Where The Bad Boys Rock Tour 2005 - Hamburg, Logo

Aufgrund der eben beschriebenen Umstände bekam ich von THE DEEP EYNDE nur noch zwei komplette Titel mit. Was der Fünfer aus Los Angeles ablieferte, konnte sich aber durchaus hören lassen. Der 80er New Wave-Einfluss, der auf dem "Shadowland"-Album noch recht deutlich zu hören ist, kam live zwar nicht so stark zu Geltung, dafür war der Gesamtsound deutlich Punkrock-lastiger und dreckiger, was ja auch nicht verkehrt ist. Leider war das Logo aber zu diesem Zeitpunkt noch recht spärlich besucht, so dass noch keine wirkliche Konzert-Atmosphäre aufkam. Trotzdem - ich hoffe, beim nächsten Mal bekomme ich das komplette Set mit.
Dann betraten die ebenfalls aus L.A. stammenden GENERATORS die Bühne und entpuppten sich als der erste Höhepunkt des Abends. Ihr melodischer Old-School-Punkrock ging ins Ohr und in die Beine bzw. Nackenmuskeln und machte von der ersten Sekunde an Spaß. Besonders Sänger Doug Dagger überzeugte nicht nur durch seinen extrem guten, angedreckten Gesang, der live stellenweise etwas an Greg Graffin von BAD RELIGION erinnerte, sondern ging auch durchgehend äußerst engagiert zu Werke und entledigte sich irgendwann seines Oberteils, um noch mehr abzugehen. Überhaupt wirkte die komplette Band nicht nur äußerst sympathisch und homogen, sondern versprühte äußerste Spielfreude, was das inzwischen etwas zahlreichere Publikum dankend aufnahm. Als dann am Ende des 45-minütigen Sets auf Zuruf noch ein paar alte Kracher gespielt wurden, wagten sich sogar die ersten Pogo-Tänzer nach vorne und es wurde ordentlich gefeiert. Wer diesen Gig gesehen hat, dem dürfte unbegreiflich sein, warum die GENERATORS in Deutschland noch nicht größer sind - in den USA sind sie es längst.
Die Londoner DEADLINE legten dann erst mal einen ganzen Zacken an Tempo zu. Ihr schneller Streetpunk ging direkt und kompromisslos nach vorne, immer getragen von der äußerst sexy Stimme von Frontfrau Liz Rose. Allerdings fehlte hier schon bald die Abwechslung, denn immer nur schnell ist auf Dauer auch langweilig. Dazu kam noch, dass Drummer Nicolas Zikos so in die Felle prügelte, dass die Harmonien und damit auch die eigentlichen Songs ziemlich plattgebolzt wurden. Grade das, was DEADLINE auf Platte ausmacht - schneller, dreckiger Punk, in Verbindung mit poppig-rock ´n rolligen Melodien - ging dadurch fast komplett verloren. Einzig Liz konnte durch ihre Stimme und durch ihre energiegeladene Show einiges rausreißen, ansonsten wäre die Musik nur noch eintönig gewesen. Gut wurden DEADLINE immer dann, wenn sie mal ein anderes Tempo oder einen anderen Rhythmus anschlugen, wie z. B. beim Ska-lastigen "Who Are You" oder beim wirklich tollen BLONDIE-Cover "Hanging On The Telephone". Das RAMONES-Cover "Sheena Is A Punkrocker" hätte aber nicht unbedingt sein müssen und war dazu nicht besonders gut gespielt: Die hektischen Drums machten diesen großartigen Song komplett zunichte. Und das haben die RAMONES nun wirklich nicht verdient... Was blieb, war ein gemischtes Gefühl: War nicht schlecht, aber auf Dauer - seien wir ehrlich - ziemlich langweilig.
Auch DEADLINE spielten rund eine Dreiviertelstunde, und danach war es Zeit für die Band, wegen der wohl die meisten an diesem Abend gekommen waren: Die U.S. BOMBS, deren Frontmann Duane Peters schon seit langem eine Kultfigur des amerikanischen Punkrock ist. Und kaum waren sie auf der Bühne, war auch schon die Hölle los. Ihr oberdreckiger 77er Punkrock brachte das mittlerweile gut gefüllte Logo zum Wackeln, und es wurde getanzt, gepogt, gesprungen und gedivt. Duane Peters war gut in Form und wie immer herrlich asig anzusehen (und wie immer mochte man es kaum glauben, dass er mehrfacher Skate-Weltmeister ist), grölte dreckig mit seiner typischen, krächzenden Stimme ins Mikro und machte das Publikum unentwegt an. Der Rest der Band ließ diesen Enthusiasmus allerdings etwas missen, vieles wirkte zu routiniert und zu sehr runtergespielt. Da hätte man sich doch etwas mehr Lebendigkeit gewünscht. Dem Publikum war das aber offensichtlich komplett egal und feierte seine Helden ordentlich ab. So gab es also doch noch eine schöne Punkrock-Party mit Schweiß, Bier und jeder Menge Tattoos.
Während sämtlicher Umbaupausen betrat übrigens ein schwerst tätowierter Typ mit Sonnenbrille namens The Ski King die Bühne, der zum Band erst Elvis-, dann Johnny Cash-Songs trällerte, und sich später des Abends sogar noch an den WHITE STRIPES und MOTÖRHEAD versuchte. Anfangs noch in einen 50s Glamour-Anzug gewandet, tauschte er diesen irgendwann in eine Latzhose und wirkte darin noch skurriler. Auf jeden Fall eine witzige Idee, die Pausen zwischen den Bands zu überbrücken.
Es wurde also doch noch ein lohnender Abend, da hier vier Punkrock-Bands mit sehr unterschiedlichen Sounds zu Werke gingen, von denen eigentlich keine wirklich schlecht war, von denen die GENERATORS - zumindest für mich - aber die eigentlichen Gewinner des Abends waren. Trotz allem - etwas Psychobilly hätte dem Abend nicht geschadet und hätte etwas mehr Abwechslung gebracht und auch eine weitere Facette des People Like You-Labels präsentiert. Also nächstes Mal bitte auch in Hamburg mit MAD SIN...