Konzert:

With Full Force 2004 - Freitag

Konzert vom 02.07.2004Endlich wieder WITH FULL FORCE! Der Zusatz "Summer Festival" ist zwar dieses Jahr ein wenig vermessen, aber das war schon vorher klar. Bei grauem Himmel ging es am Donnerstag los, auf in den Osten. Irgendwann findet man sich auf einer Bundesstraße wieder, die nach Bad Düben führt (das tun sie um Leipzig wohl alle…) und ist auch schon beim Flughafen angelangt.



Kein Stau und die freundliche Security kontrolliert nur flugs den Kofferraum, schon wird man zu seinem Parkplatz gelotst, neben dem man praktischerweise auch gleich campen darf. Zelt aufgebaut, das erste Bier aus Plastikflaschen getrunken (bäh!) und mal die Nachbarn angeschaut. Hm, die einen haben einen Generator mit. Super. Es stellt sich aber heraus, dass das Teil superleise ist und die daran angeschlossene Anlage ganz gute Töne ausspuckt. Nicht wie die Vertreter vor zwei Jahren, die nur drei CDs mithatten…. Auf der anderen Seite sind wohl die Trichter-Säufer vom FUCK THE COMMERCE wieder da. Wenn ich noch einmal eine Gruppe Leute "Jaja, er lebt noch, er lebt noch, er lebt noch!" gröhlen höre, gibt es Tote!
Das war aber auch das einzige Tröpfchen Bitterkeit im Bier, mit dem Gelände konnten wir mehr als zufrieden sein und die fünf Minuten Fußweg bis zum Festival schmerzten auch kaum - fragt mal die Typen, die weit hinter dem Turbojugend-Camp waren… Also noch ein paar Bierchen, mal kurz übers Gelände gestreift und sich auf drei Tage Wein, Wind und Gesang gefreut. Von alten Helden wie FEAR FACTORY, TERROR und CROWBAR bis zu Hopefuls Marke SHADOWS FALL und HATESPHERE (die kurzfristig für EXHUMED dabei waren - die Herren Amis waren nämlich nach 105 gespielten Shows seit Februar ausgelaugt…) war für jeden Freund harter Kost was dabei. Und nicht zu vergessen TURBONGEGRO, MONSTER MAGNET und endlich mal wieder DARK TRANQUILLITY.




Den Opener des diesjährigen WITH FULL FORCE machten SIDEKICK in der Tentstage. Mir war die Band bisher nicht bekannt, was ich im nachhinein aber bereute, denn die Stuttgarter ballerten ein heftiges Stück Hardcore in die Menge. Das Zelt war gut gefüllt und SIDEKICK konnten für einen Opener sehr gute Reaktionen ernten. Starker Auftakt.
Danach wurde erstmal der Rest des Geländes erkundet und den ersten Skatern bei ihren Kunstücken auf dem Straßenparcour zugeschaut (die Halfpipe war noch im Bau). Wenn man drei Schritte aus dem Hardbowl-Zelt rausmachte, stand man zwei Meter von der Skateanlange weg, was sich als verdammt praktisch erwies, da so die Leute zwischen zwei Bands einfach in der Nähe des Zeltes blieben, was sie zu sehen bekamen und pünktlich zur neuen Band wieder reinkamen. Dadurch war die Hardbowl immer gut gefüllt und selbst kleinere Bands konnten mit viel Publikum rechnen.



