Konzert:

With Full Force 2006 - Sonntag

Konzert vom 02.07.2006FIRE IN THE ATTIC

Nach einer viel zu kurzen Nacht und einem viel zu heißen Vormittag machten um 14 Uhr FIRE IN THE ATTIC den Opener des dritten Tages. Wie gewohnt hatten die Bonner ordentlich Feuer im Hintern und tobten wie Derwische über die Bühne und gaben ihr Bestes, die noch müde Menge aufzuwecken. Aber nur wenige ließen sich vom gleichermaßen komplexen wie eingängigen Material mitreißen, vielleicht war es aber auch einfach noch zu früh. Den Muckern schien das nichts auszumachen, sie gaben ihr Bestes und spielten zu gleichen Teilen Songs von "Crush/ Rebuild" und "I’ll Beat You, City", dessen Titeltrack sich als echte Live-Granate entpuppte.


MAMBO KURT

Wie gewohnt staubtrocken präsentierte sich MAMBO KURT und gab Klassiker auf seiner Heimorgel zum Besten, auch wenn er mittlerweile um die Bossa Babes verstärkt wird. Die längste Polonaise des WFF war die logische Folge und natürlich überall nur grinsende Gesichter. Same procedure as every fest - großartig!(lh)


THE REAL MCKENZIES

Was bitte macht ein Nordengländer in den Staaten? Sich Mitstreiter für seine Punkband suchen. Wenn diese dann auch noch in Kilts auftreten, dann sind die REAL MCKENZIES nicht weit. Am ehesten zu merken, dass die Jungs viel in den Staaten unterwegs sind, war an der Warnung am Anfang: "Wenn unsere Kilts im Eifer des Gefechts hochfliegen", sollte man bitte nicht beleidigt sein, wenn man was anderes als Stoff unter den Röcken sehen würde. Ab jetzt folgte Lebensfreude ohne jegliche Vorsicht. "Folk und Punk haben deswegen so viel miteinander zu tun, weil beide auf Protestsongs basieren." Wieder was gelernt. (laetti)


SOILWORK

SOILWORK hatten wohl schon am Freitag abgesagt, so ging jedenfalls das Gerücht (siehe Randnotizen). Warum aber niemand auf die Idee kam, dass auch den Fans mitzuteilen... Viele Schwedenfans waren erstaunt, als HOLY MOSES-Banner auf die Bühne geschleppt wurden, als dann noch Sabina zum Soundcheck auftauchte, wurde es grausame Gewissheit: HOLY MOSES würden spielen, SOILWORK fallen aus. Wie viele andere verließ ich daraufhin den Bereich vor der Bühne. Kann sich denn keine andere Band zufällig beim WFF aufhalten?


GOREFEST

In Wacken fand ich GOREFEST ziemlich mau, von daher war ich ziemlich gespannt, ob mich die Holländer diesmal überzeugen konnten. Mit schwarzgefärbten Haaren wirkte Jan-Chris zwar immer noch merkwürdig deplatziert, aber die gängigen Metal-Posen hatte er noch drauf und auch seine Ansagen waren solide. Aber irgendwie wollte der Funke nicht überspringen, was auch am Fehlen von Hits wie "Chapter 13" oder "Erase" gelegen hat. Einzig "Low" wußte zu überzeugen, der Rest waren neue, belanglose, Songs oder verhunzte Klassiker. Dazu kam ein lahmes Stageacting, bei dem die Mucker sich untereinander kaum wahrzunehmen schienen. Merkwürdiger Auftritt. Vielleicht ist die Zeit von GOREFEST einfach vorbei?


DIE LOKALMATADORE

Eigentlich wollte ich ja FIRST BLOOD sehen, aber aus irgendeinem Grund waren Asis von den LOKALMATADOREN noch fröhlich am muckeln, als ich zur Hardbowl kam. So bekam ich noch Perlen Marke "Pillermann, Fotze, Arsch" zu hören und erlebte ein Zelt, dass gerammelt voll war mit Fans, die dem eigenwilligen Humor der Band frönten. Naja, jedem das seine.


ARCH ENEMY

An dieser Stelle muss ich mal den Hut ziehen. Ja, ich gehöre und gehörte auch zu den Leuten, die lange noch Vorgänger Johan Liiva Axelsson nachtrauerten. Fürs With Full Force hat sich die Band Songs aus "ihrer" Schaffensperiode ausgesucht - also die thrashigeren und läßt die "magischen" deathmetallischen Melodien aus der Zeit davor außen vor. Dem kann man nachtrauern. ABER: Die Sängerin von ARCH ENEMY heißt Angela Gossow, und was dieses zarte Persönchen heute trotz Staub und Dreck und Ozon aus ihren Stimmbändern herausgegröhlt hat, ist einfach saubrutal und ohne Worte. Hut ab!


FIRST BLOOD

Ex-TERROR-Basser Carl Schwartz war mit seiner neuen Combo FIRST BLOOD, bei der er den Sangesposten innehat, zum WFF gekommen. Im Anschluss daran geht es auf ausgedehnte Tour mit AGNOSTIC FRONT, was Tourmüdigkeit als Grund für seinen Ausstieg bei TERROR irgendwie merkwürdig wirken lässt… FIRST BLOOD hauen in die gleiche Kerbe wie sein bisheriger Brötchengeber, können aber noch nicht die gleiche Klasse erreichen. "Killafornia", das Debüt der Band, ist zudem ist zudem in Deutschland noch nicht veröffentlicht, so dass nur wenige Leute mit dem Material vertraut waren. Carl und Konsorten hielt das aber nicht davon ab, eine aggressive Show hinzulegen, permanent die Leute zu mehr Action aufzufordern und eine wirklich engagierte Show zu spielen.


