwicklung?


Andy: Auf dieser Platte waren wir als Band mehr "zusammen". Wir alle waren mehr am Songwriting beteiligt und außerdem waren wir noch bessere Freunde geworden, ich glaube, dass dieser Faktor auch viel beigesteuert hat. Die Stücke haben mit Sicherheit einfach mehr und die Produktion ist besser. Die meisten Bands gehen von einer Platte zu nächsten einen Schritt weiter; das war für uns nur ein natürlicher Fortschritt. Die Musik geht noch in dieselbe Richtung, aber seit "Nostalgia" sind wir ein wenig gereift, und das ist wirklich ein positiver Schritt.


"Nostalgia For Beginners" ist auf At The Deep End Records erschienen, "The Hemingway Solution" auf Reflection Records. Was war der Grund für den Wechsel? Was ist jetzt anders?


Andy: Reflection Records sind auf uns zugekommen, und es war eine schwere Entscheidung, aber ich fühle, dass wir die richtige Wahl getroffen haben. IATDE war großartig für uns, als "Nostalgia" erschien, aber wir hatten schon alles getan, was wir konnten, und wieder war es ein großer Schritt für uns, aber wir haben immer wieder darüber gesprochen und haben entschieden, dass es ein guter war. Was anders ist, ist, dass jetzt für uns im Ausland viel mehr passiert. Wir haben eine guten europäischen Vetrieb für unsere Platten, und eine großartige Europa-Tour ist für April/Mai geplant, wo wir mit Bands wie STRETCH ARMSTRONG, CIRCLE, LAWRENCE ARMS, RAZOR CRUSADE und FACE TOMORROW spielen werden. Für uns geht alles bergauf. Ich kann es gar nicht erwarten!


Ihr seid schon viel getourt, z. B. mit Bands wie STRIKE ANYWHERE, AS FRIENDS RUST und AGNOSTIC FRONT, aber auch als Headliner. Welche wichtigen Erfahrungen habt Ihr auf Tour gemacht?


Andy: Geh duschen, wenn Du die Möglichkeit hast! Im Ernst: Touren ist der beste Teil davon, in einer Band zu sein. Man trifft neue Leute, sieht neue Städte und hat vor allem viel Spaß! Es ist egal, was Du tust - wenn es Dir nicht gefällt, tu es nicht mehr! Sobald etwas nicht mehr Spaß macht, lass es! Denn niemand möchte etwas tun, das einen unglücklich macht.


STEEL RULES DIE existieren erst seit 2002. Während dieser Zeit habt Ihr schon ein Split-Release, das "Nostalgia for Beginners"-Album und jetzt "The Hemingway Solution" veröffentlicht und zusätzlich auch noch Tracks für diverse Compilations aufgenommen. Habt Ihr eine bestimmte Methode, Songs zu schreiben?


Andy: Anfangs kam Rich mit einem Song zur Probe und wir haben ihn in etwa so gespielt, wie er war. Was zu der Zeit großartig war, aber jetzt ist es ein bisschen anders. Wir verbringen mehr Zeit damit, einem Song Teile hinzuzufügen und andere rauszunehmen. Es ist viel mehr ein Prozess der gesamten Band geworden. Dadurch unterscheiden sich die meisten Songs auf "The Hemingway Solution" von denen auf "Nostalgia" und der Split-CD.


Eure Texte sind sehr poetisch und philosophisch. Steckt dahinter so etwas wie eine universelle Message?


Andy: Alle Texte kommen aus dem Herzen und dem Bauch. Wenn Du irgendetwas leidenschaftlich genug fühlst, sei es über Politik oder was auch immer, werden die Texte das in einer Weise repräsentieren, die die Leute anspricht.


Rich: Ich glaube, sie sind universell in der Hinsicht, dass jeder "fühlt". Einige können auf bestimmte Ereignisse bezogen sein, aber das ist egal, jeder macht ständig ähnliche Erfahrungen. Dinge aufzuschreiben, ist für mich eine Art Katharsis.


Woher nehmt Ihr die Ideen für die Texte?


Andy: Leben, Erfahrungen, Hoffnungen, Träume, Fehler, Richtiges, Liebe, Verlust, Bedauern, Leidenschaft, Gedanken, Filme, Literatur, Apathie, Zorn, Erschöpfung, Inspiration, Langeweile, Rebellion.


Viele machen sich Gedanken über den Titel Eures neuen Albums. Was soll er bedeuten?


Rich: Zunächst einmal ist er eine Referenz an Ernest Hemingways eigene Lösung, die letztendlich Selbstmord war. Aber noch mehr hat er mit der Methodologie zu tun, die ich faszinierend fand; dass Hemingways eigene Lösung so sorgfältig durchdacht war, bis zu dem Punkt, an dem er sicher war, dass es "ordentlich" gemacht war. Es geht mehr um die Idee von sorgfältig durchdachter Verzweiflung, darum, über den letzten Hilfeschrei zu sprechen. Ich mochte den Titel, da er einen düsteren Klang hat, aber eigentlich gründet er auf Bildung.


Viele Eurer Songs zeichnet eine ganz bestimmte melancholische Atmosphäre aus, aber Euer Sound ist weit entfernt von Emochore. Was denkt Ihr über den derzeitigen Hype dieser Musik-Richtung?


Rich: Emochore ist von einem Etikett für "Emotional Hardcore" zu einem völlig verwässerten eigenen Genre geworden. Die ganze Sache ist aus dem Hang der Medien entstanden, allem ein Label zu verpassen und immer das nächste Ding in der Reihe zu finden, das auch nur ansatzweise populär ist. Es ist schwierig, sich über etwas nicht zu ärgern - ganz egal, wie sehr Du es magst - das konstant gehypt und Dir eingetrichtert wird.


Was ist für Euch der Unterschied zwischen englischem und US-Punkrock?


Rich: Die Leute hören US-Bands! Ha ha. In England werden die Leute US-Bands immer höher ansehen als englische, was irgendwie bescheuert ist. Im Gegensatz zu den Amerikanern sind die Engländer keine großartigen Selbstdarsteller, wo also Amerikaner den Erfolg ihrer Landsleute feiern, missgönnen wir ihnen das eher. England ist ein komischer kleiner Ort, voll von vielen seltsamen Leuten! Ha ha...


Kennt Ihr irgendwelche deutschen Punkrock-Bands?


Rich: Nicht wirklich! Ich kenne Bands wie WIZO, DIE TOTEN HOSEN, aber ich weiß nicht allzu viel über sie, oh, und die DONOTS, die sind doch aus Deutschland, oder? Tja, ich hoffe, dass ich bald viel mehr kennen lerne.


Werdet Ihr demnächst in Deutschland auf Tour sein?


Rich: Im April spielen wir in Köln, zusammen mit STRETCH ARMSTRONG, und Ihr könnt mit einer längeren Tour später im Jahr rechnen. Auf unserer Liste mit Orten, an denen wir spielen wollen, ist Deutschland weit oben.


Was können wir in der Zukunft noch von STEEL RULES DIE erwarten?


Rich: Hoffentlich jede Menge - wir haben ja grade erst angefangen!

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