Review:

Unweaving The Rainbow

(Frameshift)

TIPP
Mit Superlativen sollte man ja immer etwas vorsichtiger umgehen aber bei der vorliegenden CD von FRAMESHIFT, ein neues Progressive-Rock-Projekt, das unter Hauptfederführung von Multiinstrumentalist Henning Pauly (CHAIN) entstand und wofür er als Vocalisten keinen geringeren als "Meistersänger" James LaBrie (DREAM THEATER) dazu gewinnen konnte, muß es ganz einfach mal wieder sein: Gegen Ende des eines musikalisch ereignisreichen Jahres 2003 kommt mit "Unweaving The Rainbow" quasi im Schlußspurt noch ein Progmetalhammer erster Kajüte und der absoluten der Kategorie Album des Jahres heraus, da kann auch die neue Scheibe von DT (leider) nicht ganz mithalten. Im Gegenteil FRAMESHIFT kann mit einem äußerst filigran-eingängigen Stil fast nahtlos an das legendäre "Images & Words" Werk der New Yorker anknüpfen und bietet 80 Minuten feinsten ProgressiveRock-Metal modernster Prägung mit zeitlosen Melodien. Ein zweites "Pull Me Under" gibt’s natürlich nicht aber einen legitimen Nachfolger von "Surrounded" ist mit "La Mer" und einer Hookline für die Ewigkeit durchaus gefunden. Wir hatten ja auf MI bereits vorab ohne die Musik überhaupt zu kennen im September ein ausführliches Interview mit Henning gemacht und waren dadurch schon sehr gespannt aber die CD übertrifft die kühnsten Erwartungen. Die Songs sind La Brie perfekt auf den Leib geschrieben und zeigen einige neue Facetten dieser genialen Stimme, er klingt irgendwie befreiter als bei seiner Stammkapelle und man hört den Spaß bei jeder gesungenen Note heraus. Die Stimme führt bzw. trägt alle 15 Titel spielerisch leicht. Elemente von modernem Metal mit klassischen progressiv rock Parts werden mit Filmmusikartigen Songstrukturen ("Above The Grass 2") verbunden, so daß ein genialer Mix aus in erster Linie super heavymäßigen sowie balladesken Tracks, die außerdem mit einigen opulenten Orchesterteilen arrangiert sowie diesen göttlich, eingängigen Refrains versehen sind, entstanden ist. Epische Passagen wie u.a. bei dem monumentalen "Message From A Mountain" wechseln sich ab mit härteren Riffs ("Spiders"), Hammondorgelsounds röhren liefern sich rasante Duelle zusammen mit "normalen" Keys und ein wuchtiger Drumsound sorgt für ein Übriges. "Unweaving the Rainbow" ist zwar ein Konzeptalbum kommt jedoch ohne reine Instrumentalstücke aus. Es wird keine einzelne Geschichte erzählt sondern das gemeinsame (Über-)Konzept verbindet alle Songs, denn dieses Album beschäftigt sich mit evolutionären Theorien, jeder der Songs basiert auf einem Kapitel aus einem der Bücher von Richard Dawkins, einem der meist respektierten modernen neo-darwinistischen Authoren. Henning Pauly hat die meiste Songs alleine geschrieben, wobei einige Lieder mit Nik Guadagnoli entstanden sind sowie ein Chorus von Stephan Kernbach (von CHAIN und jetzt auch TRANSMISSION) stammt. James war beim Schreiben der Gesangsmelodien ebenfalls beteiligt. Die Texte wurden von Matt Cash und Pauly geschrieben. Besonders erwähnenswert sind noch einige über das Album verstreute tolle Chorpassagen mit YES-artigen Ausprägungen im Stile der 901525 Phase u.a. herausragend bei "Nice Guys Finish First". Hier gibt’s genau das "richtige" will sagen ausgewogene Verhältnis zwischen Technik & Songs, Tiefe & Emotionen z.B. das leicht folkige "Your Eyes" oder fast schon mit einem popigen Refrain versehene "Off The Ground", nicht zu flach aber trotzdem gefühlvoll und mit einer Weite ausgestatte Songs, die den Zuhörer abtauchen lassen in den abwechslungsreichen Musikkosmos von FRAMESHIFT– sensationell gemacht. Genreübergreifend werden hier alle Rockfans bedient und wenn diese CD kein Erfolg wird dann weiß ich auch nicht. Also macht euch auf die Socken, damit "Unweaving The Rainbow" so schnell wie möglich zur aktuellen Lieblingsscheibe mutiert, denn daß passiert - garantiert!!

Unweaving The Rainbow


Cover - Unweaving The Rainbow Band:

Frameshift


Genre: Progressive
Tracks: 15
Länge: 79:30 (CD)
Label: Progrock Records
Vertrieb: Just For Kicks Music