BULLET FOR MY VALENTINE

Mit Aushilfsbasser waren BULLET FOR MY VALENTINE zum WFF gekommen, da ihr regulärer Tieftöner Vater geworden ist. Machte aber nix, die Waliser Shootingstars zogen die riesige Menge schnell in ihren Bann und waren sowas wie der heimliche Headliner des Tages. Bis zum Mischerturm wurde gebangt, mitgesungen und die größte Staubwolke des WFF 2006 produziert. Die Band kam angesichts der guten Resonanz kaum aus dem Grinsen heraus, war aber etwas hüftlahm und bewegte sih nur selten einmal mehr als drei Meter. Dafür lieferten sie musikalisch eine einwandfreie Leistung ab, den Rest besorgten die tobenden Fans.


MOTÖRHEAD

Welche Gründe gibt es, um sich MOTÖRHEAD live anzuschauen?


a) Sie sind eine Rock’n’Roll-Legende.

b) Man mag die Musik.

c) Mit jeder Show steigt die Chance, dass Lemmy auf der Bühne tot umkippt - das sollte man nicht verpassen.

d) Man hat noch nie vorher eine MOTÖRHEAD-Show gesehen.

e) Weiße Stiefeletten, Warzen und Jack Daniels sind cool.

Oder wohl doch eine Mischung aus allem? Punkt d) dürfte aber mittlerweile nur noch auf Fünfjährige zutreffen. Bei mir ist es definitv Punkt c).

Aber Lemmy machte einen fitten Endruck, nuschelte viel ins Mikro und beschränkte sich ansonsten darauf, die MOTÖRHEAD-Klassiker in einer knapp zweistündigen Show in das wie immer zu hoch angebrachte Mikro zu knurren. Seine Sidekicks boten ebenfalls solide Kost, einzig das ewig lange Drumsolo nervte. Also alles wie immer.


LUMSK

Meinen persönlichen Fußnägelaufroller gab es dann im Anschluss - LUMSK. Die Band hatte eine zerbrechlich wirkende Sängerin, die sich in NIGHTWISH-artigen Trällerorgien versucht, womit ich generell nichts anfangen kann. Erschwerend kam hinzu, dass die Songs nicht sonderlich rockten und - ganz besonders - dass durch LUMSK die Wartezeit auf OPETH und AMORPHIS verlängert wurde. Ganz böse Sache. Auch wenn ein paar Leute die Band mit Applaus bedachten, sass der Großteil der Anwesenden gelangweilt im hinteren Bereich des Zeltes und schaute alle zwei Minuten auf die Uhr.


OPETH

Ob LUMSK viele Leute davon abgehalten hatten, die Hardbowl noch einmal aufzusuchen? Das Zelt war zu Beginn des OPETH-Gigs um Mitternacht nur halb gefüllt, eine echte Schande. Wenn das Mikael und Co. gestörte haben sollte, ließen sie es sich nicht anmerken. Gewohnt sympathisch und mit trockenem Humor führte Mr. Akerfeld durch die knapp 40 Minuten, in denen er die Fans mit trockenen Kommentaren und einer einwandfreien Sangesleistung beglückte. Wenn man bedenkt, dass die Schweden auf geliehenes Equipment zurückgreifen mussten (ihr eigenes ging auf dem Flug nach Leipzig verschollen), war die Show umso besser. OPETH mussten sich auf einige weniger ihrer überlangen Hymnen beschränken, 40 Minuten sind da gerade einmal fünf Songs oder so. Machte aber nix, die Band spielte einfach ein paar Hits und entließ die Fans zu GRAVEWORM mit dem gleichen Gefühl wie nach jeder ihrer Shows: berauscht, verzaubert und gleichzeitig enttäuscht angesichts einer viel zu kurzen Show. Aber das wäre auch nach einem dreistündigem Set so...


AMORPHIS

GRAVEWORM wurde von mir dann nochmal zur Flüssigkeitsaufnahme genutzt (inklusive einer rudernden Frau auf einem Stuhl. Fragt nicht), ehe es zur letzten Runde ging. AMORPHIS machten den Abschluss und ließen die Frage aufkommen, ob sie sowas wie Schmerzensgeld bekamen, da der Slot ihnen sicherlich ein paar hundert Zuschauer gekostet haben dürfte. Andererseits war es den Finnen wohl auch egal, so herzhaft wie sie rockten und einen Querschnitt durch alle Alben zum Besten gaben. Wie schon beim Fuck Easter konnte Nuezugang Tomi am Mikro beeindruckte durch die Verbindung von wilder Show und Meistern aller Songs. Esa war wie gewohnt der ruhende Pol, während Tomi und Niclas ordentlich rockten. Die Fans feierten jeden Song, sei es vom neuem Album "Eclipse" oder aus alten "Tales.."-Zeiten. In dieser Form sind AMORPHIS eine der besten Live-Bands und beendeten das With Full Force 2006 mehr als würdig. Nächstes Jahr wieder und dann zwei Stunden auf der Main Stage. Nach drei Stunden OPETH. Oh ja!


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