Konzert:

Winternoise Festival - Osnabrück, N8

Konzert vom 28.01.2008Das „Winternoise“-Festival in Osnabrück gehört mittlerweile zu den festen Institutionen in Sachen Metal und fand, wie sein Bruder, das „Tomahawk“-Festival, dieses Mal ebenfalls im „N8“ statt, da das „Eventcenter B51“ letztes Jahr das Zeitliche segnete.

Als wir das „N8“ gegen 14 Uhr erreichten, war die Straße vor der Location wie erwartet bereits von diversen sich warm trinkenden Fans belagert, die zumeist an ihren Autos abhingen und die ersten Biere vernichteten. Beim Betreten der Halle stellten wir fest, dass die Preise für Getränke wie gehabt zwar immer noch an der oberen Grenze (0,3 Liter Bier für 2,50 Euro) hingen, aber gegenüber dem letzten Jahr nicht weiter angehoben worden waren. Immer noch zum Mäusemelken war aber wieder diese nervtötende Geschichte mit den Wertmarken (für Becherpfand gab es Wertchips zurück, die man wiederum einlösen musste – komplizierter geht’s nimmer!), die man zuerst nur in größeren Packs, später dann aber auch einzeln bekommen konnte. Aber abgesehen von dieser umständlichen Maßnahme war das Festival wieder eine sehr spaßige Angelegenheit, die mit 26,50 Euro im VVK (plus Gebühren) auch preislich absolut im Rahmen lag.



Den musikalischen Auftakt boten die Schweden IMPIOUS, die, gemessen an der frühen Stunde, schon eine ganz ordentliche Anzahl Banger vor die Bühne locken konnten, wobei sich die Euphorie aber in Grenzen hielt. Es hatte für mich den Anschein, dass viele Leute nicht mit dem Material der Band vertraut zu sein schienen, und auch die Band selber wirkte eher statisch als ausufernd partybegeistert. Echte Klassiker haben die Jungs auch nicht im Gepäck, was sie gleich dazu verleitete, etwa mit „Bloodcraft“, „Everlasting Punishment“ oder „Purified By Fire“ ihr neues Album „Holy Murder Masquerade“ zu promoten. Ein netter Auftakt, aber nicht mehr, der zudem unter einem üblen Sound litt, der im Laufe des Festivals auch nicht immer besser wurde.



Mit gerade erst einem einzigen Longplayer in der Hinterhand waren die Dänen SVARTSOT eher ein Geheimtipp, der allerdings recht viele Leute anziehen konnte. Sänger Claus wirkte mit seinem Kettenhemd und der begeistert geschwungenen Axt zwar etwas unfreiwillig komisch, und Flötenmann Stewart scheint altersbedingt mal so rein gar nicht zum Rest der Band zu passen, doch lieferte die Band eine coole Show ab, die nicht erkennen ließ, dass sie erst knapp drei Jahre existiert. Und mit den beiden Hits „Gravollet“ und „Jotunheimsfaerden“ hat man zumindest zwei echte Stimmungsgranaten (auch auf Konserve die Highlights) im Gepäck, die auch live Bock auf mehr machten. Ich bin mir sicher, dass SVARTSOT an diesem Nachmittag einige Fans dazu gewonnen haben!



Auch die Schweden MANEGARM entpuppten sich als zuverlässiger Publikumsmagnet, da erstens Viking Metal auf diesem Festival hoch im Kurs stand und zweitens die Band eine von der Performance her erstklassige Vorstellung ablieferte. Lediglich der abermals dürftige Sound ließ (sogar in der Mitte der Halle) viele Feinheiten wie fast den kompletten Geigensound im Nirgendwo verschwinden, was aber viele Fans nicht daran hinderte, etwa die neuen Stücke des aktuellen Albums „Vargstenen“ ordentlich abzufeiern. Coole Show!



Waren die Färöer Inselbrüder TYR bei ihren ersten Auftritten in Deutschland noch ein wenig steif und trocken, so hat sich die große Tourerfahrung der letzten paar Jahre bei Heri Joensen und Co. deutlich bemerkbar gemacht. Zwar war das Quartett auch hier weit davon entfernt, auf der Bühne den Derwisch zu geben, doch agiler als zum Bleistift noch als Support von AMON AMARTH war die Show zweifellos. Speziell die Hymnen „Regin Smidur“, „Raimund Hin Unge“, das obligatorische „The Wild Rover“ (mit der Melodie von „An Der Nordseeküste“) sowie der Bonustrack „Hail To The Hammer“ vom saustarken Erstling „Eric The Red“ kamen erwartungsgemäß am Besten an. TYR gehörten zwar insgesamt nicht zu den großen Highlights des Festivals, können aber echt zufrieden auf diese Show zurückblicken.



