Konzert:

With Full Force 2007 - Sonntag

Konzert vom 01.07.2007MANOS

"Gommscht du midd, Männoss gucke?" Ja, denn da gibt es eine Menge zu sehen. Bei MANOS kennt die Witzischkeit keine Grenzen, und ich hab die ganze Show damit verbracht, auf de Rücken des Gitarristen zu starren und mich zu fragen, ob es sich bei der Dekoration um einen Klorollen-Halter oder einen Ventilator handelt. Das Ding am Hals der Gitarre war auf jeden Fall ein Eimer. Ein Wunder, dass MANOS bei dem zahlreichen Geholze nicht auch Kleinholz aus der Deko gemacht haben, so wie sie mit ihrem Happy Grindcore über die Bühne geholzt sind. Aber da waren sie noch allein. Denn plötzlich entern 50 Leutchen mit Pappflügeln die Bühne und tanzen Ringelrein zur "Biene Maja". Hatte man bis dahin noch das Gefühl,
dass die letzten Reste der Mauer zwischen Ost und West genau vor MANOS im Publikum stehen, ziehen jetzt die gemeinsamen Kindheitserinnerungen. 1:0 für Manos in beiden Hälften! (laetti)


FINAL PRAYER


UNEARTH


SONIC SYNDICATE

Man, sind die jung! Man, sind die tight! Die just-eben volljährigen SONIC SYNDICATE aus Schweden werden derzeit nicht nur voll gerechtfertigt gehypt, sondern sie halten diesem Druck auch stand und zocken die Songs von "Eden Bridge" und "Only Inhuman" mit der Energie eines Boliden herunter. Zwar gab es hie und da noch die eine oder andere übermotivierte Fehlzündung, aber gerade die Tightness beeindruckte: Gleichzeitiges Posen, Hüpfen und Bangen klappt bei diesen Jungspunden bereits wie aus dem FF. Zu allem Überfluss sehen Roland, Richard, Roger, Robin, Karin und Jan auch noch gut aus. Weitermachen! (laetti)


CHIMAIRA

Check-check. Unter den Anfeuerungen des langsam ungeduldig werdenden Publikums versuchten die Techniker von CHIMAIRA, den Sampler von Chris Spicuzza an den Start zu bekommen. Mit sieben Minuten Verspätung gelang es endlich - und Sänger Mark Hunter bellte los wie ein Kettenhund. CHIMAIRA haben Wut- und Haßbolzen, und an denen reagierte die Band ihre Wut über die Verzögerung ab. "Grr-Waff!" macht Mark, und die Gitarren flitzen dazu unter seiner Stimme hin und her wie die Terrier um den Foxhound. Die zwischenzeitlich gelichteten Reihen füllten sich so schnell wieder, wie man "Wall Of Death" sagen kann, und selbst in
Regionen, die weiter von der Bühne entfernt waren, gab es Circle Pits. (laetti)


FEAR MY THOUGHTS

FEAR MY THOUGHTS haben mit "Vulcanus" ein fettes Album draußen - und mit "Blankness" einen kleinen feinen Hit, der auf Myspace fast 70.000 mal gespielt wurde. Meint man nach drei Tagen HardBowl, jeden Break schon mal gehört zu haben, reihen die Gitarristen von FEAR MY THOUGHTS wohltuend eine Melodie an die nächste. Innerhalb dieses Hardcore-Soundgerüstes schon fast ein nicht enden wollender Reigen von "Melodien für Millionen". Diesen Sack hätte die Band einfach nur noch zu machen müssen - stattdessen versauen sie ihren Hit und lassen die Zuschauer mit einem unangenehmen Nachgeschmack in die Umbaupause: Schon zum ersten Einsatz, bei dem Matthias seine Stimmbänder auch mal
melodisch gebrauchen muss, springt er euphorisch über den Graben an die erste Reihe und hält das Mikro dem erstbesten Fan unter die Nase. Autsch! Nächste Bridge, nächster Einsatz des Refrains, neuer Fan - wieder autsch. Das ging noch zweimal so weiter, bis Matthias bei der letzten Wiederholung des Refrains dann doch die ganze Melodie selbst singt. Allerdings auch reichlich schief. Autsch, autsch, autsch! (laetti)


PRO PAIN

Gary Meskil lief bei der Autogrammstunde mit Brille und Cap rum, womit er so seriös wirkte, dass man ihm sofort eine Versicherung abkaufen würde. Zusammen mit seinen drei Kollegen scherzte er gut aufgelegt mit den Fans und liess sich bereitwillig mit ihnen fotografieren. Die gute Laune hielt an, auf der Bühne grinsten die Amis um die Wette, während sie ihre Abrissbirnen in die Menge feuerten. Dabei lag der Schwerpunkt auf dem neueren Material, einige Klassiker wurden aber auch gespielt - beides kam gleich gut beim Publikum an, dass sich analog zur Setlist aus alten und jungen Anhängern zusammensetzte. Die besten Reaktionen fuhren PRO-PAIN mit einem Coversong ein: "Terpentin" von den BÖHSEN ONKELZ wurden auf dem ganzen Gelände mitgesungen und erwies sich als würdiger Abschluss einer großartigen Show.


