With Full Force 2006 - Freitag

THE ANTI-DOCTRINE
Die Düsseldorfer New Metaller von THE ANTI-DOCTRINE eröffneten das 13. With Full Force Festival und hatten mit dem üblichen Problem zu kämpfen: beim Einlass stauten sich die potentiellen Zuschauer, während vor der Bühne nur einige Frühaufsteher die Band unterstüzen konnten. Soweit ich vom Eingang aus sehen konnte, legte die Band eine ordentliche Show hin und heizten den Leuten gut ein. Also genau das, was man von einem Opener erwartet.
DEADSOIL
DEADSOIL waren der Opener für die Hardbowl und passten auf die Bühne im Zelt wie Arsch auf Eimer. Metalcore, wie er momentan angesagt ist, runtergezockt mit Verve. Das Zelt war gut gefüllt und liess sich von den Routiniers (die ja noch in einigen anderen Combos aktiv sind) bereitwillig auf drei Tage Hardcore, Metalcore und Punk einstimmen. Wie THE ANTI-DOCTRINE erledigten auch DEADSOIL ihren Job als Opener mehr als gut.
DEVILDRIVER
Nach DEADSOIL war für mich erstmal Erkundigung des Geländes angesagt und Begutachten der beiden Leinwände, auf denen die Viertelfinalspiele der WM übertragen werden sollten. Deswegen bekam ich von DEVILDRIVER nur am Rande was mit, aber was ich hörte, gefiel mir. Die Band konnte anständig Leute vor die Bühne locken, die von den Amis gut unterhalten wurden.
THE BLACK DAHLIA MUDER & BORN FROM PAIN & MADBALL fielen dem WM-Spiel unserer Elf gegen Argentinien zum Opfer. Vor der Leinwand neben der Hardbowl hatten sich mehrere tausend Leute versammelt, um gemeinsam dem Krimi gegen die Südamerikaner beizuwohnen. Durch die Verlängerung und das Elfmeterschießen fielen für mich die drei Bands flach, die ich gerne gesehen hätte. Es war aber sehr obskur, Miro Klose ackern zu sehen, während die Klänge von "Funeral Thirst" oder "Rise Or Die" (BORN FROM PAIN sollen verdammt gerockt haben) zu uns hinüberschallten. Aber ich denke, jeder Fußball-Fan kann mich verstehen…
BOYSETSFIRE
Schon in Hamburg hatten sie problemlos die Hütte vollgemacht, BOYSETSFIRE sind zweifellos eine der momentan angesagtesten Bands im Wasauchimmercore-Bereich. Die Hardbowl war erwartungsgemäß gut gefüllt, auch wenn die zeitgleich spielenden SOULFLY sicher so manchen Besucher vor eine schwierige Wahl gestellt haben dürften. Stichwort Zielgruppenüberschneidung. Ich war mit meiner Wahl zufrieden: BOYSETSFIRE boten eine engagierte Show, die von Emo-mäßig angehauchten Momenten bis zu beinhart rockenden Passagen alles bot und von den Fans begeistert aufgenommen wurde. Gemeinsam zeigten Band und Fans, dass auch Emos feiern können und hatten eine ordentliche Party, die mit einer Stunde leider viel zu kurz war.
CELTIC FROST
Nach Italien-Ukraine wurde ich tatsächlich dazu gebracht, die wiederveinten CELTIC FROST anzuschauen. Bis dato hatte ich mich mit den Schweizern nie beschäftigt, die quasi-Coverband HELLHAMMER war das einzige, was musikalisch in die Richtung geht, das ich kannte. Wie gesagt, glaube ich. Von CELTIC FROST erwartete ich nicht viel. Alte Männer mit altbackenem Metal. Oder so. Die Band entpuppte sich aber als eine der großen Überraschungen des WFF und bot eine sehr intensive Show, mit engagiertem Auftreten, tatsächlich abwechslungsreichem und gut ins Ohr gehendem Death Metal, was mich alles zusammen überzeugen. Kann aber auch am Bier gelegen haben, glaube ich aber weniger. CELTIC FROST könnens immer noch wie es scheint und wurden entsprechend gefeiert. Manche Reunions machen Laune, CELTIC FROST gehören dazu. Welcome Back!
DISMEMBER
Matti Kärki und seine Stockholmer Death Metal-Brigade machten den Auftakt für die legendäre Knüppelnacht des WFF - und was legten die Altmeister für ein Brett hin! Munter prügelten sich die Schweden durch ihren Backktatalog, aus dem sie einige Songs ausgebuddelt hatten, die schon lange nicht mehr live zu hören waren, und schmetterten die mit einem breiten dreckigen Grinsen in das gutegefüllte Zelt. Matti war diesmal leider (oder zum Glück?) nicht sonderlich betrunken, aber trotzdem gewohnt symphatisch, während der Rest der Mannschaft sich aufs effektive Mähneschütteln und Posen konzentrierte. So muss eine DISMEMBER-Show sein, jawoll!
NAPALM DEATH
Von NAPALM DEATH bekam ich nur die ersten beiden Songs mit, da ich danach zum Cocktailbus wollte. "Suffer The Children" war die gewohnte Granate und NAPALM DEATH gewohnt explosiv. Nach DISMEMBER passte das wie Arsch auf Eimer.
MYSTIC CIRCLE und DARK FORTRESS zogen dann die Knüppelnacht zum Black Metal. Oder soll man sagen: Die Knüppelnacht zog die beiden Bands fast unfreiwillig zum Black Metal? Die Urgesteine MYSTIC CIRCLE knüppelten sich auf hohen Frequenzen durch ihre sonst eher bass-betonten Songs. Beim ersten Song "Unholy Terror" (übrigens der einzig aktuelle Song im Set) mochte man das noch auf die Festival-üblichen Schwierigkeiten des Soundmannes schieben, aber ab "Awaken By Blood" hörte sich das stark nach Norwegen 1991 an - und das Zelt leerte sich merklich. Hits wie "Drachenblut" blieben auch außen vor - erst beim Slayer-Riff als Intro zu "Medina" regte sich spürbare Begeisterung im Publikum.
Setlist MYSTIC CIRCLE:
Unholy Terror
Satanic Rituals
Awaken By Blood
Servants of Twilight
Medina The Whore Of Satan
666 Mark of the Devil
Open The Gates Of Hell
Circle Of Tyrants
DARK FORTRESS werden zwar unter der Hand als kommende DIMMU BORGIR gehandelt - aber entweder sie haben keinen guten Deal mit dem Soundteufel gemacht, oder sie müssen noch ordentlich üben. Zudem fehlte DARK FORTRESS der Schmiss, um gegen die langsam herankriechende Kälte gegenan- und sich das von MYSTIC CIRCLE übrig gebliebene Publikum warm zu spielen. Nach Song Nummer 3 haben wir uns ins Zelt verkrümelt - ob die folgenden DISBELIEF ihre Routine besser ausspielen konnten, ist mir nicht bekannt. ENDSTILLE passten vom Namen her aber perfekt als letzte Band und dürften die letzten Unverdrossenen gut durchgewalkt in den Morgen entlassen haben.