Konzert:

With Full Force 2004 - Sonntag

Konzert vom 04.07.2004Der Tag danach. Immer schlimm. Aufwachen, mit dem dringenden Bedürfnis, die Wasserklos aufzusuchen. War der Weg schon immer so weit? Warum ist es denn gerade heute morgen so heiß und sonnig (so war’s eigentlich die anderen beiden Tage auch, aber das störte mich da nie). Zurück am Zelt, weiterleiden, kalte Ravioli essen, Kotzreiz unterdrücken, Zelt abbauen. Und endlich, endlich zum Gelände schleppen…


HATESPHERE! Danke Jungs! Ihr habt mir die Kotzigkeit aus dem Körper geballert! Kurzfristig für EXHUMED eingesprungen, gaben die Dänen alles und konnten mich wie immer voll und ganz überzeugen. Jacob ist einfach eine echte Frontsau, immer in Bewegung, redet mit den Leuten, präsentiert seinen frischen Iro (man war letzte Nacht wohl auch nicht ganz nüchtern…) und springt zu guter Letzt über den Fotograben auf die Absperrung direkt vor die Meute. So nach und nach finden sich mehr Leute ein, die ersten bangen und insgesamt können HATESPHERE mit diesem Gig sicher einige neue Freunde machen. Mir nur völlig unverständlich, warum man den Jungs um Punkt 14.15 Uhr den Saft abdrehte und den letzten Song nicht mehr spielen ließ. Das gab es vorher bei keiner anderen Band (und später nur noch bei TURBONEGRO). Egal, Hammershow und ein erstklassiger Weckdienst.


HEAVEN SHALL BURN waren cool wie immer, live sind die Thüringer eine Macht. Auch wenn "Antigone" auch Silberling ein wenig eintönig ist, live knallt der Metalcore der Jungs ohne Ende. Und die mit leichtem Akzent gesprochenen Ansagen vom Sänger stehen im krassen Gegensatz zu seinem englischen Gebrülle beim Shouten.


Als Nächstes stand die Wahl zwischen CROWBAR und WALLS OF JERICHO auf dem Programm. Also erstmal rüber zur Hardbowl und WALLS OF JERICHO schauen. Die Amis um Frontfrau Candace sind eine dieser Ami-HC-Bands, die andauernd auf Tour sind (schaut euch mal deren Tourpläne an, oder die von DARKEST HOUR, THE HOPE CONSPIRACY oder TERROR, echt krass) und dadurch eine Menge Erfahrung und Routine mitbringen. Das merkte man dem Quintett an, bei der Candace natürlich Dreh- und Angelpunkt der Show ist. Die Frau ist eine der Exemplare ihres Geschlechts, das mit einer Stimme gesegnet ist, die einen Mann vor Neid erblassen lässt. Dazu noch fetten und brutalen Metalcore und ab ist der Lack. WALLS OF JERICHO: noch eine verdammt gute und heftige Ami-Band.


CROWBAR hatten den Exzess der letzten Nacht (remember MAMBO KURT) offensichtlich locker weggesteckt und waren mitten in ihrem Set, als ich WALLS OF JERICHO verließ und zur Hauptbühne latschte. Mit einem dicken Grinsen haute das Quartett um Urgestein Kirk Windstein (u.a. mit dem Drummer von SOILENT GREEN) seine doomigen Nummern in die Menge, die ehrfürchtig lauschte.


