Konzert:

With Full Force 2010 - Samstag

Konzert vom 03.07.2010GRAND MAGUS

Es ist Samstag, die Deutschland-Kopfbedeckug sitzt und die Fahne weht (kaum). Es sind 36 Grad Celsius im Schatten, nur ist Schatten hier eine hoch gehandelte Währung. WALLS OF JERICHO und FREI.WILD wurden verschoben, nur GRAND MAGUS beginnen kurz vor dem Einlaufen der deutschen Mannschaft und müssen da jetzt durch: Vor der Hauptbühne stehen etwa 50 Leute im Schatten und gucken auf der Leinwand direkt neben der Bühne das Spiel - äh, gucken natürlich auf die schwedischen Supermetaller, die anno 2010 endlich ihren verdienten Erfolg einfahren sollten. Stattdessen leihen GRAND MAGUS ihr Glück der Schlaand-Euphorie.
Während JB gerade beim Solo von "Hammer of The North" alles gibt, schießt Thomas Müller das 1:0. "Entweder habe ich eben das beste Gitarrensolo meiner Karriere gespielt, oder da ist eben ein Tor gefallen," stellt JB nüchtern fest. GRAND MAGUS sind selbst viel zu sehr Fußballfans, als dass sie das kalt lassen könnte. Bassist Fox spielt in er "magischen" Huldigungsband BAJEN DEATH CULT für seinen Club Hammarby IF und geht verdächtig oft an den Bühnenrand, von wo aus man die Wiederholung sehen kann. Zu "Iron Will" haben wir im Publikum noch mal kurz die Befürchtung, dass Argentinien zurück in dieses Spiel finden könnte, aber mit "Wolf's Return" ist klar, dass in dieser Halbzeit die Argentinier allerhöchstens das Schienbein von Schweinsteiger treffen. Als GRAND MAGUS zur 20. Minute mit ihrem Set durch sind und sich selbst zum Public Viewing in den Backstage-Bereich begeben, fällt unangenehm auf, wie viel besser der Soundtrack von GRAND MAGUS zu dem Spiel passte als der Kommentar von Bela Rethy. Wir schalten rüber zur Zeltbühne.(laetti)



NEAERA

Da mussten NEAERA vor dem Viertelfinale gegen Argentinen noch eben fix auf die Bühne im Zelt und beeilten sich in der Ansage, bis 16 Uhr und damit zum Anstoß fertig zu sein. Das schafften sie nicht ganz, aber angesichts der sehr überzeugenden Show war das zu verschmerzen. Wie schon beim Vainstream eine Woche vorher überzeugte Shouter Benny als Stimmungskanone und brachte das Publikum dazu, den bis dato größten Circle Pit in der Hardbowl zu laufen, bis hinter den Mischer ging es mit einem sehr großen Radius. Die Setlist ging wieder quer durch alle Alben, „Armamentarium“ entpuppte sich auch hier wieder als Live-Granate erster Güte. Es war fast schon schade, dass die Münsteraner nach etwas mehr als 30 Minuten von der Bühne gingen, in der Form können und dürfen sie gerne länger spielen! (lh)



WAR FROM A HARLOTS MOUTH

Die Berliner WAR FROM A HARLOTS MOUTH hatten den ungünstigen Slot erwischt und spielten quasi die erste Halbzeit. Dementsprechend leer war es, nur direkt vor der Bühne waren die Die-Hard-Fans und die Fußballverweigerer zu finden, die sich vom dem frickeligen Sound die Ohren durchpusten lassen wollten. Immer wieder wurde von der Bühne runter auf das Spiel verwiesen, aber trotzdem gnadenlos eingeheizt – die Songs von „In Shoals“ sind spätestens der Beweis, wie gut die Berliner geworden sind. (lh)



EXODUS

Die Bay-Area-Thrasher von EXODUS sind eine Chaos-Kapelle. Die alten Herren veranstalteten Good friendly violent fun auf und vor der Hauptbühne. Und zwar von A-Z mit jeder Konsequenz. Als EXODUS mit ihrer Spielzeit durch sind, könnten sie noch einen Song spielen. Machen sie aber nicht, weil an Gary Holts Gitarre der Gurt gerissen ist. (Gut, ob da noch der Sender dran hing, sieht man nicht.) (laetti)



YUPPICIDE

Wie schon am Vortag bei DOWN BY LAW war auch bei YUPPICIDE die Hardbowl sehr leer. Mit neuem Drummer war Ami-Legende zum WFF gekommen, Hauptaugenmerk der Show lag aber wie erwartet beim Sänger, der in einem seltsamen Outfit über die Bühne zuckelte und wenig bis gar nicht mit seinen Kollegen kommunizierte. Die Ansagen schwankten von gar nicht vorhanden bis zu einigermaßen sinnig (politisch wie soziale Themen anreißend), aber trotzdem war das Ganze skurril. Die Songs, roh und ungeschliffen, waren wie erwartet gut und wurden solide gespielt, aber trotzdem wollte der Funkte nicht auf das Publikum überspringen. Vielleicht ist es manchmal besser, Tote nicht wieder auferstehen zu lassen... (lh)