So auch MAROON, die Edger aus Nordhausen. Verstärkt um zwei (mehr oder wenige langhaarige) Aushilfen an den Gitarren machten MAROON klar, dass es neben HEAVEN SHALL BURN und CALIBAN noch viel mehr verdammt gute deutsche Metalcore-Bands gibt! Das war nicht einfach Hardcore mit ein wenig Death Metal vermischt, das war stellenweise reinster Schwedentod vom Feinsten. MAROON waren saubrutal, unglaublich intensiv und immer sympathisch. Die Band spielte sich den Arsch ab, konnte mit einem guten Fronter punkten und eine Menge Leute zu ersten Tanzbewegungen und einem kleinen Moshpit animieren. Ganz fetter Auftritt und für mich eine der Überraschungen beim WFF!
Interessierte es da jemanden, dass TAPE gerade die Hautpbühne eröffnet hatten? Nein. Na ok, Darcia ist schon ein netter Anblick, also nach dem Ende vom MAROON-Inferno noch mal die fünf Meter gelatscht und TAPE angeguckt. Aber wie immer nix dolles und auch im Publikum recht wenig los.



Die Zeit bis zu THE REAL MC KENZIES wurde mit Nahrungsaufnahme beim Hamburger-Stand überbrückt. Und einem Bier, um den Geschmack des kalten Hamburgers aus dem Mund zu bekommen. Für 3€ erwarte ich mindestens ein warmes Brötchen und nicht so eine kalte Pappe! In den nächsten beiden Tage zeigte sich aber, das das der einzige Aussetzer beim Essensangebot war, die anderen Stände lieferten beste Qualität und Festival-typische Preise. Richtig geil war der Chinese, der von Bratnudeln bis zu gebackener Ente alles im Angebot hatte und ordentliche Portionen verteilte.


Irgendwann fingen dann THE REAL MC KENZIES an, natürlich mit ihrem typischen Dudelsack-Intro (irgendwann muss mir noch mal einer erklären, was irische Bostoner mit Dudelsäcken zu tun haben…), gefolgt vom ersten runtergerotzten Punksong. Ich hab die Kerle schon öfter gesehen und sie machen jedes Mal wieder Spaß, auch wenn sich die Show (oder die Songs) seit Jahren anscheinend nicht mehr groß verändern.


Den Rest des Nachmittags verbrachte man dann vorm Bierstand oder beim Zelt und ließ Kapellen wie SOILWORK oder DEATH ANGEL links liegen. SOILWORK waren für uns nicht außergewöhnlich genug, um uns vom Konsum mitgebrachter Biere aus Plastikflaschen abzubringen und DEATH ANGEL? Nun, ich bin unter 35, deswegen verstehe ich die Hysterie um diese lahme Thrash-Band mit Eierkneifer-Gesang sowieso nicht hehe.


Wie auch immer, THE EXPLOITED zog uns dann mal wieder (kurz) vor die Bühne. Wattie, der alte Schotte, wie immer mit roten Socken, roten Dreads und mächtig Wut im Bauch, diesmal aber nüchtern. THE EXPLOITED stehen ja nicht gerade für technisch anspruchsvolle Mucke, von daher waren keine Überraschungen zu erwarten. Den Fans war’s egal, die feierten Wattie und seine Truppe gut ab.


HYPOCRISY standen als nächste Band auf dem Plan, aber mal ehrlich: Wer hat noch Bock, die zu sehen? Da hat sich bei mir das VADER-Syndrom eingeschlichen. Also lieber noch mal kurz zu CALIBAN rüber, aber auch da keine Überraschungen im Metalcore-Sound der Jungs.


