Konzert:

Zeke, Speedealer - Hamburg, Molotow

Konzert vom 09.07.2004Guckt man sich Sänger Blind Marky Felchtone so an, wäre es wahrscheinlich besser gewesen, ZEKE hätten sich nie und nimmer wieder zusammengetan: Auf den Promo-Fotos zu "’Til The Livin’ End" sieht er noch ganz proper aus, nach acht Wochen pausenlosen Tourens in den USA und hier in Europa ist sein Gesicht so zugewachsen, dass nur noch seine krumme Nase unter der Baseball-Cap der DWARVES drunter hervorlugt. Aber wer hier in den letzten Sonnenstrahlen der Woche vor dem Kellerclub Molotow wartet, will keinen Schickimicki, keine Trendkacke, keinen Schönheitswettbewerb sehen, ZEKE bringen den Rock in seiner puresten Form zurück nach Hamburg, und nur die harten kommen in den Garten.


Bei der Vorband SPEEDEALER hat das Publikum noch einen überschaubaren Altersschnitt: gestandene Rocker über 30 gucken auf die Bühne, und gestandene Rocker über 30 gucken zurück. Und pfeifen auf Vorurteile über das Alter: Geschwindigkeit ist keine Hexerei, die Hände von Gitarrist Eric Schmidt und Jeff Hirshberg bekommen mehrere Hundert Finger, schneller, als man eins, zwei, drei anzählen könnte, sausen die Songs durch den Kellerclub und wieder raus. Jeff Hirshberg schreit dazu so heiser, dass die Augen nur durch die Lider zurück in die Augenhöhlen geploppt werden können. Beeindruckend. Gibt dafür auch anerkennendes Klatschen. Aber um dazu auch nur irgendwie mitgehen zu können, sind die Songs zu unbekannt, zu schnell, zu schnell vorbei und nicht sonderlich variabel. Jedenfalls könnte das keiner auf die Schnelle erkennen. Ein Aufatmen geht durch den Saal, als sich SPEEDEALER an einem Black Sabbath-Gedächtnisriff versuchen. Immerhin passt der Name wie die Faust aufs Auge.


War bei SPEEDEALER die Geschwindigkeit noch die Flucht vor dem Ausdruck, legen ZEKE einfach noch ein paar Stundenkilometer drauf. Der dürre Tennisarm vom schon angesprochenen Marky Felchtone ist optisch nur noch eine Luftspiegelung auf dem Griffbrett, und selbst die schon schnellen Stücke von den Platten werden noch einmal beschleunigt. Blind Marky ist nicht nur Schnellspieler, sondern auch Schnellsprecher - jeder, der eine Ansage von mehr als drei Worten wörtlich verstanden hat, bekommt von mir ein Bier geschenkt! Der Seattle-Dreier ist beeindruckend: Sie spielen voll auf die Glocke, aber dennoch erkennt man das Songwriting dahinter, die Jungs drehen voll auf - dennoch schafft es Drummer Donny Paycheck noch, vor jedem Einsatz hinter seinem Drumkit aufzustehen und die Fans direkt mit seinen Sticks zu dirigieren und anzufeuern. Vor allem, ohne sich wie Harden Harrison von der Vorband den Kopf anzuhauen, hihi. Und dieser spezielle Ruf von ZEKE blieb nicht ungehört, inzwischen haben zahlreiche Jungrocker das Feld enger gemacht und einen deftigen Circle Pit gestartet. Fett! Einen Zugabenblock noch, und fertig. Verschwitzt, glücklich. Auch der fette Typ auf dem Sofa in der Ecke, der es sich ausgerechnet bei diesem Konzert von seiner Ische machen lassen hat. Ohne Worte.