HEAVEN SHALL BURN

HEAVEN SHALL BURN hatten die größte Lightshow, das größte Backdrop (mit coolen LEDs), die größte Zuschauermenge des Tages – und die größte Staubwolke. Für solche war das WFF in seiner Anfangszeit berühmt-berüchtigt, aber seitdem vor einigen Jahren Kunststoffplatten vor die Bühne gelegt wurden, ist es aus damit. Dass mit einem enorm großen Circle Pit, der um den Mischerturm rumging und von mindestens der Hälfte der Anwesenden mitgelaufen wurde, eine fulminante Wolke erzeugt werden kann, bewiesen HEAVEN SHALL BURN an diesem Abend. Vorher hatten die Saalfelder das Publikum mit einer kraftvollen Performance und motivierenden Ansagen angeheizt, bevor es dann zum Grande Finale in Form des Cirlce Pits kam. Der wurde so gewaltig, dass sich sprichwörtlich der Himmel verdunkelte, was weithin zu sehen war. Optisch war die Show somit nicht nur auf, sondern auch vor der Bühne ein Highlight. Dass die Setlist alle Klassiker der Band beinhaltete und die Songs der neuen Scheibe sich da nahtlos einfügten, ist eh klar, oder? HEAVEN SHALL BURN waren ein mehr als würdiger Headliner, die den Samstagabend mit einem Knalleffekt beendeten.



WALLS OF JERICHO

Na gut, so ganz stimmt das nicht, im Zelt warteten die wegen des WM-Spiels verschobenen WALLS OF JERICHO auf die Kids, die keinen Bock auf alte Männer und VENOM hatten. Im Ergebnis bedeutete das ein bombenvolles Zelt, in dem vom ersten Song beste Stimmung herrschte. Candice hatten leichtes Spiel, die Massen zu immer größeren Moshpits anzutreiben und natürlich war der Cirlce Pit obligatorisch und so groß wie der von NEAERA. Derweil machte die Instrumentalfraktion keine Pause und ging ganz im Stile von SICK OF IT ALL weite Wege, länger als drei Sekunden steht von denen keiner still. Wie erwartet war die einstündige Show eine Lehrstunde in Sachen Hardcore-Show, wobei WALLS OF JERICHO natürlich die Uhrzeit und die nicht vorhandene Konkurrenz zu Gute kamen. Ursprünglich wären sie gegen 16 Uhr auf der Main Stage angesetzt gewesen, was totale Verschwendung gewesen wäre. In einem relativ kleinen Rahmen kommen die Detroiter viel besser zur Geltung und können ihre Stärken in der Kommunikation ausspielen. WALLS OF JERICHO können Live einfach nicht schlecht sein, was dieser Gig erneut unter Beweis stellte. Definitiv eine der ganz großen Live-Bands! (lh)



VENOM

Ist es nun traurig oder bezeichnend, wie sehr eine Band zur Karikatur ihrer selbst werden kann? VENOM könnten auch in "Cronos-Band" umbenannt werden - und das seine neuen Sidekicks deutlich jünger, hübscher und besser an den Instrumenten sind als die Originalmitglieder stört da eher. Obwohl man diesen musikalischen Zugewinn in keiner Hinsicht genießen konnte, denn VENOM hatten den bei weitem vermatschtesten, lautesten ud basslastigsten Sound des gesamten Festivals. Aber auch das musste mit Sicherheit so, um das Ego des Bassisten darzustellen. Ja, genug Dekorationselemente standen auch auf der Bühne herum. Aber ansonsten? VENOM sind legendär für anarchische und rumpelnde Musik. Das war nix halbes und nix ganzes. Ein mit wenigen Tausend Zuschauern besprenkeltes Gelände spricht dazu Bände...(laetti)



SKINDRED
Der Bus von SKINDRED ist relativ früh am Abend auf der Autobahn
verreckt. Aber jetzt war guter Rat teuer, und die Busfirma der Band auch nicht clever. Von Seiten der Band und ihrer Busfirma wurde die Geschichte so gelöst, dass SKINDRED nach Wartezeit mit einigem Hin und Her zum nächsten Festival in Tschechien weitergefahren wurden - obwohl von Seiten des With Full Force
noch extra 4 Shuttles organisiert wurden, die Band und Instrumente hätten abholen können. Dadurch rückten GWAR und THE MAHONES auf und konnten zu "zivileren" Zeiten auf die Bretter des "Saturday Night Fever". War vielleicht ganz gut für diejenigen, die schon müde in den Seilen hingen.... (laetti)