ILL NINO

Wer hat denn nun den Cup als beste SEPULTURA-Epigonen gewonnen, EKTOMORF am Freitag oder ILL NINO am Sonntag? Bis Redaktionsschluss konnte diese Frage nicht endgültig geklärt werden. ILL NINO haben auf jeden Fall inzwischen einen großen Schritt aus dem allmächtigen Schatten der SEPULTURA der Neunziger Jahre heraus gemacht. Die doppelte Rhythmus-Fraktion mit Drummer und Percussionisten pusht und rockt die Saitenfraktion und Sänger Christian Machado in die richtige Richtung. Diese beiden verrückten Rhythmus-Schamanen zaubern sich einen zurecht
und sind schon allein die Augenweide dieser Band, wie sie sich nicht nur rhythmisch die Brocken vorwerfen, sondern auch allein und miteinander Stöckchentricks vollführen, die weit über das übliche drüber hinaus gehen. Jaha, wenn man ihnen denn überhaupt zugucken kann - und nicht dauernd die Beine zucken. Allerdings tat sich Roitzschjora mit der Samba und Macarena-Grundlage der Songs dann doch schon schwer.... (laetti)


DROPKICK MUPRHYS

Mit den DROPKICK MURPHYS wurde ich noch nie wirklich warm; eine Tatsache, die sich auch an diesem Abend nicht änderte. Mit meiner Meinung stand ich recht alleine da, vor der Bühne war ordentlich was los. Mit dem gewohnten Dudelsack-Intro ging die Bostoner Party los und es wurde kräftig gerockt, sowohl auf als vor der Bühne. Eins muss man der Band lassen: sie sprühen bei jeder Show vor Spielfreude, die sich immer schnell aufs Publikum überträgt. So auch an diesem Abend, an dem alle nach einer guten Stunde Punkrock zufrieden von dannen zogen. Oder auf SLAYER warteten?


SLAYER

Nebel hüllt die Bühne ein, es wird dunkel, die Scheinwerfer tauchen diesen Nebel erst in eisblau, dann in rot - es gibt ein paar wenige Abläufe, die einem so vertraut sind und die trotzdem jedes Mal wieder so wirken. Als SLAYER dann aber mit "Disciple" losholzen, weichen sie das erste Mal von diesem vertrauten Ablauf-Schema ab - Disciple ist von "God Hates Us All" und somit im Gesamtwerk eher neu. Mit "War Ensemble" geben sie der alten Garde Zucker und endlich das erste Solo Hannemann/Solo King. Gut, dritter Start mit "Jihad" und nächste Gelegenheit zum Aufmerken, denn die Fans schreien kaum die bekannten zwei Silben, aus denen der Bandname besteht. Wer jetzt allerdings nach "Jihad" gegangen ist, weil ihm Setlist, Stimmung im Publikum oder das
sternenklare Wetter nicht passen, verpaßt das Beste: Zu "Die By The Sword" wird nämlich dieser Tom ARAYA das erste Mal gesprächig, stellt die Band vor (als ob man die noch vorstellen müsste...) und fordert lautstarkes Mit-Schreien zum Refrain ein. Die SLAYER-Rufe werden zwar immer noch nicht lauter, aber der nächste Höhepunkt kommt mit "Bloodline": Rot wie sonst nur zu "dem einen Überhit" taucht das tiefrote Licht die Bühne in eine Blutad. Es folgen die Hits mit "Mandatory Suicide" und "Seasons In The Abyss". Tom Araya bekommt immer mehr in Laune auf ein kleines Pläuschchen und verkauft "Dead Skin Mask" zum Schluß noch als romantischen Lovesong. Danach bilden sich beim unvermeidlichen "Raining Blood" über das ganze Feld verteilt spontane Pits, während hinter der Bühne die Venus und direkt in Front der Mars aufgegangen sind. Unter diesem roten Stern bringen SLAYER dann tatsächlich "South Of Heaven" als erste Zugabe (und damit die Schreiberin dieser Zeilen endlich in ihren musikalischen Himmel) und mit "Angel Of Death" noch mal viele zum Mitgröhlen: "Infamous! Butcher! Into The Death". SLAYER haben damit zwei Regeln mal wieder zementiert. Erstens: Die ersten drei Songs sagen gar nix über einen SLAYER-Gig aus. Zum zweiten haben diese vier alten Männer bewiesen, dass sie noch immer in einer anderen Liga spielen: Seelenruhig wie der AC Mailand spielen
sie sich gewissenhaft warm, um dann mit all ihrer Routine auch ein reservierteres Publikum im Handstreich nach Hause zu holen. Vielleicht mag manch einer keinen zynischen, aber menschenfreundlichen Tom Araya hören, der irgendwann mitten im Set Sabbelwasser getrunken hat - aber wer SLAYER einmal entspannt anders erleben wollte, hat seinen Gig des Jahres bekommen! (laetti)


Setlist SLAYER:

Disciple

War Ensemble

Jihad

Die By The Sword

Spirit In Black

Cult

Bloodline

Mandatory Suicide

Seasons In The Abyss

Postmortem

Silent Scream

Dead Skin Mask

Raining Blood

----

South Of Heaven

Angel Of Death
(laetti)


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