Während DONOTS und BEATSTEAKS im Zelt die Headliner für heute waren (und für mich ungefähr so interessant wie GAMMA RAY…), stand auf der Main Stage LIFE OF AGONY an. Eigentlich finde ich die ja nicht sonderlich toll, aber einmal wollte ich Keith Caputo auch mal live gesehen haben - vielleicht eine unterbewusste Form der Selbstbestrafung. Als wir wieder vor der Bühne eintrafen, war ich erstmal überrascht, wie viele Leute LOA sehen wollten. Dann war’s so weit, unter frenetischem Jubel betraten ein paar Typen die Bühne. Der Kleinste schnappt sich den Mikroständer (der fast größer ist) und legt los. Keith Caputo ist mal echt ein Zwerg, der dazu noch die Hälfte seines Gesichtes hinter einer riesigen 70er Jahre-Sonnenbrille versteckt. Aber was für ein großartiger Entertainer steckt in diesem Mann! Er war nicht sonderlich kommunikativ mit dem Publikum (dass haben Burton (FF) oder Jacob (HATESPHERE) viiiiel besser hinbekommen an diesem Wochenende), aber lebt seine Mucke. Der geht in den Song richtig auf, legt viel Gefühl darein. Unterstützt wird der gute Mann dabei von seiner erfahrenen Band, die augenscheinlich richtig Bock auf Spielen hat und - zu meiner großen Überraschung - verdammt heftig ballert. Mit dem Songmaterial der Band bin ich nicht im Mindesten vertraut (ich kenne nur "Weeds" vom Namen), von daher kann ich nicht sagen, was LOA so spielten. Aber eins kann ich sagen: den Leuten hat’s gefallen, tausende Kehlen sangen lauthals mit, tausende Arme streckten sich bis weit hinter den Mischerturm in die Höhe, tausende Leute hüpften auf Kommando eines kleinen Mannes mit großer Brille. Das ist Rock’n’Roll!


HATEBREED würden sich von einem solchen Vorgänger nicht beeindrucken lassen, das wäre definitiv nicht tough guy Hardcore oder so. Keine Band hatte an dem Wochenende mehr Shirtträger aufzubieten als die neuen Helden des brutalen Hardcores, dementsprechend voll war es auch bei der Show der Amis. HATEBREED boten eine solide und brutale Hardcore-Show, die zu einem fiesen Pit vor der Bühne führte und voll und ganz überzeugen konnte. Ich hab sie mir nicht lange aus Nähe angeschaut, sondern lieber aus der Ferne mit einem Bierchen in der Hand, deswegen auch nur ein allgemeiner Eindruck. Das Problem bei HATEBREED ist für mich die mangelnde Abwechslung, die Songs klingen alle ziemlich ähnlich, jedenfalls für nicht-eingeweihte Ohren. Das war auch an dem kalten Freitagabend in der Leipziger Pampa nicht anders. Und trotzdem wurden HATEBREED gefeiert.


Dann nur noch SLIPKNOT, dann rüber zur Knüppelnacht. Beim "Fury Fest" in Frankreich eine Woche zuvor wurde die Show der Maskennasen nach knapp 40 Minuten abgebrochen - nachdem die Band die Fans 45 Minuten warten ließ und dafür unschöne Bemerkungen den ganzen Gig über erntete. Wie war das mit Wind säen? In Leipzig waren SLIPKNOT handzahm, beinahe pünktlich. Es war mein erstes Mal SLIPKNOT - und sie haben mich überzeugt. Richtig brutal, mit einem fetten Sound und cooler (wenn auch sicher routinierter) Show brachten die Jungs die Menge zum Kochen. Bis auf die neue Single hab ich keinen Song erkannt, aber trotzdem fleißig den Kopf bewegt. SLIPKNOT sind live echt eine Macht, es ist schon beeindruckend wenn sieben Leute auf der Bühne gleichzeitig moshen, während der Drummer sein Kit komplett zerlegt (vor allem die Fußmaschine musste leiden). Viel viel besser als ich erwartet hatte und ein würdiger Headliner!


Die Knüppelnacht ist jedes Jahr wieder die ultimative Herausforderung für Freunde des Death Metals. Dieses Jahr sollte sie für mich eigentlich mit BENEDICTION um halb drei beginnen, aber das schaffte ich aus diversen Gründen (Bier, Schlaf, Wecker nicht gehört…) nicht ganz. Pünktlich zu NAGLFAR war ich dann wach und wankte noch mal Richtung Zelt, aber wirklich was mitbekommen habe ich nicht. Also zurück und pennen gelegt für den Samstag.



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