Mit den Norwegern KAMPFAR wurde es wieder etwas böser, was vor allem daran lag, dass der Vierer seine Mischung aus Black- und Viking Metal gänzlich ohne Streicher, Akkordeon oder „fröhliche“ Elemente auf die Bangerschaft losließ. Roh, fies und ungehobelt schoss uns die teilweise mit dicken Nietenarmbändern behangene Band ihre starken Songs um die Ohren, und auch einen sehr hörenswerten Ausblick auf das im Sommer/Herbst erscheinende neue Album gab es zu bestaunen. Eine gute Vorstellung, die aber nicht den Geschmack aller Anwesenden traf.



Danach war Götterdämmerung angesagt: NECROPHOBIC sind die momentan beste Melodic Death Metal-Band des Planeten und konnten hier auch live mühelos überzeugen. Die um Eric von WATAIN am Bass verstärkte Truppe stieg mit dem Opener „Blinded By Light, Enlightened By Darkness“ ihres aktuellen Hammeralbums „Hrimthursum“ in den Set ein und legte eine wirklich reife Leistung aufs Parkett, die mit „Taste Of Black“, „Blackmoon Rising“ oder der Uraltnummer „The Nocturnal Silence“ weitere Megahymnen enthielt, die routiniert, aber mitreißend in die Menge gefeuert wurden. Rein optisch waren auch für nicht Eingeweihte große Ähnlichkeiten zu den „Kollegen“ von NIFELHEIM auszumachen. Warum bloß…?!



Nach einem Stromausfall und mit deutlicher Verspätung stieg mit den deutschen Wikingern EQUILIBRIUM eine der am besten besuchten Bands auf die Bühne. Mit seinen trinkkompatiblen Hymnen lag das sympathische Quintett goldrichtig, ließ die Fans in den ersten Reihen komplett durchdrehen und lieferte eine zwar nicht immer dynamische, aber solide Performance, die neben den Standards des Debüts „Turis Fratyr“ auch ein paar auf den ersten Eindruck sehr hörenswerte Ausblicke auf das demnächst erscheinende Album „Sagas“ bot. Mit dem obligatorischen, abgefeierten „Met“ verabschiedete sich die Band, die hier als heimliche Headliner abräumen konnte.



An den Finnen IMPALED NAZARENE scheiden sich von jeher die Geister, und das merkte man dann auch zahlenmäßig anhand der Meute vor der Bühne. Deutlich lichter war es seit EQUILIBRIUM geworden, aber das änderte nix daran, dass Schreihals Slutifer (mit seinen gut ausgeleuchteten Segelohren) und Co. eine coole, wenn auch bisweilen unfreiwillig komische Vorstellung boten. Besonders der durchweg hohe Kreischgesang hat sicher den einen oder anderen Besucher abgeschreckt, doch rein musikalisch war der ebenso knackige wie brachiale Black´n´Roll nicht ohne. Dennoch hätte ein wenig Abwechselung der Chose nicht geschadet.



„Der Tod ist ein Meister aus Thüringen“, zumindest was den Status der eigentlich stark polarisierenden EISREGEN betraf. Man merkte deutlich, wegen welcher Band ein Großteil des Publikums angereist war, denn Durchkommen war ab der Hälfte der Halle kaum noch möglich. Auf der Bühne war dafür weniger Party, denn Michi Roth und Co. sind nicht gerade eine Band, die live eine schweißtreibende Performance versprüht. Den Fans war es egal; sie feierten den alle Blicke auf sich ziehenden, leicht korpulenten Frontmann (der eigentlich auch alleine zur Musik vom Band singen könnte) nach allen Regeln der Kunst ab und freuten sich über deutschsprachiges Makaber-Theater der Marke „Schlachthaus-Blues“ oder „Elektro-Hexe“ (letzte Zugabe), das einmal mehr klar machte, dass man sich über EISREGEN zwar massiv streiten kann, die Band ihren inzwischen großen Status in der Szene aber aufgrund ihres irgendwie einzigartigen Stils fraglos verdient hat.



Den würdigen Abschluss markierten dann die Old School Black Metaller THYRGRIM aus Nordrhein-Westfalen, die schon das letztjährige „Tomahawk“-Festival eröffnet hatten. Das Trio, für das nur 20 Minuten Spielzeit anvisiert war, spielte noch vor gut 20-30 Leuten einen coolen Gig, der zwar aufgrund seines räudigen Sounds in erster Linie „für Schwarzmetaller only“ war und nicht vor Bewegungsfreude überschwappte, den paar noch Anwesenden aber augenscheinlich gefiel. Als Lohn war es Kain und Co. sogar vergönnt, ihren Set um 100% Spielzeit zu verlängern, so dass erst nach 40 Minuten der Vorhang für die Band und das Festival fiel.

Die Zusammenstellung der Bands und die straffe Organisation haben wieder dafür gesorgt, dass das „Winternoise“ glatt (bis auf den Stromausfall vor EQUILIBRIUM) über die Bühne ging und einem Haufen Metaller ordentlich Spaß inne´ Backen bereitete. Weiter so!