Sagte ich schon, dass SHADOWS FALL ein Grund für meinen WFF-Besuch dieses Jahr waren? Die Mannen um Front-Dread (eyh, wie lang sind die Dinger?) Brian Fair gab von der ersten Sekunde an Vollgas. Die Menge war sofort gefesselt vom schwedischen Death Metal (was anderes ist das nicht, basta!) und sofort bildete sich ein Mob vor der Bühne. Die meisten Songs waren natürlich vom aktuellen Knaller "The Art Of Balance", aber auch ein paar ältere Sachen hatten sich in die Setlist geschlichen. Während Brian sich irgendwann seines Oberteils entledigte und als erster Mann der Welt mit Arschgeweih in die Geschichte eingehen wird, gab die Saitenfraktion alles und übte sich im fleißigen Bangen - nicht ohne dabei ein Killeriff nach dem anderen rauszujagen. SHADOWS FALL sind die legitimen Nachfolger von AT THE GATES, das wurde an diesem Tag klar. Zwei neue Songs vom in Bälde erscheinenden Album "The War Within" gab’s zu hören, die noch einen Tick heftiger als die bekannten Sachen zu Werke gehen. Als Brian dann die Masse zum größten Circle Pit des Festivals aufforderte, brach die Hölle aus. Der Pit hatte sicher einen Ausmaß von 25 Metern, in denen es vor laufenden, springenden und tobenden Leuten nur so wimmelte. Und der Gruß des Tages geht hier an den dicken Hardcoler, der für ordentlich Action sorgte. SHADOWS FALL waren an diesem Tag der Gewinner überhaupt und spielten eine Hammershow. Zum Schluss gab’s dann noch Geschenke: neben den obligatorischen Drumsticks flogen Brians Schuhe in die Menge (lecker!) und Drummer Jason ließ noch ein Becken fliegen.


Nach diesem Mördergig gleich rüber ins Zelt und TERROR sehen. Auch so alte Helden, die sich für zwei Monate in Europa aufhielten und an jeder Milchkanne (lies: sogar in Bremen) Shows spielten. Bitterböser Metalcore, mit ordentlich Old School HC gemischt. Brutal wie Sau, tight wie Sau und mit einem saufiesem Pit vor der Bühne, der den größten Circle Pit der Hardbowl zustande brachte, bei dem sogar noch Leuten crowdsurften. Musikalische Gewalt, unbarmherzig in die Menge geprügelt. Daumen hoch, ganz hoch!


Göteborg muss bei einem Festival ja auch vertreten sein und die Leute vom WFF haben sich zum Glück nicht für die lahmen IN FLAMES entschieden, sondern ihre kongenialen Landsleute genommen: DARK TRANQUILLITY! Mikael Stanne wirkt nicht mehr ganz so irre wie früher, Martin hat mittlerweile Dreads und clean singen ist für’n Arsch. DT haben sich ganz klar auf ihre alten Zeiten besonnen, was ja schon mit "Damage Done" deutlich wurde und mit einigen Songs vom neuen Album untermauert wurde. Dazu haben Mikael und Co. noch ein paar alte Sachen ausgepackt - und wurden dafür zu Recht gefeiert.


TURBONEGRO sollten für mich die letzte Band des diesjährigen WITH FULL FORCE sein. Verdammt viele Turbojugendler stürmten zur Bühne und boten den Oslo-Bastarden einen heftigen Empfang. Das WFF hatte immerhin zum größten Turbojugend-Treffen Europas geladen. Hank und seine Mannen gaben dann auch alles, spielten eine Menge Klassiker (von der "Scandinavian Leather" glaub ich nur ein Lied) und boten eine TURBONEGRO-Show par excellence. Da wurde gepost, mit (sinnlosen) Keyboards gespielt, in die Menge gedivt, tuntige Ansagen in schlechtem Englisch gemacht und immer wieder große Hits des Rock ausgepackt. Als dann Hank anfing, die Menge mit Kunstblut und Daunenkissen zu teeren und zu federn, fand ein große Show ihren Höhepunkt. Warum man TURBONEGRO aber beim Beginn von "I Got Erection" den Saft abdrehte, war mir schleierhaft. Wenn man schon ein Turbojugend-Camp auf die Beine stellt, sollte man der Band, wegen der so viele Leute nach Leipzig gekommen sind, mehr Spielzeit einräumen und ein wenig Kulanz zeigen.


Dann war es für mich vorbei, das WITH FULL FORCE 2004. MONSTER MAGNET und SOULFLY schenkten wir uns, setzten uns lieber ins Auto und fuhren. Weg von einer sehr freundlichen und immer geduldigen Security, einem genialen Parksystem und vielen guten Bands. Hin zum schlechten Wetter und der Arbeit. Geil war’s! Und wir werden nächstes Jahr wiederkommen!



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